WOCHENBLATT-Serie Lost Places
Teil 7: Die alte Kriegs-Köhlerei im Wald beim Griemshorst

Ein Fahrzeug für Notzeiten: Der Pkw der Marke Adler ist mit einem Holzvergaser ausgestattet | Foto: Deutsches Museum
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  • Ein Fahrzeug für Notzeiten: Der Pkw der Marke Adler ist mit einem Holzvergaser ausgestattet
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Auf Exkursion im Wald: Redakteur Jörg Dammann begutachtet die Reste der Kriegs-Köhlerei
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Kraftstoff ist so billig wie schon lange nicht mehr. Rohöl wird derzeit im Überfluss gefördert und ist entsprechend günstig zu haben. Aus Zeiten, in denen Benzin oder Diesel Mangelware war, stammt ein "Lost Place", der sich in der Harselah, einem Wäldchen unweit des Dorfes Griemshorst (Samtgemeinde Harsefeld) verbirgt. Dort entstand Anfang der 1940er Jahre eine Kriegs-Köhlerei. Die wohl einzige Anlage dieser Art im gesamten Landkreis Stade wurde aus purer Not errichtet: Raffinerien waren zerbombt und die knappen Treibstoffe aus Mineralöl dem Militär vorbehalten. Zivile Autos fuhren mit sogenannten Holzvergasern. Dafür wurde auch die Holzkohle aus der Harselah verwendet.

Das Köhlerhandwerk 

Die Köhlerei ist ein uraltes Handwerk. Bereits in der Antike wurde Holz zu großen, halbkreisförmigen Haufen, den Meilern, zusammengeschichtet, um es bei etwa 300 bis 350 Grad Tage oder Wochen schwelen zu lassen. Damit kein offenes Feuer entsteht und das Holz verbrennt, wurde der Meiler mit Erde abgedeckt. Schließlich entstand Holzkohle, die vor allem zum Schmieden verwendet wurde, weil sie starke Hitze entwickelte. Während Holzkohle heutzutage allenfalls zum Grillen genutzt wird, erlebte sie während des Zweiten Weltkrieges und in den Nachkriegsjahren geradezu einen Boom. Im Gegensatz zu Benzin war Holz reichlich verfügbar. Allein in Deutschland sollen etwa eine halbe Million Holzgas-Autos unterwegs gewesen sein.

Die Köhlerei-Anlagen sehen fast aus wie Hügelgräber
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Holzgas-Autos

Diese Fahrzeuge waren deutlich an dem großen Kessel zu erkennen, der entweder seitlich oder am Heck angebracht bzw. auf einem Anhänger mitgeführt wurde. Außerdem musste reichlich "Tankholz" gebunkert werden: Am besten eignete sich Buche. 15 Kilogramm Holz reichten etwa für 100 Kilometer. Um den Schwelprozess für die Gewinnung des Holzgases in Gang zu bringen, wurde der Kessel meist zu einem Drittel mit Holzkohle befüllt. Das in den Motor geleitete Gasgemisch war dann der eigentliche Treibstoff. Heute würde man das Gas wahrscheinlich als "Bio-Kraftstoff" bezeichnen, weil es aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen wird.

Die für diesen Öko-Antrieb erforderliche Holzkohle wurde in Griemshorst in fünf gemauerten Meilern produziert. Bei einem Waldspaziergang wirken die Reste der stillgelegten Produktionsstätte auf den ersten Blick wie Hügelgräber. Wer näher hinschaut, entdeckt Mauerwerk aus Ziegeln und kleine Gewölbe. Die runden, bunkerähnlichen Gebilde dienten zum Entfachen des Glimmprozesses und zur Luftregulation. Anfang der 1950er Jahre wurde die Anlage stillgelegt. Es gab wieder reichlich Benzin und die Holzgas-Autos verschwanden von den Straßen.

Aufgepasst: Nicht in das Loch fallen!
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Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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