"Die Sprache ist der Schlüssel zu den Menschen und zur Kultur"

Bei einem Ausflug auf einem der heiligen Krokodile in Bazoule / Tanghin-Dassouri | Foto: Maria Theresa Schröder
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  • Bei einem Ausflug auf einem der heiligen Krokodile in Bazoule / Tanghin-Dassouri
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Martha Theresa Schröder (21) aus Sprötze arbeitet für fünf Monate in Burkina Faso

cbh. Sprötze. Paris, New York, London, Rom, Sydney - nach der Schule ins Ausland zu gehen, ist für viele junge Menschen ein Traum. Die großen Metropolen der Welt stehen dabei als Reiseziele an erster Stelle. Ganz anders bei Martha Theresa Schröder. Die 21-Jährige aus Sprötze hat diesen Sommer ihre Schule beendet und sich dafür entschieden, für viereinhalb Monate nach Ouagadougou, Hauptstadt von Burkina Faso, zu gehen.
Auf ihrer Facebook-Seite schildert sie nach den ersten fünf Wochen ihre Beweggründe für den Aufenthalt in einem der ärmsten afrikanischen Länder auf dem "schwarzen Kontinent" - und über Facebook hat sie auch mit der WOCHENBLATT-Redaktion kommuniziert.
Über ihre Motivation, nach Afrika zu gehen:
"Ich wollte nach der Schule gerne in ein afrikanisches Land reisen, da mich die Kultur und das Leben dort sehr interessieren und ich mich sozial engagieren wollte. Für Burkina Faso habe ich mich entschieden, weil ich Omer Ouedraogo kenne und wusste, er kann mir hier Kontakte verschaffen." (Omer Ouedraogo ist der Vorsitzende der Kinderhilfsorganisation ABED e.V., Anm.d.Red.; Infos s. unten).
Über die Verständigung:
"Obwohl ich wusste, dass hier Französisch gesprochen wird und ich es nicht in der Schule hatte, habe ich mich dafür entschieden, hierher zu kommen. Vier Monate vor der Abreise habe ich angefangen, intensiv französisch zu pauken. Mir war klar, dass es am Anfang sehr schwer werden würde. Der Akzent hier ist sehr ausgeprägt und egal wie oft ich sage, "bitte langsamer sprechen", ist es nie wirklich langsam. Es ist schade, dass ich noch nicht so gut französisch spreche, da ich gerne viel mehr fragen, mehr erfahren und die Menschen besser kennenlernen würde. Die Sprache ist der Schlüssel zur Kultur und zu den Menschen."
Über das Leben dort:
"Den anfänglichen Kulturschock habe ich mittlerweile ganz gut überwunden. Das Leben hier ist schon sehr, sehr anders. Viele Straßen sind nicht gepflastert, es wird unglaublich viel Motorrad gefahren, an den Straßenrändern stehen Händler mit ihren Ständen und verkaufen Obst, Kleidung, Schuhe, Dinge für den täglichen Bedarf, warme und kalte Speisen und vieles, vieles mehr. Es gibt hier viele kleine Läden, ähnlich wie bei uns die Kioske. Das Essen ist sehr fetthaltig. Außerdem gibt es fast immer Fleisch oder Fisch. Mir fehlt unser leichtes Essen und ein Frühstück, da wir hier dreimal am Tag warm essen. In Ouagadougou tobt das Leben, selbst spät abends sind die Straßen noch voller Leute und über den Straßen flimmert die Hitze, weil es tagsüber extrem heiß ist.
Burkina Faso ist zwar eines der ärmsten Länder der Welt, aber die Lebensfreude und die Gastfreundschaft der Menschen sind überwältigend."
Über Wohnen und "Weiß sein":
"Zurzeit wohne ich bei meiner Kollegin Rachel vom "Ministère de l'Action Sociale et de la Solidarité Nationale (MASSN) du Burkina Faso", meinem Arbeitsgeber für die nächsten Monate. Sie wohnt in einer kleinen Wohnung nahe unser Arbeitsstätte
Als Weißer wird man hier in Afrika "Nasaara" genannt, was man aber nicht negativ auffassen darf. Viele Kinder kommen angelaufen, rufen "Nasaara" und winken einem zu, das ist wirklich süß. Ich finde es nur etwas befremdlich, dass mich auch einige Erwachsene mit "Nasaara" rufen oder so ansprechen."
Über die Arbeit im Kindergarten:
"Der Kindergarten dort gleicht eher einer Vorschule bei uns. Es wird viel gesungen und es gibt Unterricht, in dem verschiedene Dinge gelehrt werden. Von Formen über Farben bis zur Hygiene. Ich helfe den Betreuern bei ihren Aufgaben und spiele mit den Kindern. Vor Kurzem bekam jedes Kind eine oder mehrere Impfungen und einen Impfpass. In den Pausen wird dann draußen auf dem Hof gespielt, wo es mehrere Spielgeräte gibt. Insgesamt gehen 222 Kinder in den Kindergarten, die in vier Gruppen aufgeteilt sind und jede Gruppe hat zwei bis drei Kindergärtnerinnen oder Kindergärtner.
Wirklich negativ aufgefallen ist mir, dass die Kinder geschlagen werden dürfen, und das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Ich finde es sehr schwer, das mitanzusehen, ohne etwas zu sagen."
Über ihre nächsten Stationen:
"Demnächst werde ich in einer Aufnahme-und Hilfsstätte für wohnungslose Kinder, schwangere Jugendliche und Kinder, die Gewalt erlebt haben, arbeiten und später dann noch im Sozialdienst. Ich bin sehr gespannt, was mich dort noch so alles erwartet."
Über Weihnachten und Silvester:
"Ich freue mich schon sehr auf das Weihnachtsfest und den Jahreswechsel. Beides wird ähnlich gefeiert wie bei uns auch. Die Menschen christlichen Glaubens gehen am 24. Dezember morgens zur Messe, dann wird gegessen, meistens gibt es Hühnchen. Danach bekommen die Kinder - aber auch nur die Kinder - ihre Geschenke. Und Silvester ist genau wie bei uns. Es wird geböllert, es gibt Feuerwerke und es wird getanzt und das neue Jahr fröhlich begrüßt."

Das ist ABED e.V.

ABED e.V. steht für „Association pour le Bien - Etre de l’Enfance en Difficulté“ und bedeutet auf Deutsch „Verein für das Wohlergehen von Waisen und Kindern in schwierigen Lebensumständen“. Gegründet wurde ABED e.V. 2001 in Burkina Faso und ist dort seit 2003 staatlich anerkannt.
In Deutschland besteht der gemeinnützige Verein seit 2008. Seit 2016 ist ABED ein Träger der freien Jugendhilfe. ABED e.V. hat sich die Verbesserung der Lebensbedingungen der Kinder in Burkina Faso zum Ziel gesetzt, da sie es sind, die am meisten unter der Armut des Landes zu leiden haben.
Auch der Bereich der internationalen Jugendarbeit ist mittlerweile ein Arbeitsfeld von ABED e.V.; seit 2015 hat ABED e.V. Deutschland e.V. dank der Förderung des Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW) und der Stadt Hamburg (BASFI), der Nordkirche und der Norddeutschen Stiftung für Umwelt Entwicklung (NUE) drei internationale Jugendbegegnungen zwischen Frankreich und Burkina Faso durchgeführt.
In Kooperation mit der AWO hat ABED e.V. die Initiative „BeaPart“ in Hamburg gestartet, die durch eine finanzielle Unterstützung der „Aktion Mensch“ realisiert wurde. Hier sollen Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund zusammenkommen und befähigt werden, an der Gesellschaft zu partizipieren und sich integrieren zu können.
Mehr Informationen zum ABED e.V. unter www.abed-burkina.com oder auf Facebook
Spendenkonto: abed e.V.
IBAN: DE16 2005 0550 1216 1629 49
BIC-Code (SWIFT): HASPDEHHXXX

Redakteur:

Christine Bollhorn aus Buchholz

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