Kahlschlag am "Geisterhaus": Behörde ließ Bäume auf Harsefelder Wildwuchs-Grundstück fällen

Das Harsefelder "Geisterhaus" vor (kleines Foto) und nach der Baumfällaktion. Wenigstens hat Siegfried K. nun eine freie Sicht vom Balkon
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Foto: Helena GARCIA@AdobeStock.com

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jd. Harsefeld. Seit Jahren ärgern sich die Nachbarn über ihn und sein "verloddertes" Grundstück: In der Harsefelder Steinfeldsiedlung, einer idyllischen Wohngegend mit akkuraten Vorgärten, ist niemand gut auf Siegfried K. (74) zu sprechen. Dem Rentner gehört dort ein seit Langem unbewohntes Haus. Entsprechend verwildert ist der Garten dieses "Geisterhauses" (das WOCHENBLATT berichtete). In großer Sorge waren bislang die direkten Anwohner: Sie lebten bis vor Kurzem mit der ständigen Furcht, dass eines Tages ein morscher Baum von K.s Grundstück auf ihr Dach kracht. Doch jetzt können die Nachbarn aufatmen: Die Samtgemeinde ließ aus Sicherheitsgründen die rund 30 Blaufichten fällen, die dicht an dicht auf knapp 500 Quadratmetern standen. Damit ist die Sache aber nicht erledigt: K. hat nun Anzeige wegen Sachbeschädigung erstattet.

In Harsefeld nennt man ihn nur das "Phantom": Siegfried K. bekamen bislang nur wenige zu Gesicht. Seitdem er dem Geestflecken den Rücken kehrte, taucht er nur noch sporadisch in seinem alten Haus auf. Offenbar ist er mit seinem Golf-1-Cabrio dauernd auf Achse und soll sich jetzt meistens in der Nähe von Ludwigslust aufhalten.

Auch für Samtgemeinde-Mitarbeiter Harald Polter ist K. wie ein Phantom: Der Sachgebietsleiter Ordnung im Harsefelder Rathaus verfasste Dutzende Schreiben an den Rentner, erhielt aber noch nie eine Antwort. Die Samtgemeinde will unter anderem die Kosten für die Reinigung der Gehweges vor dessen Grundstück erstattet haben. Doch anberaumte Gerichtstermine ließ K. immer wieder platzen. Vorladungen konnten mangels ladungsfähiger Anschrift nicht zugestellt werden.

Bislang konnte Polter für die zahlreichen Beschwerden wegen des Wildwuchses auf K.s Grundstück zwar jede Menge Verständnis aufbringen, aber ansonsten nichts weiter tun, da die rechtliche Handhabe fehlte. Nun liegt die Sache laut Polter aber anders: Beim Orkantief "Christian" knickten Ende Oktober ein halbes Dutzend der bis zu 20 Meter hohen Fichten wie Streichhölzer um. Die Feuerwehr rückte an, um benachbarte Zufahrten von den Stämmen zu befreien. "Zum Glück wurde kein Haus beschädigt", meint eine Nachbarin: "Wir haben seit Jahren die Gemeinde darauf hingewiesen, dass die Bäume umstürzen können."

Nach dem Windbruch zog die Samtgemeinde den Leiter des örtlichen Forstamtes zu Rate. Dieser kam bei einem Ortstermin zu dem Schluss, dass die Standfestigkeit der Blaufichten nicht mehr gegeben sei. "Nun konnten wir eingreifen, da die öffentliche Sicherheit gefährdet ist", erklärt Polter. Er schrieb K. wiederholt an - nach dem üblichen Prozedere: Ordnungsverfügung, Androhung eines Zwangsgeldes, Ankündigung der Ersatzvornahme...

"Da von K. keinerlei Reaktion kam, beauftragten wir eine Firma, sämtliche Fichten auf seinem Grundstück zu fällen", so Polter. Die Männer mit der Kettensäge leisteten ganze Artbeit: Nachdem das "Wäldchen" abgeholzt war, wurden Stämme und Astwerk auf dem Grundstück des Rentners meterhoch aufgeschichtet. Das Haus ist jetzt wie das Dornröschenschloss von einem grünen, undurchdringlichen Wall umgeben.

Per Zufall traf das WOCHENBLATT K. jetzt auf seinem Grundstück an: Den packte angesichts des Kahlschlags das blanke Entsetzen: "Wer auch immer das veranlasst hat, wird dafür büßen", drohte der Rentner. "Ich habe bei der Polizei Anzeige erstattet." Es sei schade um die schönen Fichten, die er vor mehr als 40 Jahren selber gepflanzt habe. Er sei gehbehindert und habe sich nur mit Mühe eine schmale Schneise in die Garage bahnen können, um überhaupt ins Haus zu gelangen.

K. fühlt sich von den Nachbarn und von der Gemeinde ungerecht behandelt: "Das Geld, das ich bislang wegen unberechtigter Forderungen abdrücken müsste, werde ich mir Cent für Cent zurückholen."

Lesen Sie dazu auch: Phantom ist nicht zu fassen

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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