Menschenknochen und Panzertrümmer

Zeitzeugen und Heimatforscher: Heinz Hauschild (li.) und Horst Hoferichter mit dem Fundstück, einem Trümmerteil eines Panzers "Sherman" aus dem Zweiten Weltkrieg
9Bilder
  • Zeitzeugen und Heimatforscher: Heinz Hauschild (li.) und Horst Hoferichter mit dem Fundstück, einem Trümmerteil eines Panzers "Sherman" aus dem Zweiten Weltkrieg
  • hochgeladen von Thorsten Penz
Service
Foto: Helena GARCIA@AdobeStock.com

JOBS und KARRIERE

Seid ihr Schülerinnen oder Schüler und steckt noch mitten in der Phase der beruflichen Orientierung? Oder seid ihr bereits mittendrin in eurer Ausbildung? Egal, in welcher Phase ihr euch befindet, eines ist sicher: In Deutschland gibt es über 300 anerkannte Ausbildungsberufe, die nur darauf warten, von euch entdeckt zu werden! Egal, welchen Schulabschluss ihr habt, es gibt garantiert einen passenden Beruf für euch. Eine Ausbildung bietet nicht nur die Möglichkeit, frühzeitig Geld zu verdienen,...

Morbider Fund weckt Erinnerung an letzte Kriegstage / Fünf Soldaten starben 1945 bei Mienen-Detonation auf der Stader Geest

tp. Kutenholz. "Der Knall war damals im ganzen Dorf zu hören. Ich habe einen gewaltigen Schreck bekommen", erinnert sich Heinz Hauschild (82): Der aktuelle Fund von Panzer-Trümmern und Menschenknochen auf einer Wiese in seinem Heimatort Kutenholz auf der Stader Geest weckt in dem Zeitzeugen Erinnerungen an einen verlorenen, alten Krieg.

Ein Landwirt stieß am vergangenen Montag bei der Feldarbeit nahe der Hauptstraße (L123) mit seiner Mähmaschine gegen eine rund 800 Kilo schwere Metallplatte. Wie sich später herausstellt, handelt es sich um das Seitenteil eines Panzers, der im Frühjar 1945 bei einer Mienen-Explosion zerstört wurde.

Mit einem Radlader wurde die schmale, rund vier Meter lange Platte ausgegraben. Dabei trat neben Munition und Kleinteilen des Kriegsfahrzeugs ein menschlicher Oberschenkelknochen zutage.

Für Heinz Hauschild, der sich als Heimatforscher und Dorf-Chronist engagiert, ist der Fall klar: "Der Knochen gehört zu einem von fünf gefallenen englischen Soldaten." Nach seinen Erinnerungen starben die jungen Engländer bei einer spektakulären Kampfhandlung am 30. April 1945. Englisch Truppen, die an die Frontline, dem Bahndamm zwischen Kutenholz und Harsefeld, vorgedrungen waren, hielten sein Heimatdorf besetzt. Am Ortsrand hatten sich laut Hauschild einige deutsche Soldaten verschanzt.

Am 30. April habe eine Kolonne von drei bis vier englischen Panzern eine Tagesfahrt Richtung Bremervörde aufgenommen, so Hauschild. Als menschlichen Schutzschild hätten die Engländer einen Bauern aus dem Dorf auf die Haube des vordersten Panzers gesetzt. Die deutschen Soldaten, die den fahrenden Tross aus ihrem Versteck in der Feldmark beobachteten, ließen die ersten Panzer passieren. Dann, so Hauschild, hätten sie mit einer Schnur die Miene gezündet. Als der Explosionsknall durch den Ort hallte, war Landwirt Heinz Hauschild, damals 13 Jahre alt, gerade bei der Arbeit auf dem elterlichen Hof.

Später sah sich Hauschild den Gefechtsort an: Die Trümmer des Panzers sowie Leichenteile lagen nach seinen Schilderungen im Radius von rund 100 Metern um einen tiefen Erdkrater.

Die Überreste der fünf englischen Soldaten seien zunächst provisorisch am Ortsrand beigesetzt worden. Kurz nach Kriegsende, dem 2. September 1945, seien die umgebettet und in ihrer Heimat bestattet worden, so Hauschild.

Gemeinsam mit seinen Freunden vom "Heimat- und Kulturkreis" Kutenholz", Horst Hoferichter (76) und dessen Sohn Frank (52), hat Heinz Hauschild bereits 1990 an dem Fall geforscht. Bei Ausgrabungen mit dem Kreis-Archäologie-Mitarbeiter Dietrich Alsdorf fanden sie damals einen Rasierspiegel, ein Panzerrad, Ketten-Leitrollen, einen Sitz und ein Zielfernrohr. Die Fundstücke werden im örtlichen Heimatmuseum verwahrt.

Frank Hoferichter hat seinerzeit mit Expertenhilfe den Panzer identifiziert: "Ein Kettenpanzer 'Sherman M4' mit 75-Millimeter-Kanone und drei Maschinengewehren", so Frank Hoferichter. Von diesem Panzer seien weltweit 55.000 Stück gebaut worden - ein Massenprodukt. Kurios hingegen ist die Waffe, mit der der Panzer zerstört wurde: eine Seemiene aus Restbeständen des Militär-Materialdepots "Muna" im Nachbarort Hesedorf.

Für den Zeitzeugen Horst Hofericher ist die Zweckentfremdung dieser Miene ein Zeichen dafür, dass die Deutschen "mit letzten Mitteln gegen den Feind kämpften und der Krieg längst verloren war".

Bei einem weiteren Gefecht am 1. Mai 1945 starben laut Heinz Hauschild in Kutenholz weitere englische Soldaten, als Deutsche ihr Kettenfahrzeug sprengten.

• Im Jahr 1984 fanden Mitglieder der Jugendfeuerwehr bei der Reinigung der Feldmark Granaten in einem Graben.

• Die Fundstelle ist laut Polizei frei von Kampfmitteln. Der Knochen wurde einem Rechtsmediziner zur Begutachtung vorgelegt.

Redakteur:

Thorsten Penz aus Stade

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Service

Wichtige WOCHENBLATT-Mail-Adressen

Hier finden Sie die wichtigen Email-Adressen und Web-Adressen unseres Verlages. Wichtig: Wenn Sie an die Redaktion schreiben oder Hinweise zur Zustellung haben, benötigen wir unbedingt Ihre Adresse / Anschrift! Bei Hinweisen oder Beschwerden zur Zustellung unserer Ausgaben klicken Sie bitte https://services.kreiszeitung-wochenblatt.de/zustellung.htmlFür Hinweise oder Leserbriefe an unsere Redaktion finden Sie den direkten Zugang unter...

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.