Versteckte Armut in den reichen Hansestädten Buxtehude und Stade

Nadine Frenkel (re.) und Katrin Rolf beraten die Antragsteller beim Schulstart   Foto: tk
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Diakonie Stade-Buxtehude startet Hilfsprogramm zum Schuljahresbeginn

tk. Buxtehude/Stade. Die beiden Hansestädte Buxtehude und Stade sind reich. "Dennoch haben wir eine versteckte Armut auf gleichbleibend hohem Niveau", sagt Nadine Frenkel von der Diakonie in Buxtehude. Abzulesen sei das unter anderem daran, das die Stellenzahl der Beraterinnen und Berater kontinuierlich steige. In Buxtehude hat Nadine Frenkel alleine angefangen. Mittlerweile hat sie zwei Kolleginnen. Die in den beiden Kirchenkreisen Stade und Buxtehude beheimatete Diakonie startet jetzt ein Hilfsprogramm, um bei Einschulung, Wechsel auf weiterführende Schulen oder Klassenfahrten mit Geld Bedürftigen zu helfen. Jeweils 10.000 Euro stehen in beiden Kirchenkreisen dafür zur Verfügung. Das Geld stammt aus der NDR-Spendenaktion "Hand in Hand für Norddeutschland", bei dem das Diakonische Werk in Hannover Partner war.

"Armut wird oft versteckt", sagt Nadine Frenkel. Oft würden zum Beispiel Gründe vorgeschoben, warum ein Kind nicht mit zur Klassenfahrt fahren kann. Oder ein Schüler nehme in viel zu kleinen Turnschuhen am Sportunterricht teil. Problem: Noch immer würden sich viele Familien schämen, Hilfe zu beantragen. Und finanzielle Not könne jeden Menschen treffen, weiß die Sozialpädagogin aus Erfahrung. Beispiel: Nach längerer Krankheit gibt es kein Gehalt mehr, sondern das geringere Krankengeld. Die Ausgaben bleiben aber so hoch wie mit dem festen Einkommen. Und zum Schuljahresbeginn seien die Ausgaben erfahrungsgemäß hoch. 150 bis 200 Euro pro Kind seien der Regelfall. Nach dem Bildungs- und Teilhabepaket werden aber nur 70 Euro zum Schuljahresbeginn gezahlt und 30 Euro zusätzlich im Laufe des Schuljahres. Ein weiteres Problem: Einkommensschwache Familien, die theoretisch Anspruch auf Hilfe nach dem Bildungs- und Teilhabepaket hätten, liegen nach Frenkels Erfahrungen oft ein paar Euro über der Grenze. Die Aktion der Diakonie zu mehr Bildungsgerechtigkeit sei daher auch von diesen Bemessungsgrenzen abgekoppelt worden, so die Sozialpädagogin. 

Das Förderprogramm der Diakonie Stade-Buxtehude sieht vor, dass zur Einschulung oder zum Wechsel auf eine weiterführende Schule nach der vierten Klasse 130 Euro in Gutscheinen bereitgestellt werden. Solange Geld im Topf ist, werden außerdem Klassenfahrten mit bis zu 50 Prozent bezuschusst.
Und so können Eltern die finanzielle Hilfe bekommen: Ein Termin bei der Diakonie in Buxtehude und Stade (Einkommensnachweis mitbringen) ist erforderlich. In Stade kann der unter 04141 - 41170 und in Buxtehude unter 04161 - 644446 vereinbart werden. "Scheuen Sie sich nicht", appelliert Nadine Frenkel an die Betroffenen. "Wir unterliegen der Schweigepflicht und begegnen unseren Klienten immer mit sehr viel Wertschätzung."

Redakteur:

Tom Kreib aus Buxtehude

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