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Osterfeuer im Landkreis Stade

Vom Ticktack fasziniert

Peter Scholz mit einer französischen Pendeluhr vom Typ "Comtoise"
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  • Peter Scholz mit einer französischen Pendeluhr vom Typ "Comtoise"
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Uhrmacher Peter Scholz ist einer der letzten seiner Zunft / "Von Quarzuhren habe ich keine Ahnung"

tp. Stade. Zwischen Ziffernblättern, Zeigern und Zahnrädchen fühlt sich Peter Scholz (69) in seinem Element: Der Uhrmacher aus Stade repariert ausschließlich Zeitmesser mit mechanischem Uhrwerk: "Von Quarzuhren hab' ich keine Ahnung", sagt der Vollblut-Feinhandwerker. Peter Scholz ist einer der letzten seiner Zunft. Nach seiner Einschätzung gibt es im Süden Hamburgs nur noch rund eine Handvoll Traditions-Uhrmacher seines Schlags.
Peter Scholz, der in Westfalen aufwuchs, hat in einer Werkstatt im historischen Schnoor-Viertel in Bremen Goldschmied gelernt und trägt in diesem Fach den Meistertitel. Von Anfang an habe ihn das Ticktack der Uhren ebenso fasziniert wie Schmuck, sagt Scholz. So lernte er - neben seiner Tätigkeit als Goldschmied - von einem befreundeten Uhrmacher-Meister das Uhrmachen. Er darf sich wegen seiner inzwischen langjährigen Berufserfahrung Uhrmacher nennen, obwohl er keinen Gesellenbrief besitzt.
Scholz war unter anderem Werkstattleiter in der Goldschmiede Brunckhorst in Buxtehude. Seit 1978 ist er mit einem eigenen Geschäft in Stade ansässig. In dem "Uhrenhaus" an der Kehdinger Straße, das er mit einer Geschäftspartnerin betreibt, herrscht buchstäblich "uhrige" Atmosphäre. Es wimmelt von Stand-, Armband- und Taschenuhren verschiedener Epochen. In Regalen lagern tausende Ersatzteile. Scholz hat stets mehrere Reparaturaufträge gleichzeitig in Arbeit. Für einen Kunden aus Dollern setzt er eine alte Bauernuhr von 1880 instand. Die aus Frankreich stammende Pendeluhr vom Typ "Comtoise" schlägt zu jeder vollen Stunde und zusätzlich drei Minuten später. "Dank dieser Funktion hat garantiert kein Hof-Mitarbeiter vergessen, dass die Mittagspause vorbei ist", erklärt Scholz. Eine hölzerne Kuckucksuhr im markanten Tannenzapfen-Look stammt aus den 50 Jahren. Damals fertigte eine Fabrik im Schwarzwald diese Uhren in Masse. Sie waren der Renner bei amerikanischen Soldaten, die in einer benachbarten Kaserne stationiert waren. Vor Jahren reparierte der Profi gleich drei Kaminuhren aus den USA. Weil Knappheit auf dem Ersatzteilemarkt herrschte, baute er zahlreiche Teile originalgetreu nach. Scholz hat eine Mini-Drehbank für die feinen Uhrwerksachsen, von denen manche nur 0,3 Millimeter dick sind. An einer Präzisionsfräse stellt er Zahnräder her.
Das "Uhrenhaus" verfügt über ein eigenes großes Lager. Von den beliebten Buffet-Uhren aus den 1930er Jahren, die noch heute vielerorts "Omas Stubenschrank" zieren, liegen vier Dutzend im Magazin.
Für eine mit ländlichem Motiv bemalte Stuhluhr aus der Zeit um 1860 aus Holland beschaffte Scholz ein neues Original-Uhrwerk auf einer Messe in den Niederlanden und tauschte es gegen ein Quarz-Uhrwerk, das von einem Uhrmacher nachträglich eingebaut worden war.
Für bessere Übersicht bei nachfolgenden Reparaturen dokumentiert Peter Scholz jeden Arbeitsschritt mit Fotos.
Neben dem handwerklichen Reiz hat das Uhrmacherhandwerk für Peter Scholz auch eine bedeutende philosophische Komponente. "Durch jedes Ticken werde ich an meine Vergänglichkeit erinnert. Dadurch lebe ich bewusster."
• Tel. 04141 - 776428.

Redakteur:

Thorsten Penz aus Stade

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