Dorfkrug: Ein Makler hat übernommen

Der Dorfkrug aus der Vogelperspektive: Das Gebäude hat eine Nutzfläche von 3.200 Quadratmetern. Die Straßenfront ist 35 Meter lang
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mum. Hanstedt. Sein Traum platzte bereits vor sechs Jahren: Franz-Josef Kröger wollte Hanstedt mit dem neuen Dorfkrug eine Ortsmitte schenken, die ihresgleichen gesucht hätte. Doch inzwischen ist sicher - Kröger wird sich seinen Lebenswunsch nicht selbst erfüllen. Der Dorfkrug steht zum Verkauf. Dies teilte Krögers Ehefrau Rosi im WOCHENBLATT-Gespräch bereits im April 2012 mit, während sie durch den Rohbau führte, der einmal das wohl pompöseste Restaurant Norddeutschland geworden wäre. Zwar habe es immer wieder Interessenten gegeben, doch bis zur Unterschrift sei es nie gekommen. Wohl auch aus diesem Grund hat sich Kröger jetzt dazu entschlossen, mit "Von Poll" in Buchholz ein renommiertes Maklerbüro zu beauftragen. "Ich bin mir sicher, dass wir jemanden finden können", sagt Inhaberin Andrea Syring. Spätestens im Juli soll damit begonnen werden, das Objekt zu bewerben - international! "Ich glaube, das Objekt ist für internationale Investoren sehr interessant."
Andrea Syring ist zuversichtlich: "Schon jetzt liegen mir verschiedene Anfragen von potentiellen Mietern vor", so die Maklerin. Es heißt, die Drogeriekette Rossmann sei bereit, nahezu das gesamte Erdgeschoss zu übernehmen. Auch Ärzte hätten sich nach Räumlichkeiten erkundigt. "Wir werden aber keine Verträge abschließen, so lange wir nicht einen Investor gefunden haben, der den Dorfkrug übernimmt", so Syring. Inzwischen soll Kröger bereit sein, eine Kaufsumme zu akzeptieren, die deutlich unter dem liegt, was er bislang investiert hat. Es heißt, Kröger soll bis zu sieben Millionen Euro in das Projekt gesteckt haben.
Die Geschichte des Dorkrugs ist eine ganz Besondere: "Mein Mann ist ein Kämpfer", sagte Rosi Kröger im WOCHENBLATT-Gespräch. "Er würde alles dafür geben, dass der Dorfkrug fertiggestellt wird." Aber nicht zuletzt seine gesundheitliche Situation habe zu einem Umdenken geführt. "Wir wären glücklich, wenn wir einen Käufer für die Immobilie finden würden", so Rosi Kröger. Vielleicht jemanden, der das Haus in Krögers Sinne weiterentwickelt.
Mit dem möglichen Verkauf des etwa 2.000 Quadratmeter großen Fachwerkhauses im Herzen der Gemeinde könnte ein großes Drama zumindest für die Krögers ein Ende finden. Etwa ein Jahr nach dem Franz-Josef Kröger den Dorfkrug gekauft hatte, wurde das Lokal 2006 durch einen Brand zerstört. Zwei Jahre später begannen die Arbeiten für den Mega-Komplex, der unter anderem mit zwei Restaurants, einer Lounge und zwei Wohnungen konzipiert war. Kröger sagt, die Wirtschaftskrise 2009 habe seine Pläne zerstört. Eigenen Angaben zufolge verlor er damals drei Millionen Euro. Geld, das in den Innenausbau des Gebäudes investiert werden sollte.
Bis vor einiger Zeit hatte Kröger versucht, einen Partner zu finden. Auch eine Supermarktkette hatte sich für den Bau interessiert. Doch am Ende soll es geheißen haben: "Das Objekt ist zu groß für uns."
Die Größe - oft wurde Rosi Kröger in den vergangenen drei Jahren mit dem Vorwurf konfrontiert, ihr Mann habe sich mit dem Objekt übernommen. "Diese Behauptungen sind falsch", widerspricht Rosi Kröger. "Mein Mann hätte das geschafft, wenn die Wirtschaftskrise ihn nicht so hart getroffen hätte." Franz-Josef Kröger hatte etwas Außergewöhnliches für Hanstedt - für Norddeutschland - im Sinn. Außer zwei Restaurants, die durch eine gemeinsame Küche verbunden sein sollten, wollte Kröger im Kellergeschoss ein Billardcafé eröffnen. Selbst die Einbauten für einen Geldautomaten sind fertig. Im ersten Geschoss sollten Tagungsräume entstehen.
Dicke Fachwerkbalken, Sprossenfenster, ein anheimelndes Dach und attraktive Giebel bestimmen das äußere Bild. Besonders auffällig: Die hölzernen Inschriften. An der Seite zur Kirche steht "Im Jahre 2006 brannte ich nieder. Im Jahre 2008 stand ich wieder. Im Glanze voller Stolz, gebaut aus Stein und Eichenholz.“ Darunter die Geburtsdaten von Franz-Josef Kröger und seiner Frau Rosi. Der Dorfkrug sollte ihr Lebenswerk werden - und ein Meilenstein für die Region. Jetzt hofft das Ehepaar, das sich ein Investor findet, der ihren "Dorfkrug"-Traum zu einem würdigen Abschluss bringt.

Der Dorfkrug - Zahlen und Fakten
Mit einer Nutzfläche von 3.200 Quadratmetern gehört der Hanstedter Dorfkrug zu den größten Fachwerkhäusern Norddeutschlands. Die Straßenfront ist 35 Meter lang. Einige Zahlen aus der vom Bauherrn ursprünglich geplanten Raumaufteilung:
• Café und Restaurant mit Emporen: 650 Quadratmeter
• Festsaal: 700 Quadratmeter
• Küche und Sozialräume: 345 Quadratmeter
• Zwei Wohnungen im Dachgeschoss: insgesamt 400 Quadratmeter

Redakteur:

Sascha Mummenhoff aus Jesteburg

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