Weltreise ins Ungewisse

Am Steuer des umgebauten Toyota Landcruiser: Lisa Fischbach
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"Leben ohne materiellen Schnickschnack": Total-Aussteiger Lisa und Timo suchen das Abenteuer / Afrika ist das erste Ziel

tp. Wischhafen. "Ein Auto wird unser Eigenheim und die Welt unser Vorgarten": Für das Abenteuer ihres Lebens haben Lisa Fischbach (35) und Timo Umland (32) aus dem Landkreis Stade schon alle Vorkehrungen getroffen, Jobs und Wohnung gekündigt und den Lieben daheim tschüss gesagt: In wenigen Tagen beginnt ihre Weltreise ohne festes Ziel und geplante Wiederkehr.

Der Umbau des gebrauchten Geländewagens vom Typ Toyota Landcruiser zu einem robusten Camper ist nach monatelanger Arbeit abgeschlossen. An Bord: ein moderner Kompressor-Kühlschrank, der Wüstenhitze standhält, ein 100-Liter-Trinkwassertank, GPS-Navigation und Kartenmaterial, Wasseraufbereiter, Benzinkocher, Solaranlage und zwei schmale Matratzen in einem Dachzelt. Auf persönliches Gepäck verzichten die beiden Aussteiger weitgehend. Einzig ihre Surfbretter nehmen die begeisterten Wellenreiter mit - und das Buch "The Sacred Balance". In dem Bestseller beschreibt ihr Lieblingsautor David Suzuki die Möglichkeiten der Rückkehr zu einem bescheidenen Leben im Einklang mit der Natur.

Den guten, einfachen Lebensstil, der sie mit "Zufriedenheit und Dankbarkeit" erfüllte, lernten Lisa, die aus Himmelpforten stammt, und Timo aus Stade bereits auf einer anderthalbjährigen Abenteuerreise nach Australien und Neuseeland, wo Lisas Schwester lebt, kennen. Für Muße und Naturgenuss nahmen sie gerne beengtes Wohnen in einem umgebauten Geländewagen, 160 Kilometer Entfernung zur nächsten Trinkwasserstelle und nur alle paar Wochen eine Dusche in Kauf.

Schon auf ihrer Rückreise nach Deutschland überkam die leidenschaftlichen Globetrotter, die seit 13 Jahren ein Paar sind und ein Jahrzehnt in Hamburg wohnten, wieder das Fernweh. "Zurück in der Heimat wurde die Suppe aufgewärmt, die zuvor schon schwer zu schlucken und nun ungenießbar war", sagt Timo. Der Entschluss gegen eine Rückkehr in die Werktätigkeit war rasch gefasst: "Uns war bald klar, wir wollten keinen bürgerliches, geregeltes Leben mehr", berichtet Lisa, die Kommunikationsdesign studierte, gutes Geld in einer Fotoredaktion verdiente und fleißig in einer Tankstelle jobbte.

Auch Timo, IT-Systemelektroniker, wollte nicht in seinen Job zurück, der zwar sein Konto füllte, ihn "innerlich aber nicht befriedigen konnte". Freunde hingegen rieten ihnen von dem lebensverändernden Schritt ab und empfahlen, das für die Reise gesparte Geld lieber in ein Eigenheim zu investieren und über Familienplanung nachzudenken. Doch das hat noch etwas Zeit, sagt Lisa, die nicht ganz ausschließt, "dass wir auf der Reise zu einer kleinen Familie werden". Vorerst wollen Timo und Lisa keine Verpflichtungen eingehen, "einfach nur leben" und das Ersparte künftig lediglich für Treibstoff und Lebensmittel Geld ausgeben.

Über Spanien und Portugal führt sie die Weltreise zunächst nach Marokko. Von dem nordafrikanischen Land aus wollen die beiden den schwarzen Kontinent erkunden, der sie seit langem fasziniert. Auf eine strenge Reiseroute will sich das Paar bewusst nicht festlegen, sondern einfach nur unterwegs sein. Lisa kennt das schon seit ihrer Kindheit: "Meine Eltern waren mit uns drei Kindern jedes Wochenende auf Achse." Ferien zu Hause habe es kaum gegeben. "Inzwischen", so Lisa, "ist Freiheit mein Kompass und Fernweh mein ständigen Begleiter."

Auf der Reise ihres Lebens wollen Lisa und Timo "einen positiven Einfluss auf die Menschen in den Gastgeberländern zu nehmen, indem wir soziale und ökologische Vorhaben unterstützen". Im Rahmen des wohltätigen Projektes "light2learn" wollen die Weltenbummler abgelegenen Schulen im Atlas-Gebirge Marokkos beim Aufbau von Solaranlagen helfen. 

Neben ehrenamtlicher Tätigkeit werden die Aussteiger nicht ganz ohne Lohnarbeit auskommen: Ihre Geldreserven reichen nur für ein Jahr. Dann wollen die beiden ab und zu Gelegenheitsjobs annehmen: "Für Essen und Sprit wird es reichen", sind sie zuversichtlich. Ihr Hobby, Wellenreiten auf den sieben Weltmeeren, kostet kein Geld.

• Über ihre Reiseerlebnisse und sozialen Aktivitäten berichten Lisa und Timo im Internet unter http://www.lost-track.net

Redakteur:

Thorsten Penz aus Stade

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