Heimkinder in Kutenholz unerwünscht?

Die frühere Gaststätte in Nachbarschaft des Bahnhofes
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Ex-Gaststätte: Eigentümer stellen Verhandlungen mit der Jugendhilfe ein / Wohnraum in alter Bäckerei

Der private Kinder- und Jugendhilfeträger „B + S Soziale Dienste“ sucht Gebäude und Grundstücke für seine Betreuungsaufgaben, die er im Auftrag des Landkreises Stade wahrnimmt. Nun hat die Firma B + S im Geest-Dorf Kutenholz die leerstehende Bäckerei und die frühere „Gaststätte Tribke“ an der Langen Straße für die Unterbringung von Jugendlichen ohne Familienanschluss ins Visier genommen. B+S betreibt u.a. in Stade in der Turnhalle der Fröbelschule eine Notaufnahme für minderjährige Flüchtlinge. Die kürzlich auf einer Gemeinderatssitzung vorgestellten, bis dahin öffentlich weitgehend unbekannten Pläne, stoßen auf Widerstand in der Bevölkerung.

Dem Vernehmen nach befürchten Bürger aus Kutenholz Probleme mit den Jugendlichen aus möglicherweise schwierigen Verhältnissen. „Ich kann die Bedenken verstehen“, räumt Sebastian Beck, Stader Geschäftsführer für „Entwicklung und Konzeption“ der Firma B + S, auf WOCHENBLATT-Nachfrage ein.

Beck versichert aber, dass in Kutenholz „keine Kriminellen“ untergebracht werden sollen. Es werde Wohnraum für Jugendliche unterschiedlicher Herkunft gesucht, vom minderjährigen Flüchtling aus einem Krisenland bis zu einem jungen Menschen mit Betreuungsbedarf aus Deutschland.

Die alte Gaststätte gegenüber des kleinen Pendlerbahnhofes sollte nach Plänen von B + S abgerissen werden. Doch - wohl auch unter dem Druck einiger kritischer Dorfbewohner - hätten die Privatbesitzer die Verhandlungen vorübergehend eingestellt. Auf dem Gaststättengrundstück sollten in einem Neubau bis zu zehn jüngere Jugendliche vor der Berufsausbildung in Wohngruppen betreut werden. Sebastian Beck will den Standort trotz der momentanen Zurückhaltung der Eigentümer noch nicht ganz aufgeben.

Die Verhandlungen mit den Eigentümern der früheren Bäckerei hingegen laufen. Dort sollen nach einem Umbau bis zu acht ältere Jugendliche einziehen, die tagsüber mit dem Zug zu ihren Ausbildungs- und Arbeitsstätten fahren.

Sebastian Beck von „B + S Soziale Dienste“ will jetzt „offensiv in den Dialog mit den Bürgern“ treten, um Kritiker von den beiden Vorhaben doch noch zu überzeugen: Die von B + S in Kutenholz geplanten Maßnahmen umfassen Wiedereingliederungshilfe, sozialpädagogische Familienhilfe und Einzelbetreuung, eine Schlichtungsstelle sowie eine Begegnungsstätte. Mangels Standorten leben derzeit viele Jugendliche in Unterkünften außerhalb des Landkreises Stade. Das hat höhere Kosten zur Folge.

• Fragen beantwortet Sebastian Beck gerne unter Tel. 04141 - 786800.

Kommentar: Wo bleibt die Willkommenskultur?

Es ist fast immer dasselbe: Sobald - wie jetzt in Kutenholz - Schwache, Fremde oder Andersartige in die Gegend ziehen, schürt das in der Nachbarschaft irrationale Ängste und Ablehnung. Doch wo sonst, wenn nicht sozial in intakter Wohnumgebung, sollen die familienlosen Jugendlichen das gute, ehrliche Leben lernen? Wo bleibt die Willkommenskultur?
Thorsten Penz

Redakteur:

Thorsten Penz aus Stade

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