"Muss man denn unbedingt Stadt sein?"

Gerhard Froelian liebt den Ausblick aus seinem Rathaus-Büro
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JOBS und KARRIERE

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bc. Horneburg. Horneburgs Samtgemeindebürgermeister Gerhard Froelian (61) wird nicht noch einmal kandidieren. Seine Amtszeit läuft am 31. Oktober 2014 aus (das WOCHENBLATT berichtete). 40 Arbeitsjahre hat der Mann aus Salzgitter dann hinter sich. Das WOCHENBLATT sprach mit ihm.

WOCHENBLATT: Wie kam es zu Ihrem Entschluss?

Gerhard Froelian: Die finale Entscheidung ist im Urlaub gereift. Ich mag keine halben Sachen. Bei einer neuerlichen Amtsperiode wäre ich am Ende fast 70 Jahre alt. Dann vielleicht nach drei Jahren mit 65 zu sagen, jetzt ist Schluss, wäre kein verantwortungsvoller Umgang mit dem Amt des Bürgermeisters. Ich werde ja direkt von den Bürgern gewählt.

WOCHENBLATT: Rathauschef ist ein stressiger Job. Warum haben Sie ihn trotzdem gerne gemacht?

Froelian: Klar, ist es anstrengend, wenn der Tag um 8 Uhr beginnt und oftmals um 22 Uhr endet. Hinzu kommen die Wochenendtermine. Das Amt nimmt viel, es fließt aber auch sehr viel Positives zurück, wenn man denn Bürgernähe zeigt.

WOCHENBLATT: Hand aufs Herz: Hat Sie der Job auf Deutsch gesagt nicht auch mal "angekotzt"?

Froelian: Nein! Sicherlich gibt es Tage, an denen man ins Bett fällt und nichts mehr hören will. Aber der Job ist eine Mischung aus Be- und Entlastung. Ich plädiere sogar dafür, dass die Amtszeit eines Bürgermeisters von acht auf zehn Jahre verlängert wird. Ein Bürgermeister sollte unabhängig von politischen Stimmungslagen arbeiten können.

WOCHENBLATT: Was werden Sie ab November 2014 vermissen?

Froelian: Dass ich zwingend mit den Bürgern in Kontakt stehe. Die vielen Kommunikationswege machen das Amt spannend.

WOCHENBLATT: Wenn die Gemeinde Gerhard Froelian ein Denkmal setzen würde, wofür?

Froelian (lacht): Ein Denkmal ist zu viel des Guten. Die größte Herausforderung, die vor sieben Jahren auf mich wartete, war die schiefe Finanzlage. Angesichts eines Überziehungskredits in Höhe von vier Mio. Euro in Relation zu einem Gesamthaushalt von sieben Mio. Euro waren wir praktisch pleite. Durch diverse Maßnahmen haben wir den Haushalt konsolidiert. Außerdem hat sich die Zusammenarbeit mit dem Alten Land gut entwickelt.

WOCHENBLATT: Inwiefern?

Froelian: Vor sieben Jahren hatte ich das Gefühl, dass das Konkurrenzdenken zwischen Horneburg und dem Alten Land sehr ausgeprägt war. Mit Hilfe des Leader-Programms haben wir es geschafft, Barrieren abzubauen. Tolle Dinge sind entstanden. Bei uns z.B. der Aussichtsturm in Nottensdorf oder das Bäuerliche Hauswesen in Bliedersdorf. Ziel ist es, dass wir uns als eine Region nochmals für die nächste Periode des Förderprogramms bewerben.

WOCHENBLATT: Was empfinden Sie als Ihre größte Niederlage?

Froelian: Ich muss akzeptieren, dass die Einheitsgemeinde politisch nicht gewollt ist. Unsere Finanzlage ist wieder gut. Es gibt keinen Veränderungsdruck. Dabei hätte die Kommune durch schlankere Verwaltungsstrukturen einen jährlichen Betrag in Höhe von 300.000 Euro einsparen können. Wir hätten z.B. nicht sechs doppische Haushalte aufstellen müssen, sondern nur einen. Ich bin überzeugt, dass eine Einheitsgemeinde der richtige Weg ist.

WOCHENBLATT: Was entgegnen Sie Menschen, die Horneburg als verschlafenes Nest bezeichnen?

Froelian: Muss man denn unbedingt Stadt sein? Wir sind ein ländlich geprägter Ort und das ist gut so. Horneburg kann sich alleine schon aufgrund der geringeren Einwohnerzahl nicht mit Orten wie Harsefeld vergleichen.

WOCHENBLATT: Hat Horneburg genug für die innerörtliche Entwicklung getan?

Froelian: Klar kann man kosmetisch im Ortszentrum immer etwas machen. Da wird auch vieles im Rahmen der Umsetzung des Städtebauförderungsprogrammes passieren. Aber nicht für alle Geschäftsbereiche lohnt es sich, in Horneburg zu investieren. Das muss man realistisch sehen. Wir können uns nicht mit Buxtehude und Stade messen.

WOCHENBLATT: Hat Horneburg touristisches Potenzial?

Froelian: Als Naherholungsgebiet und für Kurzurlauber allemal. Aber um mehr Touristen anzulocken, fehlen auf Samtgemeindegebiet mehr Übernachtungsmöglichkeiten.

WOCHENBLATT: Was fangen Sie im nächsten Jahr mit Ihrer Freizeit an?

Froelian: Ich überlege, mich ehrenamtlich im Entwicklungsdienst zu engagieren. Zuvor muss ich jedoch meine Fremdsprachen-Kenntnisse auffrischen. Vielleicht mit einer Sprachreise nach Malta. Ich werde mich sicherlich nicht geistig zur Ruhe setzen.

WOCHENBLATT: Bleiben Sie denn als gebürtiger Salzgitteraner in Horneburg wohnen?

Froelian: Ja. Horneburg ist ein lebenswerter Ort, weil hier besonders viele engagierte Menschen wohnen. Außerdem bin ich auch ein Stadtkind und liebe die Nähe zu Hamburg.

Gerhard Froelian liebt den Ausblick aus seinem Rathaus-Büro
Redakteur:

Björn Carstens aus Buxtehude

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