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Millionenschaden im Buchholzer Freibad

"Sie war uns lieb und vor allem teuer"
Buchholz: Baudezernentin Doris Grondke (51) wechselt im Juni nach Kiel

Ab 1. Juni in Kiel tätig: Buchholz' Baudezernentin Doris Grondke | Foto: archiv / Helms
  • Ab 1. Juni in Kiel tätig: Buchholz' Baudezernentin Doris Grondke
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os. Buchholz. Paukenschlag in der Buchholzer Stadtverwaltung: Baudezernentin Doris Grondke (51) verlässt die Nordheidestadt und heuert zum 1. Juni als Stadträtin für Stadtentwicklung und Umwelt in Kiel an. Ihre Wahl im Rat der Landeshauptstadt von Schleswig-Holstein soll am 16. März erfolgen.
Die Wahl von Grondke in der 250.000-Einwohner-Stadt gilt als sicher, nachdem sich SPD, Grüne und Südschleswigscher Wählerverband (SSW) für die 51-Jährige ausgesprochen haben. Die Parteien verfügen über 30 von 53 Stimmen im Kieler Stadtrat. Grondke sei „exzellent geeignet“, im Vorstellungsgespräch habe man sie als „kenntnisreich in den wichtigen Fragen für die Zukunft unserer Stadt“ erlebt, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung von SPD und SSW. „Ihre konstruktive und teamorientierte Art zusammen mit klaren Vorstellungen für die Gestaltung der Stadt wäre ein Gewinn für die Kieler Stadtverwaltung.“ Grondke soll in Kiel auf Peter Todeskino (58, Grüne) folgen, dessen Amtszeit Ende Mai ausläuft. Todeskino war seit 2006 in der Landeshauptstadt tätig.
„Ich bin angesprochen worden, ob ich mir die Stelle in Kiel zutraue“, sagte Doris Grondke auf WOCHENBLATT-Nachfrage. Sie habe sich entschlossen, in der Fördestadt den Hut in den Ring zu werfen. Sie verlasse Buchholz schweren Herzens, da die Nordheidestadt „ein tolles Pflaster“ sei. „Ich durfte in den vergangenen Jahren hier das Feld bestellen und bin mir sicher, dass die Maßnahmen auch nach meinem Ausscheiden nachwirken werden“, betonte Grondke. Sie versprach, bis Juni einen „guten Übergang“ hinzubekommen. Auch in ihrem neuen Job wolle sie in Hamburg wohnen bleiben und sich in Kiel ein Zimmer suchen. Zunächst wolle sie die Wahl im Kieler Stadtrat abwarten und parallel mit ihrem Ehemann das weitere Vorgehen besprechen. „Für mich ist alles noch ganz frisch“, so Grondke.
Buchholz‘ Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse war die Enttäuschung deutlich anzumerken. Er erfuhr von Grondkes Abgang aus der Zeitung und nicht von seiner Baudezernentin selbst. „Jeder muss sehen, wie er seine Karriere gestaltet“, sagte Röhse. „Vielleicht waren Frau Grondke die Ortsräte in Buchholz zu piefig.“ Er finde es schade, dass Grondke viele Dinge angeschoben habe, diese nun aber nicht zu Ende bringe. „Das ist bedauerlich und auch ein bisschen unfair“, sagte er.
Doris Grondke stand seit August 2012 an der Spitze der Buchholzer Bauverwaltung. Die gelernte Krankenschwester studierte später Architektur und Stadtplanung und arbeitete danach in verschiedenen Architektur-Büros, u.a. zwölf Jahre lang bei Petersen Pörksen Partner in Hamburg. In Buchholz, so werten es Wegbegleiter, brachte Grondke frischen Wind in die Bauabteilung. U.a. zeichnete sie für die Erstellung des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (ISEK) verantwortlich, das einen Rahmen für die Entwicklung der Stadt bis zum Jahr 2030 bildet und mit großer Bürgerbeteiligung erstellt wurde. „Sie war uns lieb und vor allem teuer“, sagt ein Wegbegleiter angesichts von vielen Gutachten, die Grondke in ihrer Amtszeit in Auftrag gab, und Bauprojekten für die sie Fördermittel einwarb, die aber von der Stadt co-finanziert werden müssen.
Wie sieht die Politik den bevorstehenden Abgang von Doris Grondke? Das WOCHENBLATT fragte bei den Fraktionssprechern nach.
Andreas Eschler (CDU): „Zu Beginn fehlte Frau Grondke etwas Feingefühl im Umgang mit der Lokalpolitik, das hat sich aber im Laufe der Zeit deutlich gebessert. Sie war mit ihrer aktiven Arbeit und ihrem großen Netzwerk eine Bereicherung für die Stadt Buchholz.“
Wolfgang Niesler (SPD): „Doris Grondke hat Grundlagen für eine dauerhafte Stadtentwicklung in Buchholz gelegt. Vorher haben wir bei der Bauleitplanung eher von der Hand in den Mund gelebt, das hat sie deutlich geändert. Von daher bedauern wir ihren Abgang.“
Gabriele Wenker (Grüne): „Uns tut es leid, das Frau Grondke geht. Ihre moderne, systematische Stadtplanung hat Buchholz gut getan, zudem hat sie eine neue Form der Bürgerbeteiligung eingeführt. Wir Politiker müssen aufpassen, dass Buchholz mit dem Nachfolger oder der Nachfolgerin nicht hinter bereits Erreichtes zurückfällt.“
Arno Reglitzky (FDP): „Gerade zu Beginn hatten wir Schwierigkeiten mit Frau Grondke, das hat sich aber gegeben. Bei allem Streit, den wir inhaltlich mit ihr hatten, ist ihr Abgang ein Verlust für Buchholz.“
Christoph Selke (Buchholzer Liste): „Frau Grondke hat viele Dinge in kurzer Zeit bewegt und neue Themen gesetzt, die vorher keiner auf dem Zettel hatte. Die von ihr angestoßenen Konzepte müssen auf jeden Fall fortgesetzt werden.“
Rainer Sekula (AfD): „Wir haben die Zusammenarbeit mit Frau Grondke als gerade, offen und ehrlich kennengelernt. Das hat uns gut gefallen.“

KOMMENTAR

Das Feld ist nur halb bestellt

„Schade, dass sie geht“, sagen viele Politiker. „Zum Glück ist sie bald weg“, dürften viele andere denken. Dritte wiederum sprechen davon, dass sie einen „Scherbenhaufen“ hinterlässt. Buchholz‘ Baudezernentin Doris Grondke polarisierte mit ihrer Arbeit wie kaum ein anderer in der Stadtverwaltung.
Unbestritten ging Grondke, die zuvor lange Jahre in der freien Wirtschaft gearbeitet hatte, in der Verwaltung ganz neue Wege. Sie dachte anders und handelte auch so. Dabei vergaß sie mitunter, die Politik und auch die eigenen Mitarbeiter mitzunehmen. So war ihr erstes Projekt, der Neubau der abgebrannten Schulturnhalle in Holm-Seppensen, ein krasser Fehlstart. Grondke setzte quasi im Alleingang ein Gutachterverfahren durch, das im Ergebnis zu deutlich höheren Baukosten und einer großen Zeitverzögerung führte. Leidtragende waren die Grundschüler, die viel länger als geplant in einem provisorischen Zelt Sport treiben mussten. Dafür bekomme die Mühlenschule eine architektonisch hochwertige Sporthalle, argumentierte Grondke damals. Über Geschmack lässt sich bekanntlich trefflich streiten.
Dass Buchholz mit dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) eine Ordnung in der Stadtentwicklung hatte, die es unter Grondkes Vorgänger Joachim Wahlbrink nicht gab, ist sehr lobenswert. Aber: Neben dem ISEK hat Buchholz auch ein Radfahrkonzept, ein Klimaschutzkonzept, eine Mobilitätskonzept, ein Konzept zur Innenstadtentwicklung und seit Neuestem ein Sportparkkonzept für den Holzweg. Mit ihrer Konzeptionitis hat Grondke den Lokalpolitikern einen Berg von potenziellen Entwicklungsmaßnahmen vorgesetzt, ohne gleichzeitig eine deutlich formulierte Prioritätenliste mitzuliefern. Damit überforderte Grondke Politik und Verwaltung gleichermaßen - und auch sich selbst. In Sitzungen konnte Grondke oft Nachfragen von Ratsmitgliedern nicht beantworten. Offenbar machte sie zu viele Stadtentwicklungs-Töpfe auf einmal auf.
Dass Doris Grondke sich um den Posten in der deutlich größeren Landeshauptstadt Kiel bewarb, ist ihr gutes Recht. Es bleibt aber der Eindruck, dass sie in Buchholz zwar das Feld bestellte, dieses aber jetzt Knall auf Fall verlässt und damit die Nordheidestadt ein stückweit im Stich lässt. Ja, vieles ist angeschoben, vollendet ist nichts. Das Feld ist bestenfalls halb bestellt. Dass die letzten vier „Buchholzer Dialoge“ ohne ihre Initiatorin stattfinden werden, ist bezeichnend, aber fast nur eine Randnotiz. Oliver Sander

Redakteur:

Oliver Sander aus Buchholz

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