Den Geist des Hauses geweckt

Bertrand Mado von seinem vorbildlich restaurierten Altstadthaus "Am Spiegelberg" in Stade
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Foto: Helena GARCIA@AdobeStock.com

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Familie Mado aus Stade lebt im preisgekrönten Denkmal / Sanierung mit Hürden: Niedrige Balken und ein Keller voll Schutt

tp. Stade. Schräge Mauern, niedrige Deckenbalken, ein windschiefer Kamin und Schaulustige vor dem Wohnzimmerfenster: Das Leben im preisgekrönten Denkmal hat viele Facetten. Für die vorbildliche Restaurierung einer Beinahe-Ruine zu einem der schönsten Altstadthäuser in Stade wurde das Ehepaar Bertrand (33) und Tanja Mado (38) jetzt mit dem Preis für Denkmalpflege der Niedersächsischen Sparkassenstiftung belohnt.

"Es war ein Projekt des Herzens", sagt der aus Frankreich stammende Flugzeugbau-Projektmanager, dem Wohnen im Altbau in die Wiege gelegt wurde. Er wuchs in einem mehrere hundert Jahre altem Haus im Süden von Paris auf. Er überzeugte seine Frau, eine Rechtsanwältin, von dem durch nichts zu ersetzenden Gefühl der Geborgenheit, die knatschende Bodendielen und Wände aus Eichenholz und handgefertigte Backsteine ausstrahlen.

Auf dem "Spiegelberg", einer Anhöhe nahe des historischen Fischmarktes in Stade, fand das Paar im Jahr 2011 die spätere Traum-Immobilie für sich und den gemeinsamen Sohn Gereon (4): ein unter Denkmalschutz stehendes Wohnhaus (Baujahr ca. 1659). Der damalige Eigentümer wollte das leerstehende Fachwerkgebäude durch ein modernes Mietshaus ersetzen lassen. Durch den Kauf retteten die Eheleute das baufällige, im Laufe der Jahrhunderte innen und außen stark umgebaute Eckhaus vor der Abrissbirne.

In Kooperation mit dem Denkmalschutz und dem Hamburger Architekturbüro Prell und Partner, das auch für die Restaurierung des Zigarrenmacherhauses in Jork im Alten Land verantwortlich zeichnet, entwickelten die Mados ein Sanierungskonzept. "Den ursprünglichen Geist des Hauses zu wecken, war unser oberstes Ziel", sagt Bertrand Mado.

Bis dahin war es ein langer Weg. In den 60iger Jahren wurden die vor- und rückseitigen Fachwerkfassaden des Hauses abgerissen und durch einfaches Mauerwerk ersetzt. Die Sanierung beinhaltete daher den Abriss dieser verunstaltenden Fassaden und die Rekonstruktion der historischen Fachwerkfassaden anhand alter Fotografien aus dem Stadtarchiv. Die Backsteine nach historischem Vorbild lieferte die Ziegelei Rusch in Kehdingen.
An einer weiteren Außenwand blieben die aus unterschiedlichen Epochen stammenden Original-Ziegel erhalten, ebenso die Holzbalken. Diese mussten jedoch von bis zu 19 Farbschichten befreit werden.

Im Haus-Inneren folgten die Handwerker den Wunsch der Mados, ein Maximum an alter Original-Bausubstanz zu erhalten: "Ich will viel altes Holz und viel Stein sehen", sagt Bertrand Mado. Der Denkmalschutz mahnte zu "Respekt vor dem Grundriss", sodass die ursprüngliche Raumaufteilung weitgehend erhalten blieb.

Zugunsten von mehr Raumweite wurde jedoch ein kleines Zimmer im ersten Stock geopfert. Die Hausbewohner genießen nun den Blick von der Essecke in die oberen Etagen.

Die Bauherren freuten sich, dass die Renovierung Schönes und Interessantes ans Tageslicht brachte, und zeigen es stolz: eine kleine Wandmalerei, ein mit Nagellöchern übersäter Holzbalken am Treppenaufgang und kunstvoll geschmiedete Türscharniere. Damit die bemerkenswerten Details im Inneren des schmucken Altstadthauses zu Geltung kommen, haben Tanja und Bertrand Mado die rund 140 Quadratmeter große Wohnung eher spartanisch möbliert.
Einen Kompromiss gingen die Mados im Schlafzimmer unter dem Dach ein. Dort musste eine Reihe Deckenbalken nach oben versetzt werden. "Andernfalls hätte ich mir beim Aufstehen dauernd den Kopf gestoßen", sagt der 1,90 Meter große Bertrand Mado.

Das war nicht die einzige Hürde bei der Altbausanierung: Unter dem Haus trat ein mit Baurückständen gefüllter Keller zutage.
Bertrand Mado: "Wir mussten sieben Tonnen Schutt beseitigen."
Seit Sommer 2013 wohnt die Familie in ihrem vorbildlich restaurierten Heim, das häufig von Touristengruppen bestaunt wird. Der gelungene Umbau hat sich auch unter Denkmal-Fans herumgesprochen, die alle einen Blick ins Innere werfen wollen: Die Mados haben am "Tag des Offenen Denkmals" rund 200 Interessierten die Türen geöffnet.

• Die Niedersächsische Sparkassenstiftung würdige das Engagement der Mados mit Platz zwei des Dankmalwettbewerbes auf Ebene des Bezirkes Lüneburg. Bauherren und des Architekten teilen sich das Preisgeld von 4.000 Euro.

Redakteur:

Thorsten Penz aus Stade

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