"Vorhang auf" für das neue Filmmuseum

Die Eröffnungsfeier des Filmmuseums entführte die Besucher auch dank einer Modenschau zurück in die 1950er Jahre
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mum. Bendestorf. Die Premiere hat schon angedeutet, was künftig alles möglich sein wird. Am Freitag der Vorwoche wurde das neue Filmmuseum im Beisein von etwa 100 Gästen auf dem Areal des ehemaligen Bendestorfer Filmstudios feierlich eröffnet (das WOCHENBLATT berichtete).
Und wenn auch längst nicht alles klappte, so zeigt vor allem das große mediale Interesse, dass das Museum das Zeug hat, der „kulturelle Leuchtturm“ mit der größten Strahlkraft des Landkreises Harburg zu werden. Und dabei geht es nicht nur darum, historische Requisiten und Erinnerungen aus der Filmindustrie zu zeigen. Die Mitglieder des Fördervereins „Filmfreunde Bendestorf“ - sie betreiben das Museum - haben sich viel vorgenommen. Die Eröffnung der Dauer-Ausstellung war nur der erste Schritt. Das gesamte Gebäude verfügt über gut 800 Quadratmeter auf zwei Ebenen. Im unteren Bereich sollen schon bald Kunst-Ausstellungen stattfinden. Aber auch Vereine und Schulen sollen die Möglichkeit bekommen, sich dort zu präsentieren. Insgesamt 180 Quadratmeter stehen zur Verfügung. Zudem hofft der Verein, bald das ehemalige Produzentenkino nutzen zu können. Dort sollen „Filme, die sich ästhetisch und ideologisch von kommerziellen Kino-Programmen unterscheiden,“ gezeigt werden. Insgesamt stehen etwa 100 Plätze zur Verfügung. Für optimale Sicht sorgten die Mitglieder selbst, die in Eigenarbeit Traversen einbauten.
Spannend wird vor allem sein, ob es den Mitgliedern gelingen wird, ihr wichtigstes Ziel zu erreichen. In Kooperation - etwa mit Schulen - sollen auf dem ehemaligen Studio-Areal wieder Filme entstehen. Beispielsweise könnte der Verein „Jugend aktiv“ im Zuge eines Ferienkurses Jugendlichen die Welt des Films näher bringen. Auf jeden Fall soll in Bendestorf nicht nur der „guten, alten Zeit“ erinnert werden.

Ein Blick in die Geschichte

Das Filmstudio Bendestorf entstand, weil das UFA-Studio Babelsberg in der sowjetischen Besatzungszone lag. Für die aufkommende westdeutsche Filmindustrie musste ein Ersatzdrehort gefunden werden. Das war die Chance von Rolf Meyer. Den Regisseur hatte es aus Berlin nach Bendestorf verschlagen. Meyer erhielt 1947 von der britischen Besatzungsmacht die „Lizenz zur Herstellung von Unterhaltungsspielfilmen“ und gründete die Junge-Film-Union (JFU).
Bereits 1948 begann Meyer mit dem Bau einer Aufnahmehalle hinter dem Gasthaus „Zum Schlangenbaum“ - dem heutigen Studio-Areal. Bis 1950 erweiterte Meyer das Areal auf 14.000 Quadratmeter. Etliche UFA-Stars knüpften dort an ihre früheren Karrieren an: Marika Rökk, Zarah Leander, Hildegard Knef, Johannes Heesters, Gustav Fröhlich und viele andere drehten in der Nordheide. Bendestorf entwickelte sich zum wichtigsten Standort der westdeutschen Filmindustrie. Dort entstanden mehr als 100 Filme. Etwa 150 Mitarbeiter - darunter viele Bendestorfer - arbeiten auf dem Areal. Ende der 1970er Jahre begann der Rückgang der Produktion. Die Studios waren für die Anforderungen der modernen Filmindustrie zu klein geworden. In den 1980er Jahren kamen die Produzenten von Werbefilmen in die Heide. Ariel, Kukident und Mon-Chérie-Werbestreifen entstanden in den Hallen sowie Synchronisationen für alte Edgar-Wallace-Filme mit Joachim Fuchsberger.
Öffentlich-rechtliche und private Fernsehsender nutzten die Studios für Unterhaltungsshows. Zuletzt wurde 2012 die NDR/Arte-Produktion „Entscheidung bei Kunduz“ dort gedreht. Die Blütezeit des Filmstudios erlebte Gründer Meyer selbst nicht mehr mit. Die veränderte wirtschaftliche Situation nach der Währungsreform zwangen ihn wegen finanzieller Schwierigkeiten 1952, für seine Firma Konkurs anzumelden. 1954 gab Meyer wegen mangelnder Bürgschafts- und Kreditwürdigkeit auf. Er zog sich schließlich wegen seiner angegriffenen Gesundheit aus dem Filmgeschäft zurück und starb 1963 im Alter von 52 Jahren.

Öffnungszeiten und Adresse

Das neue Filmmuseum befindet sich im ehemaligen Verwaltungstrakt des Filmstudio-Areals - zuletzt wurden die Räume unter anderem von einem Tonstudio genutzt.
Am Schierenberg 2
21227 Bendestorf
Tel.: 04183 - 509367
(Walfried Malleskat)
• Öffnungszeiten:
Donnerstag von
16 bis 18 und Sonntag
von 15 bis 17 Uhr
(Sondertermine können vereinbart werden)
• Internet:
www.film-bendestorf.de
• Weitere Informationen gibt es auf der Seite der Gemeinde Bendestorf (www.bendestorf.de) und bei Facebook (Stichwort „Filmmuseum Bendestorf“)
• Eintritt: vier Euro; Kinder bis zwölf Jahre zahlen zwei Euro. Gruppenführungen ab acht Personen (fünf Euro pro Person).

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Redakteur:

Sascha Mummenhoff aus Jesteburg

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