Stade: Erste Feuerwehrfrau sagt adé
bc. Stade. Für die allererste Frau in der Stader Ortsfeuerwehr ist nach 40 Jahren Schluss. Marina Brusberg (59) hat sich entschieden, mit dem aktiven Dienst aufzuhören und in die Altersabteilung zu wechseln. Bei der Jahreshauptversammlung wünschten ihr viele der aktuell 20 Feuerwehrfrauen alles Gute.
So viele Frauen - das wäre 1976, als Marina Brusberg in die Feuerwehr eintrat, unmöglich gewesen. Damals war sie eine „Exotin“ in einer Männerdomäne. Nicht nur in Stade, in der ganzen Region war sie alleine auf weiter Flur. Wenn man so will, ebnete Marina Brusberg hierzulande den Weg für Feuerwehrfrauen - oder wie sie damals noch etwas despektierlich hießen: Feuerwehr-Assistentinnen.
„Leichte Vorbehalte waren seinerzeit schon vorhanden, als ich die Grundausbildung gemacht habe. Vor allem was die körperliche Leistungsfähigkeit von Frauen angeht“, erinnert sich Marina Brusberg, die aber wusste, wie sie sich ihre Sporen verdient. In der Wasserrettung war die Frau aufgrund ihrer Fachkompetenz lange Zeit unverzichtbar für die Tauchergruppe der Ortsfeuerwehr.
Über ihren Vater Karl-Heinz Hühnke, der in Stade Rettungsboote baute und ebenfalls als Feuerwehrmann und Taucher bei der Feuerwehr aktiv war, fand Marina Brusberg zu den Freiwilligen Rettern. „Ich habe nie verstanden, dass mein Vater früher immer alleine tauchen musste. Da habe ich ihn dann einfach unterstützt. Auch schon als Jugendliche mit 14 Jahren“, erzählt sie. Mit 18 Jahren schloss sie sich dann der Ortswehr an.
Um ihre Ausbildung zur Lehrtaucherin zu absolvieren, musste sie 1981 in die Trickkiste greifen. Beim ersten Versuch, sich bei der Berufsfeuerwehr in Frankfurt für die Prüfung anzumelden, scheiterte sie. Beim zweiten Mal war sie schon verheiratet, unterschrieb das Anmeldeformular nicht mehr mit Marina Hühnke, sondern mit M. Brusberg. Prompt wurde sie nach Frankfurt eingeladen. „Als sie vor Ort gesehen haben, dass ich eine Frau bin, war es schon zu spät“, sagt sie mit einem Schmunzeln.
Rund 100 Nachwuchstaucher in der ganzen Region - nicht nur in Stade, auch u.a. in Haselünne und Buchholz - hat Marina Brusberg in ihrer langen Feuerwehr-Karriere für das Rettungstauchen fit gemacht. Etlichen Menschen hat sie in der Zeit gerettet, aber auch viele Leichen aus dem Wasser fischen müssen. Angst? Fehlanzeige! „Ich betrachte das auf der Sachebene. Ich möchte Angehörige unterstützen. Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn sich Angehörige nicht verabschieden können“, sagt die Frau, die hauptberuflich die Physiotherapie-Abteilung in den Elbe Kliniken in Stade leitet.
Jetzt ist mit dem aktiven Dienst in der Feuerwehr erst einmal Schluss. Für Ratschläge und als „graue Eminenz“, wie sie selbst über sich sagt, steht sie ihren Kameradinnen und Kameraden aber nach wie vor zur Verfügung.
Redakteur:Björn Carstens aus Buxtehude |
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