Studierende kritisieren die Hochschule 21

Die Hochschule 21 ist inzwischen eine private Hochschule mit rund 1.000 Studierenden | Foto: tk
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Zu schnelles Wachstum und Missstände in der Organisation / Die Hochschulleitung weist die Vorwürfe zurück

tk. Buxtehude. Die Hochschule 21 (HS21) in Buxtehude gilt als Erfolgsgeschichte: 2005 als staatliche Fachhochschule vor dem Aus, hat sie sich zur privaten Hochschule mit rund 1.000 Studierenden entwickelt. Jetzt üben Studierende* aus den Baustudiengängen Kritik an der HS21. Sie sei so schnell gewachsen, dass die Infrastruktur damit nicht Schritt halte, die interne Organisation sei in manchen Punkten schlecht und die programmatische Ausrichtung als praxisorientierte Bildungseinrichtung weiche immer stärker einer universitären Orientierung. Hochschulleitung und Studierendenvertreter weisen diese Kritik in Teilen zurück.

Das sind die Kritikpunkte der Studierenden: "Eine vernünftige Vorlesung mit 150 Leuten ist nicht möglich", sagt einer der Studis. Nur wenige Dozenten würden dann eine Veranstaltung teilen. Weiteres Beispiel: Zu viele Studierende würden sich an den PC-Arbeitsplätzen drängen. Zwei Personen pro PC seien vorgesehen, doch es seien meist deutlich mehr.

Für Unmut sorgt auch das Fehlen von Tutorien. Dabei sollen ältere Studenten den Lernstoff mit jüngeren Semestern nacharbeiten. "Es werden aber deutlich zu wenig Tutorien angeboten", sagt einer der angehenden Bauexperten. Dabei sei es doch Aufgabe der Dozenten, die ihre erfahrenen Studis kennen, für die zwingend notwendigen Tutorien zu sorgen.

Für die kritischen Studenten brachte eine neue Campussoftware das Fass zum Überlaufen. Mit diesem Programmpaket muss das gesamte Studium vom Seminar bis zur Prüfung organisiert werden. "Kaum Erklärungen, dafür heilloses Durcheinander", sagt einer der Studierenden. Selbst Professoren und Mitarbeiter aus dem Prüfungsamt hätten nicht richtig gewusst, wie das System genau funktioniere.
Und schließlich soll sich die Ausrichtung der HS21 schleichend verändert haben. "Lieber neue Professoren von einer Uni, als Lehrbeauftragte, die aus der Praxis kommen", lautet der Kritikpunkt.

Unterm Strich ziehen die Studienreden das Fazit, dass an der HS21 ein Qualitätsmanagement fehle. Demgegenüber steigen für jeden Anfänger die Höhe der Studiengebühren. Wer zum Wintersemester beginne, müsse 450 Euro im Monat an Studiengebühren bezahlen. "Dafür sollten wir einen Anspruch auf Qualität bei Organisation und internen Abläufen haben."

"Qualitätsmanagement gibt es", sagt HS21-Geschäftsführer Dr.-Ing. Rolf Jäger. Jährlich werden die Studierenden befragt. Kritikpunkte, in der Vergangenheit etwa mieses WLAN oder desolate Sanitäreinrichtungen, seien Dinge, die inzwischen geheilt wurden. Studentenvertreter Benjamin Mix weist zudem darauf hin, dass nach jedem Semester die einzelnen Veranstaltungen bewertet werden können.
Raumprobleme, so Jäger und Hochschulpräsident Prof. Dr.-Ing Tosten Uelzen, habe es immer mal wieder gegeben. 2005, im Jahr der Gründung, habe die HS21 350 Studierende gehabt. Heute seien es mitunter mehr als 1.000. Die Situation werde besser, weil die Hochschule nach und nach das Gebäude der benachbarten Albert-Schweizer-Schule übernehme. Und mehr als maximal 1.200 Studierende sollen es nicht werden.

Geschäftsführer Jäger räumt ein, dass die Einführung des Campusmanagementsystems am Anfang "etwas gehakt" habe. Doch das sei behoben. Am Sinn des Systems lässt er keinen Zweifel. Die HS21 sei so gewachsen, dass es ein umfassendes System brauche, das vom Studienbeginn bis zum -ende alles abdecke. Und zwar online und von jedem Ort der Welt bedienbar.
Präsident Uelzen findet Vorlesungen mit 120 bis 150 Studenten nicht überfüllt. Zudem gebe es nur sehr wenige Veranstaltungen mit so einem Andrang. "Von nur 150 Studierenden in einer Veranstaltung träumen andere Hochschulen", wirft er ein.
Dass sich die HS21 von der Praxisausrichtung entferne, stimme nicht, so Uelzen weiter. "Hier laufen keine verkopften Theoretiker herum." Ein hohes akademisches Niveau müsse aber sein. Jeder Studiengang werde alle fünf Jahre überprüft. Wenn der "Hochschul-TÜV" Mängel feststellt - auch in der Qualität der Lehre - werde die Lizenz, diesen Studiengang anzubieten, eingezogen.

Was künftig besser werden soll: Termine für Klausuren, Hausaufgabenabgabe und ähnliches sollen gebündelt und besser zeitlich aufeinander abgestimmt werden. Zudem sei geplant, dass Hausaufgaben teilweise aus der Praxisphase im Betrieb in die Hochschulphase gelegt werden.

* Namen sind der Redaktion bekannt Studierende kritisieren die Hochschule 21 (HS21) für eine in ihren Augen teils schlechte Organisationsstruktur, die Hochschulleitung weist die Kritik als überwiegend unbegründet zurück. War es das jetzt?

Kommentar


Was die HS21 von vielen anderen Hochschulen unterscheidet: Dort zu studieren kostet Geld. Ein Schnäppchen ist ein Studium nicht. Also muss die HS21nicht nur "genial dual" - so ihr Werbeslogan - sondern auch genial kundenorientiert sein.
Zudem wird deutlich - und dafür kann die Hochschule nichts - das verschulte Schnell-Studium, das möglichst fix junge Absolventen für den Arbeitsmarkt produzieren soll, bringt Nachteile mit sich: Möglichst schnell möglichst viel Wissen zu vermitteln, bedeutet auch, dass nicht nur die Köpfe der Studis, sondern auch die Veranstaltungen vollgestopft sind.
Tom Kreib

Redakteur:

Tom Kreib aus Buxtehude

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