Die Kirche als Kulisse - Trauung als Lifestyle-Event?

In den Augen mancher Zeitgenossen gar nicht so abwegig: Die Kirche als Location buchen wie ein Hotel | Foto: msr Fotomontage
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  • In den Augen mancher Zeitgenossen gar nicht so abwegig: Die Kirche als Location buchen wie ein Hotel
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(mi). Wer kirchlich heiratet, ist gläubig und möchte seine Partnerschaft vor Gott und mit Gottessegen bekunden. Doch daneben scheint es einen neuen Trend zu geben: Immer öfter erhalten Kirchen in der Region Anfragen von Heiratswilligen, die keine Kirchenmitglieder sind, aber dennoch ein Gotteshaus inklusive Trauung „buchen“ möchten. Wird die Trauung zum Lifestyle-Event? Das WOCHENBLATT hat bei verschiedenen Kirchenvertretern nachgefragt.

Kirchliche Trauung liegt im Trend - Kirchenmitgliedschaft nicht

Es wirkt paradox: Obwohl viele junge Leute aus den Kirchen austreten, gilt laut einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens GfK (Gesellschaft für Konsumforschung) für 58 Prozent der Deutschen ab ­14 Jahren eine kirchliche Trauung als sehr wichtig. Erst durch den Gang zum Altar erhalte demnach eine Hochzeit ihren besonderen Charme. Geprägt ist diese Vorstellung sicher auch durch die Boulevard-Medien, die mit der Übertragung von Promi-Hochzeiten das Bild von einer „richtigen Heirat“ offenbar maßgeblich mitbestimmen. Das Ergebnis: Heiraten in der Kirche ist trendy, Kirchensteuer will man deswegen aber offenbar nicht zahlen. Auch die Kirche als Institution wird oft abgelehnt. „Ich bin zwar gläubig, aber mit der Kirche wegen der vielen Skandale nicht einverstanden.“ Das Internet ist voll solcher Statements. In einschlägigen Foren geben sich Heiratswillige Tipps, wie der Gang zum Altar inklusive religiöser Zeremonie auch ohne „Vereinsmitgliedschaft“ klappen kann.

Mit Gottessegen in die Ehe - alles nur eine Frage des Geldes?

Diese Entwicklung ist auch Kirchenvertretern in der Region bekannt:
„Wir möchten gerne in Ihrer Kirche heiraten, sind aber keine Kirchenmitglieder, was kostet das?“ Solche Anfragen gebe es im Kirchenkreis Hittfeld immer wieder, so Superintendent Dirk Jäger. Besonders interessant: Auch Hochzeitsplaner scheinen sich dem neuen „Trend“ nicht verschließen zu wollen. Dirk Jäger: „Wir hatten hier schon die Anfragen einer Agentur, die darin gipfelte, dass die Hochzeitsplanerin verlautbaren ließ, die ganze Sache sei doch nur eine Preisfrage und Geld spiele für ihre Klienten keine Rolle.“ Ein Extremfall oder ein Zeichen für ein sich radikal veränderndes Verständnis, das die Kirche und die Trauung durch den Pastor vor allem als Kulisse für eine persönliche Selbstinszenierung begreift? Soweit will Dirk Jäger nicht gehen: „Wir trauen viele Paare im Jahr. Das sind schöne Gottesdienste, bei denen die Getrauten die Kirche nicht als Kulisse, sondern als Gotteshaus auswählen.“

Für viele junge Paare ist die Trauung mehr als nur Lifestyle-Evnet

Dass immer mehr Paare die kirchliche Hochzeit vor allem als Lifestyle-Event begreifen, kann auch Christian Berndt, ­Superintendent des Kirchenkreises Winsen, nicht bestätigen. Die Gemeinden im Kirchenkreis Winsen erhielten nur sehr selten Anfragen, die so etwas vermuten lassen, erklärt der Super­intendent. Im Gegenteil, er führe ­häufig sehr ernsthafte Glaubensgespräche mit jungen Paaren, die sich trauen lassen wollen.

Der innere Wunsch nach Transzendenz?

Dr. Martin Krarup, Superintendent des Kirchenkreises Buxtehude, sieht den Wunsch nach kirchlicher Trauung auch von Nichtkirchenmitgliedern gänzlich anders: „Dieser Wunsch ist oft nicht nur da, weil die Leute ein Event oder die große Show wollen. Wenn man nachfragt, warum es denn eine kirchliche Trauung sein soll, stößt man oft auf Nachdenklichkeit. Ich glaube, die Leute suchen neben der Inszenierung schon eine gewisse Transzendenz, auch wenn sie es nicht ausdrücken können.“

"Gleich den Sonnenuntergang für die Traumhochzeit mit buchen!"

In einer Sache sind sich alle Kirchenvertreter einig: Kirchliche Trauung setzt Mitgliedschaft in der Kirche voraus (siehe Kasten). „Wer heiratet, will seinen Bund vor Gott bekunden. „Eine Trauung ist ein Gottesdienst, deswegen vermieten wir unsere Kirchen auch nicht als Location“, sagt dazu Dirk Jäger und fügt dann augenzwinkernd hinzu: „Wer unsere Kirche als Kulisse für seine romantische Traumhochzeit möchte, dem rate ich immer, doch gleich das Komplettpaket, wahlweise mit Sonnenuntergang oder Regenbogen bei uns zu buchen.“

Infoblock:

Einer muss in der Kirche sein

Für die kirchliche Trauung ist laut Statut der evangelischen Landeskirche die Kirchenmitgliedschaft erforderlich. Bei einem heiratswilligen Paar muss demnach zumindest einer Kirchenmitglied sein. Sonst ist keine Trauung möglich.

In den Augen mancher Zeitgenossen gar nicht so abwegig: Die Kirche als Location buchen wie ein Hotel | Foto: msr Fotomontage
„Eine Trauung ist ein Gottesdienst“, Dirk Jäger, 
Superindendent des Kirchenkreises Hittfeld | Foto: archiv
Redakteur:

Mitja Schrader

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