Bremse für "Vincis" A20-Vorstoß
Staatssekretär Ferlemann relativiert Erwartungen auf schnellen Autobahn- und Tunnelbau
tp. Drochtersen. Was ist aus den Plänen des französischen Infrastrukturkonzerns „Vinci“ geworden, die Küstenautobahn A20 (früher A22) samt Elbtunnel bei Drochtersen in kurzer Zeit komplett fertigzustellen? Nachdem das Unternehmen im August mit dem kühnen Vorstoß Schlagzeilen machte, Autobahn und Tunnel mit Hilfe von Maut-Einnahmen zu finanzieren, ist es still um das Projekt geworden. „Doch es liegt nach wie vor als eine von vielen Modellvarianten in der Beratung“, sagt Enak Ferlemann (50, CDU), Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, auf WOCHENBLATT-Nachfrage.
Wie berichtet, weckte „Vinci“, das in Deutschland durch das Tochterunternehmen „Eurovia“ unter anderem in Hamburg vertreten ist, bei der Wirtschaft im Kreis Stade die Hoffnung, den fehlenden, insgesamt 150 Kilometer Teilabschnitt der Autobahn, der von Bad Segeberg bis Bremerhaven und quer durch den Kreis Stade verlaufen soll, in einem Rekordtempo von nur fünf Jahren in die Tat umzusetzen. Vorfreude machte sich auch bei der Gemeindeverwaltung in Drochtersen breit: Die Kommune hat bereits ein 200 Hektar großes Gewerbegebiet am künftigen Autobahnzubringer ausgewiesen.
Die zeitlichen Prognosen von Enak Ferlemann fallen folgendermaßen aus: Er rechnet mit einem Baustart der Elbquerung ab 2017, so dass frühestens im Jahr 2023 Autos durch die Röhre von Drochtersen nach Glückstadt rollen könnten. Schon seit längerem ist im Bundesverkehrswegeplan verankert, dass der Tunnel, voll privat finzanziert werden soll. Das Neue an dem „Vinci“-Vorschlag ist laut Ferlemann, dass nicht nur der Tunnel sondern auch die freie Strecke durch Maut finanziert wird.
Der Taktgeber bleibe der Bund, der die Finanzierung koordiniert, so Ferlemann. Aus Kalkulationsgründen hat man dort nicht nur die Küstenautobahn auf der niedersächsischen Elbseite im Blick, die sich allmählich von Bremervörde dem Landkreis Stade nähert: In der Gesamtschau muss das Baurecht bis Bremervörde und auf der anderen Elbseite bis zur A23 vorhanden sein.
Die zeitgleiche Fertigstellung beider Abschnitte erfordert viel Planungsgeschick, denn die Teilstücke unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Länge und der Zahl der Auffahrten, Brücken etc. Und: In beiden Bundesländern müssen die Autobahn-Abschnitte rechtzeitig Baureife erlangen.
• „Vinci“ will sich im Rahmen eines „Public-Private-Partnership“-Modells mit dem Bund die Baukosten von ca. zwei Milliarden Euro teilen. Nach der Refinanzierung durch Mautgebühren von zwei Euro für Pkw und zwölf Euro für Lkw sollen Tunnel und Autobahn nach 50 Jahren in das Eigentum des Bundes übergehen.
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
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