Mein Leben mit Parkinson

Margriet Probst ist auf einen Rollator angewiesen: "Andernfalls kippe ich nach vorne, wie von einem Magneten angezogen" | Foto: bc
  • Margriet Probst ist auf einen Rollator angewiesen: "Andernfalls kippe ich nach vorne, wie von einem Magneten angezogen"
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bc. Grünendeich/Stade. Irgendwann schaute die Tochter ihrer Mutter ins Gesicht und sagte: „Mama, irgendetwas stimmt doch nicht mit dir.“ Die Mimik war erstarrt, die Bewegungen langsamer als früher. Das war im Jahr 2009. Die Tochter hatte recht. Seit mittlerweile acht Jahren lebt Margriet Probst (66) aus Grünendeich mit der Diagnose Parkinson - so wie geschätzt eine halbe Million andere Deutsche auch.
„Ich habe gelernt, die Krankheit zu akzeptieren. Überforderung wäre kontraproduktiv und verursacht nur Stress“, sagt sie. Halt findet Margriet Probst bei ihrem Ehemann Axel und ihrer Familie.
Mit dem WOCHENBLATT sprach sie über die Einschränkungen im Alltag, aber auch über den Umgang mit der Krankheit. Ihre Botschaft: „Gib nie auf! Betroffen zu sein, ist kein Grund zu resignieren.“ Schon kurz nach der Diagnose schließt sich Margriet Probst der Stader Regionalgruppe der Deutschen Parkinson Vereinigung an. Heute leitet sie die Selbsthilfegruppe (siehe Info-Kasten) gemeinsam mit dem Bremervörder Andreas Tews. In diesem Jahr feiert die Gruppe, der mehr als 80 Betroffene, aber auch Angehörige und Freunde angehören, ihr 30-jähriges Bestehen.
Margriet Probst hat sich mit der Krankheit arrangiert. Beim Kochen setzt sie sich auf einen Stuhl, bei der Haus- und Gartenarbeit holt sie sich Hilfe und längere Wege bewältigt sie seit drei Jahren nur noch mit dem Rollator. Margriet Probst ist eine der wenigen Parkinson-Patienten (ca. zwei Prozent), die unter der Sonderform der Kamptokormie leiden, bei der der Oberkörper stark nach vorne sinkt. Dadurch wird die Rückenmuskulatur extrem in Mitleidenschaft gezogen. „Es ist, als ob mich beim Gehen ein Magnet auf den Boden zieht“, beschreibt Margriet Probst das Gefühl. Gegen die Schmerzen nimmt sie regelmäßig Medikamente. „Schmerzen sind bei Parkinson-Kranken aber nicht der Regelfall“, sagt sie.
Margriet Probst will Mut machen: „Weil ich eben weiß, dass ich viele Dinge aufgrund der Krankheit nicht mehr machen kann, schätze ich umso mehr die Dinge, die mir Parkinson erlauben. Ein offener Umgang mit der Krankheit bedeutet ein Plus an Lebensqualität.“

Morbus Parkinson - was ist das?

Die Parkinson'sche Krankheit ist eine Stoffwechselstörung im zentralen Nervensystem. Sie entsteht, weil die Überträgersubstanz Dopamin im Gehirn nicht mehr ausreichend vorhanden ist. Dadurch werden Impulse von einer zur anderen Nervenzelle nicht mehr übertragen. Oft ist das erste Anzeichen der Krankheit das Zittern. Es beginnt meistens in der Hand, einem Arm oder Bein. Die Mimik wird vermindert, die Bewegungsgeschwindigkeit lässt nach, beim Schreiben und Sprechen tauchen Schwierigkeiten auf. Ein weiteres Symptom ist die Muskelsteifigkeit, die sich in einer schmerzhaften Dauerverkrampfung äußert.
Bei der medikamentösen Therapie wird das fehlende Dopamin durch Medikamente ersetzt. Weitere Infos unter www.parkinson-vereinigung.de.


Selbsthilfegruppe in Horneburg

Jeden zweiten Donnerstag im Monat findet ab 14.30 Uhr ein Gesprächsnachmittag der Deutschen Parkinson Vereinigung, Regionalgruppe Stade, im Landhaus „Am Tivoli“ in Horneburg statt. Hier geht es um den Austausch von Parkinson-Erkrankten, außerdem vermitteln Referenten Wissenswertes im Umgang mit der Krankheit. „Selbsthilfegruppen fördern die Eigenständigkeit und das Selbstvertrauen jedes einzelnen Mitglieds“, sagt Gruppenleiterin Margriet Probst. Darüber hinaus organisiert die Gruppe regelmäßig Ausflüge. Eine Gruppe von Angehörigen trifft sich zudem jeden ersten Montag im Monat ab 14.30 Uhr im Mehrgenerationenhaus in Horneburg.
• Nähere Infos bei Margriet Probst unter Tel. 04142-3769 oder per E-Mail an margriet.probst@gmail.com

Redakteur:

Björn Carstens aus Buxtehude

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