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Landkreis Stade
Rollsplitt-Irrsinn auf den Straßen

"Achtung Rollsplitt": Bei diesem Schild dreht Jörg Dammann ganz schnell um
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Foto: Helena GARCIA@AdobeStock.com

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(jd). WOCHENBLATT-Reporter reicht es: Jedes halbe Jahr eine neue Frontscheibe.

Sie heißen Kuhaugen, Trümmerblasen oder Sternbrüche - und sind ein Riesenärgernis für Autofahrer: Die etwas merkwürdigen Begriffe bezeichnen die verschiedenen Formen von Steinschlagschäden an der Windschutzscheibe. Mit dem Fachjargon der Autoglaser kennt sich WOCHENBLATT-Reporter Jörg Dammann inzwischen bestens aus. Im Schnitt jedes halbe Jahr muss er die durch aufgewirbelte Splitt-Steinchen beschädigte Frontscheibe austauschen lassen. Er sieht sich als Opfer des Schotter-Irrsinns auf unseren Straßen. Hier seine Leidensgeschichte:

Mittlerweile habe ich eine regelrechte Rollsplitt-Psychose entwickelt. Ich gerate geradezu in Panik, wenn ich frisch geschotterte Straßen erblicke, nehme sogar größere Umwege in Kauf, um ja nicht auf "Steinschlag-Strecken" zu fahren. Und bei jedem "Pling" am Auto zucke ich zusammen. Denn damit verbinde ich viel Ärger und hohe Kosten. Es ist das typische Geräusch, das beim Aufprall eines Splitt-Körnchens auf der Windschutzscheibe entsteht. Und oft genug war die Scheibe anschließend hin.

Zunächst sieht der Schaden danach aus, dass es der große Autoglaser mit dem nervigen Werbejingle ("Car... repariert, Car... tauscht aus!") noch kostengünstig richten kann. Doch in allen Fällen macht es wenig später "krrracks" und ein fetter Riss zieht sich quer über die Scheibe. Eine neue kostet mehr als 700 Euro. Statt Nulltarif sind 150 Euro Selbstbeteiligung fällig.

Doch was jammere ich? Die deutschen Versicherer müssen jährlich 1,3 Milliarden Euro für Glasbruch am Auto hinblättern. Das sind 45 Prozent aller Kasko-Kosten. Ursache für kaputte Frontscheiben ist meistens Rollsplitt. Dabei gilt das Absplitten als Technik von vorvorgestern.

Billigste Kosmetik für die Fahrbahnen

Überall sind derzeit Straßenbau-Kolonnen zugange, um Fahrbahnen zu flicken. Nach dem "Hau rauf" - Prinzip wird massenhaft Rollsplitt auf die Straßen gekippt. Sehr zum Leidweisen der Autofahrer: Einige meldeten sich bereits in der WOCHENBLATT-Redaktion und beklagten sich über zentimeterdicke Schotter-Schichten auf den Straßen - wie beispielsweise in der vergangenen Woche auf der L141 in Moisburg und in Hollenstedt. Die einzigen, die sich über die Unmengen von Rollsplitt freuen, dürften die Autoglaser sein. Für Fachleute wie Carsten Willms vom ADAC hingegen ist diese Flickschusterei "reiner Murks".

Die großen Sommer-Sanierungen sind gelaufen, die Baufirmen haben wieder Kapazitäten frei und die Straßenbauämter ihr Budget noch nicht aufgebraucht. Da aber nicht viel Geld über sei, werde mit billigem Rollsplitt Fahrbahn-Kosmetik betrieben, die nicht lange vorhalte, so Willms.

Das sogenannte Absplitten, bei dem unzählige kleine Splitt-Körner auf eine dünne Bitumenschicht gestreut werden, ist laut Markus Staebner von der Landesbehörde für Straßenbau die mit Abstand kostengünstigste Methode, maroden Asphalt auszubessern. Zumal der Autofahrer noch gratis mithilft: Früher wurde der Splitt mit Spezialmaschinen in den Straßenbelag gewalzt, heute erledigen die Reifen diese Aufgabe - mit der Folge, dass reichlich Rollsplitt aufgewirbelt wird und für massenhafte Schäden an den Scheiben sorgt.

Günstig für die Behörde - teuer für die Autofahrer: Milliardenschaden durch Rollsplitt

So registrierte Niedersachsens größter Versicherer VGH im Jahr 2012 rund 39.000 Schadensmeldungen wegen Glasbruch am Auto. "Das sind etwa 46 Prozent aller Kaskoschäden", berichtet VGH-Sprecher Christian Worms. Er schätzt, dass neun von zehn Glasschäden am Auto durch Steinschlag verursacht werden. Der jährliche Betrag, den deutsche Versicherungen für den Austausch und die Reparatur von Autoscheiben aufbringen, hat die Marke von einer Milliarde längst überschritten.

"Ein Wahnsinns-Summe, die verursacht wird, weil die Politik nicht genügend Geld bereitstellt", sagt Willms. Straßenbautechnisch sei das Ausbringen von Rollsplitt längst überholt "Das sind Methoden wie vor 50 Jahren", meint der ADAC-Experte. Unter versierten Straßenbauern sei diese Technik absolut verpönt. 70 bis 80 Prozent der Steinchen müssten anschließend wieder aufgekehrt werden. Doch bessere Reparaturverfahren seien erheblich teuer.

"Es fehlt leider der politische Wille, mehr finanzielle Mittel für die Straßen-Instandhaltung aufzubringen", kritisiert Willms. Politiker würden sich nur für Straßeneinweihungen interessieren: "Die Neueröffnung einer Straße ist gerade in Wahlkampfzeiten sexy", sagt Willms. Sich um die Infrastruktur zu kümmern, sei für Politiker hingegen "unsexy".

"Achtung Rollsplitt": Bei diesem Schild dreht Jörg Dammann ganz schnell um
Der Feind aller Autofahrer: Frisch aufgetragener Rollsplitt liegt auf der Straße
Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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