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Osterfeuer im Landkreis Stade

Luther ging nicht weit genug: Horneburger verfasst ein ganz anderes Buch über den Reformator

Christoph Michl präsentiert sein Buch    Foto: jd
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jd. Horneburg. Zunächst möchte man meinen: nicht noch eine weitere Abhandlung über Luther, die jetzt zum Reformationsjubiläum erscheint. Doch das 458-seitige Werk aus der Feder des Horneburger Autors Christoph Michl (70) ist ganz anders als die unzähligen Luther-Biographien. In seinem Buch "Mit Luther zu neuen Ufern" setzt sich der studierte Theologe und Lehrer kritisch mit dem Reformator auseinander. Dabei flechtet er ganz persönliche religiöse Erfahrungen in sein Buch ein.

Bereits als fünfjähriger Knirps hegte Michl den innigen Wunsch, Pastor zu werden. Der Horneburger wuchs in streng religiösen Kreisen auf. Seine Mutter gehört einer evangelischen Freikirche an. "Die reine lutherische Lehre war bei uns oberstes Gebot", berichtet Michl. Erst während des Theologie-Studiums emanzipierte er sich vom - wie er es nennt - "freikirchlichen Fanatismus und Fundamentalismus". Bei der evangelischen Landeskirche Oldenburgs legte Michl seine Examen ab und absolvierte sein Vikariat. Doch den letzten Schritt, die Ordination zum Pastor, vollzog er nicht mehr.

"Meine Zweifel an den kirchlichen Dogmen waren mittlerweile zu groß", sagt der Horneburger. Parallel hatte er auf Lehramt studiert. So ergriff er den Beruf des Lehrers. Michl unterrichtete am Halepaghen-Gymnasium in Buxtehude und war viele Jahre an der damaligen Orientierungsstufe in Harsefeld tätig.

Dann die Sinnkrise: "Meine innere Stimme sagte mir, ich müsse einen anderen Weg einschlagen, um ein glückliches Leben zu führen." Ein dreiviertel Jahr habe er innerlich mit sich gerungen. Er gab seinen sicheren Job auf und machte sich als Anbieter von Fastenwanderungen selbstständig,

"Ich kann ansatzweise nachvollziehen, welche Höllenqualen Luther durchlitt in seiner Furcht, vor Gott nicht zu bestehen", sagt Michl im Rückblick auf seine eigene Seelenpein.
"Doch Luther ist nicht weit genug gegangen", bemängelt Michl: "Der Reformator blieb in der Vorstellungswelt der Bibel gefangen." Er selbst habe einen viel radikaleren Schritt vollzogen und ein neues religiöses Denken entwickelt - ohne Bibel und antiquiertes Gottesbild, so Michl: "Die Bibel, die nach Ansicht von Luther die göttliche Heilsbotschaft verkündet und damit Grundlage des Glaubens darstellt, ist für mich inzwischen eine interessante Sammlung von Weisheiten, die ich unter dem Aspekt der Völkerkunde betrachte."

Seine Religiosität drücke sich in der Ehrfurcht vor dem Lebendigen und dem Respekt vor einer natürlichen Ordnung aus. "Die Auseinandersetzung mit Luthers Schriften hat mir dabei einen wichtigen Anstoß gegeben, zu diesen neuen Ufern aufzubrechen", meint Michl: "Schade nur, dass der Reformator selbst auf halbem Weg stehen geblieben ist."

• Das Buch "Mit Luther zu neuen Ufern" kostet 19,80 Euro (ISBN 978-3-923901-21-0) und ist über den Verlag Mensch-Umwelt-Erde (www.mensch-umwelt-erde.de) zu beziehen.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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