Vogelschutz statt Baumriese

Das WOCHENBLATT hatte die Fällaktion des VNP bereits thematisiert. Zahlreiche Leser waren über die Maßnahme entsetzt
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VNP fällt Bäume für Wiesenvogel-Schutzprojekt / Landkreis war informiert.

(mum). Ist es das schlechte Gewissen? Der Verein Stiftung Naturschutzpark Lüneburger Heide (VNP) hat für Montag zu einem Pressetermin nach Döhle (Samtgemeinde Hanstedt) eingeladen. Dort möchte Geschäftsführer Mathias Zimmermann erklären, worum es beim Wiesenvogel-Schutzprojekt geht. Zimmermann und der VNP waren zuletzt Ziel massiver Kritik geworden. Wie berichtet, ließ der VNP mindestens 56 Eichen, davon 33 mit einem Durchmesser von mindestens 45 Zentimeter, eine große Buche, zehn Kiefern sowie 15 Erlen und Birken mitten im Naturschutzpark fällen. Wie VNP-Mitarbeiter Steffen Albers jetzt mitteilte, stand der massive Eingriff in die Natur im Zusammenhang mit eben diesem Wiesenvogel-Schutzprojekt. "Hier geht es darum, ehemals offene Grünland- und Heideflächen, die im Laufe der Jahrzehnte verbuscht sind, von Bäumen und Gehölzen zu befreien", so Albers.
"Pastor Bode würde sich im Grab umdrehen", hatte Kathrin Jordan vom Ortsverband Hanstedt/Salzhausen der Grünen die Aktion im WOCHENBLATT kritisiert. Und auch der Landkreis Harburg ist nicht begeistert. "Die Maßnahme war zwar genehmigt", sagt Landkreis-Sprecher Bernhard Frosdorfer. Allerdings habe man diese nicht bis ins Detail besprochen. "Das werden wir in Zukunft sicherlich anders regeln."
Auch in Wilsede hat ein Kahlschlag in der denkmalgeschützten Ortsmitte stattgefunden. Dort sollen mindestens 20 ortsbildprägende, zum Teil 200 Jahre alte Eichen und Buchen gefällt worden sein. "Für einen Verein, der sich auf dem Schutz der Natur begründet, maßgeblich von Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Steuergeldern lebt, hat diese Baumfällaktion einen sehr bitteren Beigeschmack", kritisiert Sabine Wolansky, Garten- und Landschaftsgestalterin aus Buchholz, die Maßnahme. Laut Albers seien die Buchen und Eichen dort ausschließlich aus Verkehrssicherungsgründen entnommen worden.

VNP sind Vögel wichtiger als alte Baumriesen

(mum). Mussten mitten im Naturschutzpark Bäume weichen, damit Vögel freien Flug haben? Offensichtlich ist das so. Wie berichtet, ließ der Verein Naturschutzpark Lüneburger Heide (VNP) zahlreiche Bäume für ein Wiesenvogel-Schutzprojekt fällen - gefördert mit EU-Mitteln. "In der Hörpeler Heide wurden die Baumentnahmen im Zuge des Wiesenvogel-Schutzprojektes vorgenommen", bestätigt VNP-Mitarbeiter Steffen Albers. "In diesem Projekt geht es unter anderem darum, ehemals offene Grünland- und Heideflächen, die im Laufe der Jahrzehnte verbuscht sind, von Bäumen und Gehölzen zu befreien." Nur so könne es gelingen, bundesweit hochbedrohten und auf offene Lebensräume angewiesenen Vogelarten wie dem Großen Brachvogel, der Bekassine oder dem Kiebitz entsprechende Brutlebensräume anzubieten. Für die Baumriesen hat der VNP - zumindest an dieser Stelle - kein Mitleid. "Man darf nicht vergessen, dass die betroffenen Bereiche noch vor 50 Jahren größtenteils ohne jeglichen Bewuchs waren und damit für die genannten Arten als Lebensraum dienen konnten", so Albers. "Mittlerweile sind sie dort verschwunden. Diese offenen Lebensräume wurden durch die Pflegemaßnahmen in einen Zustand versetzt, der diesen und weiteren im Bestand bedrohten Arten künftig wieder als Lebensraum dienen können."
Den Vorwurf vieler WOCHENBLATT-Leser, dass es dem VNP nur darum ginge, das Holz zu Geld zu machen, widerspricht Albers. "Gewinne aus dem Verkauf des Holzes werden insgesamt nicht erzielt, im Gegenteil sind diese Landschaftspflegemaßnahmen für den VNP defizitär." Früher seien kleinere Bäume und Astmaterial in der Fläche abgebrannt worden. "Das ist heute nicht mehr erlaubt ist. Somit wurde das Buschwerk und Astmaterial von beauftragten Unternehmen gehackt", so Albers. Der finanzielle Ertrag stehe in keinem Verhältnis zu den entstehenden Kosten.
Die im Zuge der der Verkehrssicherung entnommenen größeren Bäume in Wilsede werden laut des VNP-Mitarbeiters größtenteils zu Brennholz verarbeitet. "Weil Hofbäume oftmals eingewachsene Nägel und Zaunreste enthalten, können sie von keiner Zimmerei für Bauzwecke verwendet werden."
Die Maßnahme ist auch noch nicht abgeschlossen. "Im Zuge von Landschaftspflegearbeiten werden jedes Jahr auf rund 6.000 Hektar Gesamtfläche im Naturschutzgebiet geschätzte 10.000 Bäume entnommen, um die offene Heidelandschaft zu erhalten", so Albers. "Dies sind natürlich keine Baumriesen, sondern deutlich kleinere Bäume - hauptsächlich Kiefern und Birken." Eichen würden dagegen vom VNP gezielt gefördert, angepflanzt, beziehungsweise in der Fläche erhalten. Wie viele Baumriesen der VNP noch fällen lassen will, wollte Albers nicht beantworten.

VNP will Pflanzen- und Tierwelt schützen

(mum). Unter dem Kürzel VNP stehen drei Institutionen: Der Verein Naturschutzpark, die Stiftung Naturschutzpark Lüneburger Heide und die VNP-Naturpark GmbH. Mit der Arbeit von Stiftung und GmbH wird das Ziel des Vereins umgesetzt: Schutz und Entwicklung der Gesamtgefilde.
• Der Verein Naturschutzpark ist eine der ältesten privaten Naturschutzorganisationen Deutschlands. Gegründet 1909 in München, hat er sich zum Ziel gesetzt, großflächig Naturschutz zu betreiben. Nach dem Vorbild der amerikanischen Nationalparks möchte der VNP schutzwürdige und eindrucksvolle Landschaften mit ihrer Pflanzen- und Tierwelt, insbesondere im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide schützen und pflegen.
• Die VNP Stiftung Naturschutzpark Lüneburger Heide ist im Jahr 2002 aus dem Verein Naturschutzpark hervorgegangen. Zum 1. Januar 2008 übertrug der Verein Naturschutzpark sein Vermögen in der Lüneburger Heide und sämtliche damit verbundene Rechte und Pflichten auf seine Stiftung. Die Zielsetzungen der Stiftung sind mit denen des Vereins laut Stiftungssatzung identisch. Auch personell gibt es zwischen Vereins- und Stiftungsführung weit reichende Überschneidungen. Unter dem Kürzel "VNP" sind insofern sowohl Stiftung als auch Verein zu verstehen.
• Die GmbH ist zuständig für die an betriebswirtschaftlichen Grundsätzen ausgerichtete Führung der Nebenbetriebe. Dazu gehören unter anderem Milchhalle und Museumsladen in Wilsede und das Heide-ErlebnisZentrum in Undeloh. Die GmbH kümmert sich außerdem um die Großparkplätze, die Holz-Hackschnitzel-Heizwerke und die Photovoltaikanlagen.
• www.verein-naturschutzpark.de.

Das WOCHENBLATT hatte die Fällaktion des VNP bereits thematisiert. Zahlreiche Leser waren über die Maßnahme entsetzt
In Wilsede mussten alte Baumriesen gefällt werden, weil laut VNP ihre Standsicherheit nicht mehr gegeben war | Foto: Wolansky
Redakteur:

Sascha Mummenhoff aus Jesteburg

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