Hamburg macht Kasse auf Kosten seiner Nachbarn

Der Parkplatz am Bahnhof Klecken ist zu klein. 
Derzeit investiert Rosengarten mehr als eine Million Euro in neue P+R-Flächen
  • Der Parkplatz am Bahnhof Klecken ist zu klein.
    Derzeit investiert Rosengarten mehr als eine Million Euro in neue P+R-Flächen
  • hochgeladen von Mitja Schrader

mi. Landkreis. Geht es ums Geld, stößt die von der Stadt Hamburg immer wieder beschworene Zusammenarbeit mit den Kommunen der sogenannten Metropolregion offenbar schnell an ihre (Stadt)grenzen. Ohne Rücksprache mit dem Umland entschied der Hamburger Senat 2014, die P+R Plätze auf Hamburger Gebiet schrittweise zu privatisieren und von Pendlern Gebühren zu erheben. Mit teilweise millionenschweren Auswirkungen für die umliegenden Kommunen, deren Parkflächen jetzt aus allen Nähten platzen.
Zwei Euro am Tag oder 200 Euro im Jahr soviel kostet die Nutzung der Hamburger P+R-Plätze in Harburg und Neugraben Pendler.
Eine aktuelle Erhebung, nachzulesen im Jahresbericht 2015 des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV) bestätigt, was man in Hamburger Nachbar-Kommunen wie Neu Wulmstorf ebenso beobachtet. Weil immer mehr P+R-Flächen im Hamburger Stadtgebiet Geld kosten, weichen rund elf Prozent der Pendler auf weiterhin kostenlose Plätze im Hamburger Umland aus. Gleichzeitig nehmen Pendler längere Bahnfahrten in Kauf, um dafür kostenlos parken zu können.
Das Beispiel Rosengarten: Der P+R-Platz am Bahnhof in Klecken verfügt über 144 Plätze. Derzeit investiert die Gemeinde über 1 Million Euro in die Erweiterung des P+R-Angebots. Ob die kostenpflichtigen Stellflächen im Harburger P+R-Parkhaus schuld daran sind, lässt sich laut Ersten Gemeinderat Carsten Peters kaum feststellen. Der Grund: Schon bevor es die kostenpflichtigen P+R Flächen im Hamburg gab, waren die Flächen am Bahnhof Klecken laut HVV über 100 Prozent ausgelastet. Ein Steigerung sei so schlicht nicht darstellbar. Die Gemeinde habe allerdings festgestellt, dass der Parkdruck rund um den Bahnhof gestiegen sei. Gleichzeitig gingen die Belegzahlen der P+R Parkhauses in Harburg zurück. Eindeutig beweisen ließe sich ein direkter Zusammenhang aber nicht.
Ähnlich stellt Neu Wulmstorfs Bürgermeister Wolf-Egbert Rosenzweig (SPD) die Situation dar. Auch in Neu Wulmstorf stocke die Gemeinde durch den Bau eines Parkhauses ihre P+R-Kapazitäten auf. Das Projekt sei allerdings schon länger geplant gewesen. Ob es durch die jetzt kostenpflichtigen Stellflächen im angrenzenden Neugraben (Hamburg) zu einer Verlagerung der Pendlerströme nach Neu Wulmstorf gekommen ist, könne nur vermutet werden. Fakt sei allerdings, dass die Belegzahlen im Parkhaus dort zurückgingen. Für Neu Wulmstorf käme allerdings noch ein weiterer Faktor dazu. So sei es für Pendler aus dem Buxtehuder Umland wegen des Tarifgefüges des HVV ungleich günstiger, von Neu Wulmstorf aus nach Hamburg zu fahren. So kostet eine Monatskarte von Neu Wulmstorf aus nur rund 103 Euro, von Buxtehude sind es dagegen schon 157 Euro. Auf das Jahr gerechnet eine Kostendifferenz von rund 570 Euro. „Für die Pendlerverteilung spielt dieses Tarifgefüge eine größere Rolle, als die nun kostenpflichtigen P+R-Anlagen in Hamburg“, so Rosenzweig.
Übrigens: In Neu Wulmstorf wie auch in Rosengarten hat man von der Entscheidung, P+R-Plätze in Hamburg nur noch kostenpflichtig anzubieten, aus der Zeitung erfahren. Erst nach massiver Kritik aus dem Umland lud die Hansestadt zu einer Info-Veranstaltung ein - nahm die Pläne aber nicht zurück. Wie sich der Sachverhalt heute aus Hamburger Sicht darstellt, zeigt der bereits erwähnte HVV-Bericht. Hier heißt es zu dem Problem der sich verlagernden Parkströme lapidar: „Die Gemeinden sind nun gefragt, diese Verlagerung aufzufangen“ - soviel zur Zusammenarbeit in der Metropolregion.

Redakteur:

Mitja Schrader

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