Umgehung Elstorf ist jetzt "Chefsache" - Kritik an Gemeinde
Gemeinde plant Wohnbebauung am vermutlichen Verlauf der Umgehung B3 neu
mi. Elstorf. Gute Nachricht für alle Elstorfer und Ketzendorfer: Die Planungen für die seit Jahrzehnten vorgesehene Ortsumgehung sollen jetzt offenbar im Verkehrsministerium mit Nachdruck vorangetrieben werden. Laut einer Pressemitteilung aus dem Ministerium, nahm Verkehrsminister Bernd Althusmann die Umgehungsstraße in das "Pilotprojekt zur Planbeschleunigung" auf (siehe Kasten). Dennoch sorgt man sich in Elstorf darüber, dass das Projekt unnötig in die Länge gezogen werden könnte. Der Grund ist, dass die Gemeinde Neu Wumlstorf gerade dabei ist, einen Flächennutzungsplan zu erstellen, der ausgerechnet im Bereich der möglichen Trassenführung Wohnbebauung vorsieht.
Massive Kritik an diesem Vorgehen kommt von der UWG. Fraktionschef Jan Lüdemann sagte dem WOCHENBLATT. "Eigentlich ist es so einfach: Es gibt einen Korridor zwischen Ardestorf und Elstorf, in dem die Trasse laufen kann. Ausgerechnet diesen Korridor will Neu Wulmstorf jetzt bebauen". Es sei ihm absolut unverständlich, warum man nicht erst warte, bis es eine Trassenplanung gebe und dann damit abgestimmt den F-Plan entwickele. Jan Lüdemann: "Eigentlich jeder, mit dem ich im Ort spreche, sieht das so." Auch die beiden Ortsvorsteher Uwe Keller und Eberhard Cohrs teilten diese Ansicht. Jan Lüdemann: "Die Umfahrung ist für Elstorf von immenser Bedeutung. Der Flächennutzungsplan in seiner derzeitigen Form ist mit uns nicht zu machen".
Entspannter sieht das Malte Kanebley (CDU): "Ich gehe davon aus, dass der Plan, was die Bebauung im Süden angeht, nicht groß verändert wird." Der CDU-Politiker hält es auch für sinnvoll, dass die Gemeinde auch das Gebiet der möglichen Trassenführung mit aufnimmt. Malte Kanebley: "Natürlich dient der Plan auch dazu, deutlich zu machen, wo wir als Gemeinde unsere Schwerpunkte setzen wollen." Die Trassenplanung werde dadurch aber nicht tangiert. Zumal ja immer noch keine konkrete Trasse vorliege. Allerdings räumt Kanebley ein, wenn die Gemeinde schneller Häuser baue, als das Land die Straße, sei das Land beim Lärmschutz in der "Bringschuld". Ist die Straße dagegen zuerst fertig, wäre das umgekehrt. Bedenkt man, dass Lärmschutz oft einen sehr aufwendigen Teilaspekt bei der Planung von Straßen darstellt, so dürften die Planungen des Landes durch das fixe Vorgehen der Gemeinde nicht unbedingt erleichtert werden.
Dass die Trasse in dem besagten Gebiet laufen wird, davon geht auch Thomas Grambow (SPD) aus. "Ich sehe das Ganze aber viel entspannter", so Grambow. Ein Flächennutzungsplan sei schließlich kein B-Plan. Grambow: "Niemand wird doch ernsthaft die Planung der Trasse torpedieren, aber ich möchte erstmal warten, bis uns alle Informationen vorliegen. Vielleicht wollen ja die Eigentümer der umstrittenen Flächen gar nicht verkaufen". In Neu Wulmstorf ist es kein Geheimnis, dass die Flächen im südlichen Bereich außer einer Erbengemeinschaft auch der Familie des Ratsherrn Malte Kanebley gehören sowie dem Ratsherrn Hans-Heinrich Wiegers.
In der Verwaltung der Gemeinde Neu Wulmstorf versteht man die ganze Aufregung nicht. Man befinde sich mitten im Verfahren, stünde aber auch in engem Austausch mit der zuständigen Landesbehörde, sagte Bauamtsleiter Jürgen Sausmikat. Die Behörde hätte ebenfalls signalisiert, dass die Planung grundsätzlich in Ordnung sei.
Fakt ist: Derzeit geht man noch davon aus, dass die Umfahrung frühestens 2027 fertig sein soll. Es bleibt abzuwarten, ob man im Verkehrsministerium immer noch so entspannt ist, wenn in unmittelbarer Nähe der "Baustelle" die ersten Einfamilienhäuser aus dem Boden wachsen.
Infoabend für Bürger am Freitag 25. Mai (2018)
Jahrzehntelang ging es kaum voran mit der Planung für die Umgehung, jetzt hat Minister Althusmann die Ortsumfahrung in das Pilotprojekt Planbeschleunigung aufgenommen. Über die Hintergründe informiert der Minister auf einer öffentlichen Veranstaltung am Freitag, 25. Mai, von 18.30 bis 20 Uhr im Rathaus in Neu Wulmstorf. Kernpunkt des Pilotprojektes ist auch eine Beteiligung der Öffentlichkeit über das vorgeschriebene Maß hinaus.
Auf der Infoveranstaltung wird Bernd Althusmann das Konzept vorstellen und Bürgerfragen beantworten
Redakteur:Mitja Schrader |
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