"Kein Baugebiet im Biotop" Waldsiedlung sorgt für Zoff in Neu Wulmstorf

52 Häuser, viel Grün, kleine Straßen: Die Waldsiedlung wirkt wie ein Musterbeispiel für naturschonendes Bauen. Umstritten ist sie dennoch | Foto: WRS Architekten
  • 52 Häuser, viel Grün, kleine Straßen: Die Waldsiedlung wirkt wie ein Musterbeispiel für naturschonendes Bauen. Umstritten ist sie dennoch
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mi. Neu Wulmstorf. Insgesamt 52 Einfamilienhäuser auf Grundstücken zwischen 1.000 und 3.000 Quadratmeter, eine kleine Anliegerstraße, dazwischen Fuß- und Radwege. Was sich für Großstädter nach einem grünen überschaubaren Wohngebiet anhört, sorgt derzeit für reichlich Zündstoff bei den Anwohnern der Heidesiedlung in Neu Wulmstorf. Denn die sogenannte „Waldsiedlung“ soll in einem intakten Biotop, das direkt hinter ihrem Gartenzaun beginnt, gebaut werden. Jetzt durften die Bürger ihre Sicht der Dinge bei der öffentlichen Beteiligung im Rahmen des Planverfahrens darstellen.
Bei der Veranstaltung im Rathaus waren ca. 40 Bürger erschienen. Schnell wurde klar, die Fronten sind verhärtet: Auf der einen Seite die Gemeinde mit den Investoren Niedersächsische Landgesellschaft und Sparkasse Harburg Buxtehude im Schlepptau, auf der anderen viele Anwohner, organisiert in einer Bürgerinitiative (BI).
Hintergrund: Mit der geplanten Waldsiedlung setzt Neu Wulmstorf den sogenannten „Masterplan Röttiger Kaserne“ um. Ein Konzept, das gemeinsam von Neu Wulmstorf, Hamburg, Niedersachsen und dem Bund aufgestellt wurde, um die Nachnutzung des 275 Hektar großen Kasernengeländes abzustimmen. Auf niedersächsischer Seite gingen 180 Hektar an die Naturschutzstiftung des Landkreises Harburg, die hier ein Naherholungsgebiet entwickelt. Auf 10 Hektar ist dagegen Wohnbebauung geplant: Die umstrittene Waldsiedlung. Gegner des Projekt sähen aber am liebsten die gesamte Fläche als Landschafts- oder Naturschutzgebiet.
Wohl auch deshalb betonte Verwaltungs-Vize Thomas Saunus Bei der Vorstellung der Pläne für die Waldsiedlung besonders, die Beteiligung diverser Naturschutzbehörden und Verbände. Außerdem stellte Saunus klar: „Das Baugebiet umfasst gerade einmal 10 Hektar, von denen nur auf rund sieben der Wald gerodet wird.“ Spätere Bewohner sollten außerdem dazu verpflichtet werden, ein Stück Wald auf ihrem Grundstück stehen zu lassen.
Für die BI um Carmen Friedrich nichts weiter als Augenwischerei. „Warum hat noch keine Umweltverträglichkeitsprüfung stattgefunden, wer schützt die Fauna im Wald vor den Hunden und Katzen der Neubürger, wer die Amphibien in den Feuchtbiotopen jenseits der Straße vor zunehmenden Verkehr?“ Beinahe alle Fragen zum neuen Wohngebiet führten den Naturschutz ins Felde. Besondere Rückendeckung erhielten die Wohngebietsgegner vom BUND-Biologen Stefan Rost. Der Experte bemängelte, das Gebiet sei noch nie ausreichend untersucht worden und warf den Entscheidungsträgern vor, ihre Beschlüsse auf eine mangelhafte Datenlage zu stützen. Dem widersprach Saunus, es hätten sehr wohl Begehungen und Erhebungen durch die Gemeinde stattgefunden.
Und warum steigt die Gemeinde nicht einfach aus dem Masterplan aus? Mit dieser Frage brachte ein Bürger auf dem Punkt, was sich viele der Gegner - Umweltschutz hin oder her - wünschten. Hier zeigte die Gemeinde klare Kante: „Weil wir das nicht wollen“, so die einfache Antwort von Saunus. Dabei konnte sich der Verwaltungs-Vize der Rückendeckung der Politik gewiss sein. Denn der Rat hatte seinerzeit mit großer Mehrheit für das Projekt gestimmt.
Wie geht es jetzt weiter? Die Gemeinde wird alle Einwände und Anregungen, die zu Protokoll genommen wurden, beraten und gegebenenfalls Änderungen vornehmen. Läuft das Verfahren reibungslos weiter, rechnet die Gemeinde mit einem Baubeginn im späten Frühjahr nächsten Jahres.
Bei der BI fühlt man sich von der Gemeinde nicht ernst genommen. Dort setzt man jetzt viel Hoffnung in die Umweltverträglichkeitsprüfung.

Redakteur:

Mitja Schrader

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