Auf Spuren des Magisters: Eine Stadtführung durch Buxtehude mit "Gerhard Halepaghe"

Mit seinen Gruppen - hier die Mitarbeiter des "Haus der Kirche in Harburg" - läuft der "Magister Halepaghe" durch Buxtehude und erklärt die Sehenswürdigkeiten | Foto: wd
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  • Mit seinen Gruppen - hier die Mitarbeiter des "Haus der Kirche in Harburg" - läuft der "Magister Halepaghe" durch Buxtehude und erklärt die Sehenswürdigkeiten
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wd. Buxtehude. "Was ich mir so manches Mal im Beichtstuhl anhören musste, wollen Sie gar nicht hören", empört sich der Magister Gerhard Halepaghe noch heute, 532 Jahre nach seinem Tod, der ihm am 5. April 1485 "passierte". Damit die Gästegruppen trotzdem erfahren, was dem berühmten katholischen Priester in Buxtehude so alles zu Ohren kam, nämlich u.a. die Beichten unkeuscher Nonnen und Priester, schlüpft Gästeführerin Eike Stapel-Tews in seine Rolle. Die pensionierte Lehrerin entwickelte die Figur vor vier Jahren anstelle eines Referates, das sie für die Prüfung zur Gästeführerin halten sollte. Mit ihrem Wissen, ihrem schauspielerischen Talent und ihrem Humor begeisterte sie als Magister Halepaghe nicht nur die Prüfer, sondern seitdem auch die Teilnehmer der Gästeführungen. So führt sie die Gruppen je nach Treffpunkt immer wieder auf neuen Wegen durch die Altstadt Buxtehudes und erzählt dabei aus dem Gerhard Halepaghes, der wahrscheinlich - sein genaues Geburtsdatum ist nicht bekannt -, im Jahr 1434 als Sohn einer sehr wohlhabenden Familie zur Welt kam. Das WOCHENBLATT durfte jetzt eine Führung, die das Team "Haus der Kirche in Hamburg-Harburg" gebucht hatte, begleiten.
Während die Gruppe vom Treffpunkt an der Bahnhofstraße bis zur Kirche läuft, fallen dem Magister immer wieder Begebenheiten aus seinem Leben ein: Beim Blick von der Bahnhofsstraße auf den Bahnhof erinnert er sich, dass auf dem dahinter liegenden ehemaligen Birkelgelände Hexen verbrannt oder geköpft wurden, auf der Treppe des Rathauses hingegen wurden Urteile verkündet und die Schuldigen dann ihrer Strafe zugeführt und zum Teil öffentlich gefoltert und hingerichtet.
Während die Gruppe durch die Breite Straße geht, erzählt der Magister vom Unrat, der hier früher auf den Straßen lag, so dass die Schuhe schnell kaputt gingen. "Und eine empfindliche Nase durfte man auch nicht haben", so Halepaghe. Bei der Skulptur des Flethenkiekers angekommen, erzählt der Magister von dessen Aufgabe, auf den Wasserstand im Fleth und das hölzerne Fluttor zu achten. Bei der Gelegenheit er dann auch gleich, dass die Fachwerkhäuser dort nach der "Amsterdamer Methode" auf Eichenpfählen ins Moor gebaut wurden.
Zum Stavenort geht die Gruppe dieses Mal nicht, das hat ihm ohnehin die Mutter strengstens verboten. Warum, versteht der Magister bis heute nicht. In seiner Kindheit befanden sich am Stavenort die öffentlichen Badestuben. Die Erklärung seiner Mutter, dort hielten sich unverheiratete Witwen auf, bringt zwar die Gruppe zum Schmunzeln, führte beim Magister jedoch nur zu einem verständnislosen Gesichtsausdruck.
An der St. Petri-Kirche - damals noch eine katholische Kirche - angekommen, wird der Magister dann richtig fröhlich: Gleich daneben befindet sich seine alte Schule, die Lateinschule, die er als privilegiertes Kind besuchen durfte, und auch als Junge ging Halepaghe schon gerne in der Kirche. 1451 schloss er die Schulzeit erfolgreich mit den "sieben freien Künsten" (Abitur) ab und promovierte an der Universität Leipzig zum Magister Artium. Im Anschluss reiste Halepaghe - zu Fuß - nach Rom und kehrte schließlich als erster Priester nach Buxtehude zurück, um sich unter anderem gegen den Sittenverfall einzusetzen und Nonnen und Priester wieder auf den richtigen Pfad zu führen. Das gelang ihm jedoch nicht überall: Im Kloster in Harvestehude (Hamburg) hätten die Nonnen sogar das Gewand angehoben und ihm den blanken Hintern gezeigt. Stolz ist der Magister darauf, dass ihm sein Mündel Hermann Langenbeck 1510 in der Petri Kirche einen eigenen Altar stiftete, der bis heute dort zu bewundern ist. Und die Halepaghen-Stiftung, die - wie der Magister es in seinem Testament verfügte - jeweils einem Jura- und einem Theologie-Studenten ein Stipendium ermöglicht, gibt es noch heute.
Ganz neben bei erfuhren die Teilnehmer im Rahmen der Führung auch, warum in Buxtehude die Hunde mit dem Schwanz bellen, was es mit dem Wettrennen von Has' und Igel auf sich hat, dass der Fleth im 13. Jahrhundert eine der modernsten Hafengründungen zu der Zeit war und vieles mehr. "Eine tolle Führung", ist sich die Gruppe am Ende einig: "Lustig und informativ. Das hat richtig viel Spaß gemacht."
Weitere Infos: www.buxtehude.de

Redakteur:

Nicola Dultz aus Buxtehude

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