"Dilettantische Ermittlungen" - Großbrand in Bütlingen: Staatsanwaltschaft stellt Verfahren gegen mutmaßliche Brandstifter ein

Vertreten die Beschuldigten: Christian Lange (li.) und Jan Langhans
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Ehemaliger Verdächtiger setzt 3.000 Euro Belohnung zur Ergreifung des Täters aus

thl. Bütlingen. "Der ermittelnde Beamte hat sich von Anfang an eine Indizienkette zurechtgesponnen und unsere Mandanten dadurch an den Rand der Gesellschaft gedrängt und sie beinahe finanziell ruiniert", sagen die beiden Rechtsanwälte Jan Langhans und Christian Lange aus Hamburg. Die beiden Strafverteidiger vertreten Torben Janze (35) und seinen Vater Herbert (71) aus Bütlingen. Die beiden Männer wurden von der Polizei öffentlich der schweren Brandstiftung beschuldigt. Das Problem dabei: Die Staatsanwaltschaft Lüneburg hat jetzt das Verfahren gegen die beiden Männer eingestellt - und zwar in einer Rekordbearbeitungszeit von zirka zehn Tagen.
Kurzer Rückblick: In der Nacht zum 21. Januar brennen zwei Scheunen auf dem Janze-Anwesen in Bütlingen nieder. Sechs Pferde kommen dabei ums Leben. Sofort geht in dem kleinen Elbmarsch-Dorf wieder die Angst vor einem Serienbrandstifter um. Denn nur gut ein Jahr zuvor hatte ein damals 17-jähriger Feuerwehrmann mehrere Brände gelegt. Geht die Polizei deswegen so forsch vor? Bereits neun Tage nach dem Brand geben die Beamten - eine mittlerweile im Internet wieder gelöschte - Presseerklärung heraus, aus der hervorgeht, dass gegen den Eigentümer des Anwesens, ermittelt werde (das WOCHENBLATT berichtete).
Ein ungewöhnliches Vorgehen, finden die beiden Verteidiger. Denn es hätte nicht einen einzigen Beweis für die Schuld der Familie gegeben. Dafür sei anderen Hinweisen - wenn überhaupt - offenbar mehr als dilettantisch nachgegangen worden.

"Von vielen gemieden worden"

Hat sich die Polizei bei den Ermittlungen zur Brandstiftung an zwei Scheunen in Bütlingen zu weit aus dem Fenster gehängt und die vermeintlichen Eigentümer des Anwesens vorschnell öffentlich beschuldigt? "Ein ganz klares Ja", sagen die Rechtsanwälte Jan Langhans und Christian Lange aus Hamburg. Die beiden Advokaten vertreten Torben Janze (35) und dessen Vater Herbert (71). "Die Polizei hat drei Monate benötigt, um eine über 1.000 Seiten starke Ermittlungsakte zusammenzustellen, die allerdings keinerlei belastende Hinweise für unsere Mandanten erhält", so Langhans und Lange. Das habe auch die Staatsanwaltschaft sofort erkannt und das Ermittlungsverfahren gegen die Janzes eingestellt.
Dafür geht aus den Akten hervor, dass die Beamten wohl von vornherein nur Torben und Herbert Janze als mögliche Täter gesehen haben. "Einem Hinweis von zwei unabhängigen Zeugen, die in der Tatnacht zwei Jugendliche in der Nähe des Anwesens gesehen hatten, wurde nur halbherzig nachgegangen", so Christian Lange. "Die Beamten haben lediglich bei den Eltern einiger Jugendlichen angerufen und nachgefragt, ob ihr Sohn in der Tatnacht zu Hause gewesen sei. Welche Mutter würde da schon Nein sagen?"
Dafür hätte die Familie Janze viel über sich ergehen lassen müssen: Hausdurchsuchungen, Telefonüberwachungen und nächtliche Observationen. "Die Observationen waren im Übrigen nicht rechtmäßig", merkt Jan Langhans an. Dazu kam ein kleiner Schönheitsfehler: Am Tag der Hausdurchsuchung habe der NDR morgens um 7.30 Uhr bereits über die bevorstehende Aktion berichtet. Das wurde den Janzes später vom Eigentümer der abgebrannten Scheunen berichtet. Die Durchsuchung fand dann tatsächlich rund 2,5 Stunden später gegen kurz nach 10 Uhr statt. "Ich wurde mit nach Winsen zum Revier genommen und wurde dort erkennungsdienstlich behandelt", sagt Torben Janze. Obwohl er ein Recht dazu habe, durfte er bei der Hausdurchsuchung nicht anwesend sein.
Anschließend wurde Vater und Sohn eröffnet, dass gegen sie ermittelt werde. Eine in 2014 abgeschlossene Versicherung für Landmaschinen, mögliche Finanzprobleme, eine Maschinenhalle und ein paar dort gelagerte Benzinkanister hätten der Polizei gereicht, um sich auf die Janzes als Täter "einzuschießen", so die Rechtsanwälte. Mit fatalen Folgen: Torben Janze, der in Vertrieb und Marketing tätig war, wurde erst von seiner Arbeit freigestellt, wenig später aber ganz gekündigt, weil seine Kunden - alles Landwirte und Firmeninhaber - ihn nicht mehr auf ihrem Hof haben wollten, heißt es. Im Dorf seien er und sein Vater Herbert von vielen Leute geschnitten worden. "Dabei hat es die Polizei überhaupt nicht interessiert, dass die beiden Scheunen den Janzes gar nicht gehörten, sondern nur von Torben Janze gepachtet waren. Und das die Pferde, die bei dem Brand ums Leben gekommen sind, gar nicht versichert waren", so Rechtsanwalt Langhans.
Torben und Herbert Janze hoffen, dass sie jetzt mit der Vefahrenseinstellung wieder "reingewaschen" werden und zum normalen Leben zurückfinden können.
Für die Staatsanwaltschaft ist der Fall abgeschlossen. "Wir machen die Akte wohl zu", so Sprecherin Angelika Klee. Doch das will Herbert Janze nicht auf sich sitzen lassen. Er will wissen, wer die Täter waren und setzt deshalb für sachdienliche Hinweise eine Belohnung von 3.000 Euro. Hinweise nehmen nehmen die Rechtsanwälte Jan Langhans, Tel. 040 - 30061970, und Christian Lange, Tel. 040 - 52906661188, entgegen.

Vertreten die Beschuldigten: Christian Lange (li.) und Jan Langhans
In dieser Scheune starben sechs Pferde in den Flammen
Redakteur:

Thomas Lipinski aus Winsen

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