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Conztanze Schick: "Da war ich mehr tot als lebendig"

Constanze Schick leidet unter Morbus Wilson, eine sehr seltene Krankheit
  • Constanze Schick leidet unter Morbus Wilson, eine sehr seltene Krankheit
  • hochgeladen von Tom Kreib

tk. Buxtehude. Constanze Schick hat sich das Schreiben zurückerobert. Seit vielen Jahren schreibt sie Geschichten und reflektiert ihr Leben. "Locker drauflos schreiben ist nicht", sagt Constatze Schick. Es dauert, bis ein Text fertig ist. Das WOCHENBLATT druckt einen kleinen Ausschnitt ihrer autobiographischen Notizen ab. Niemand als sie selbst kann besser über das schreiben, was sie durchgemacht hat.

1969 wurde ich in Buxtehude geboren. 1975 wurde ich eingeschult. 1988 machte ich mein Abitur. Im Anschluss daran machte ich eine Lehre als Chemielaborantin und studierte drei Semester in Bremerhaven Lebensmitteltechnologie, 1992 kehrte ich nach Buxtehude zurück. Ich musste mein Studium abbrechen, da die Krankheit Morbus Wilson ausbrach.

Es war nicht einfach für mich, da ich ein geradliniger Mensch bin. Es fing an, dass meine Sprache nuschelig wurde und ich das Gefühl für meine eigene Lautstärke verlor. Das war 1992.

Ich bekam schnell die Diagnose Morbus Wilson. Na ja, was heißt schnell – zwei Jahre hat es gedauert. Diese Zeit der Ungewissheit möchte ich nicht noch einmal erleben. 1996 war ich das erste Mal in Düsseldorf bei einem Spezialisten. Schon im Rollstuhl, aber noch mit Sprache gesegnet. Diese blieb aber nicht mehr lange. Meine Handschrift war weg. Sie wurde zuerst zackig und undeutlich. Ich konnte nicht mehr ordentlich schreiben. Da war ich nun, mehr tot als lebendig. Unfähig mich mitzuteilen oder meinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen.

Jetzt begann der beschwerliche Weg zurück. Meine Eltern waren in der Zeit immer bei mir, sie gaben mir Kraft und Halt. Es war für sie nicht leicht. Freunde und Bekannte wanden sich von uns ab. Ich sah in dieser Zeit nur mich, hatte keine Kraft, mich noch um andere zu kümmern. In dieser bekam meine Freundin ihr erstes Kind. Sie war Christin und half mir durch ihre bloße Anwesenheit. Wir plauderten viel miteinander, das heißt, sie redete und ich schrieb meine Antworten auf - auf einen DIN A2-Zeichenblock, wenn es hoch kommt, einen Satz pro Blatt. Ungefähr ein Jahr später entwickelte ich mit einer Krankengymnastin zusammen die bis heute gebräuchliche Zeichensprache.

Ab der Jahrtausendwende stabilisierte ich mich mehr und mehr. Zu Anfang war selbst fernsehen sehr schwer für mich - nur eine halbe Stunde, dann brauchte ich eine Pause. 2002 war ich wieder soweit, dass ich Geschichten schreiben konnte. Ich musste allerdings alles vorschreiben. Am Computer schaffte ich nur eine halbe Stunde. Locker drauflos schreiben war nicht.

Redakteur:

Tom Kreib aus Buxtehude

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