Der Preis ist heiß

Glasbläser Christian Bernschein. Mit Atemluft und Fingerspitzengefühl wird aus einer Glasröhre eine Kugel
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Foto: Helena GARCIA@AdobeStock.com

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Glasbläser im Weihnachtsstress: Wenn Zeit, Können und Material den Wert bestimmen

tp. Stade. Heiligabend naht. Im Einkaufstrubel vor dem Fest der Liebe haben wir die Wahl: Qualität oder Massenware? Unsere Konsumhaltung wird auch am Schmuck des Symbols der Besinnlichkeit und des Friedens deutlich, dem Weihnachtsbaum. Ein Dutzend Industrie-Kugeln vom Discounter für 4,99 Euro? Oder handgefertigte Einzelstücke ab 10 Euro, wie es sie im Laden von Glasbläser Christian Bernschein (60) in Stade gibt.

Nicht jeder kann sich die edel funkelnden Christbaum-Kugeln, Eiszapfen und Tannenbaumspitzen leisten, die in der keinen Werkstatt des Vollblut-Handwerkers entstehen, doch angesichts des hohen materiellen und zeitlichen Aufwands relativiert sich der Preis.

Die ersten Handgriffe lernte Christian Bernschein in seiner Heimatstadt Greifswald. In der Glasbläserei der Hochschule war sein Vater Rudolf Bernschein (83) Obermeister, fertigte für die Chemielabore komplizierte technische Vorrichtungen wie Glaskühler. Als 16-Jähriger trat Christian Bernschein die dreienhalbjährige Lehre zum Apparate-Glasbläser an. Weit vor der Wende, 1981, kam die Familie aus der DDR nach Westdeutschland und eröffnete in Stade die Glasbläserei. Noch immer werden hier Sonderanfertigungen für Chemiebetriebe wie Dow in Stade und Synthopol in Buxtehude hergestellt.

Doch in den Wochen vor Weihnachten spendet Christian Bernschein in der Hitze des Glasbrenners fast jeden Atemzug einer Christbaumkugel. Vom Rohling, einer besenstieldicken Glasröhre, bis zum Kristall-Ball ist es ein beschwerlicher Weg.

Am Fenster seiner Schauwerkstatt drücken sich Zaungäste die Nasen platt, wenn Meister Bernschein im Halbdunkeln seines Arbeitsplatzes den Galskolben in die 900 bis 1.200 Grad heiße Flamme hält. Glas kühlt rasch ab. Daher bleiben immer nur wenige Sekunden, in denen das Material formbar ist. Pusten, biegen, drehen unter höchster Konzentration. Mit einem Stachel piekst Bernschein kleine Krater in den glühenden Ball. So entstehen Unikate, die so nur Christian Bernschein hinbekommt. Wer das ganze Jahr über Freude an dem Einzelstück haben will, hängt die Kugel an einen filigranen Ständer und stellt das Stück Handwerkskunst ins Regal.

Jedes Teil, das nicht 100 Prozent perfekt ist, entsorgt der ehrgeizige Handwerker in den Splitterkübel. Neben dem hohen Arbeitsaufwand schlagen sich der Verbrauch für Gas und Sauerstoff aus Druckflaschen sowie Rohmaterialien vom Glastubus über Farbgranulat bis zum Lack im Verkaufswert nieder. Kenner des Kunsthandwerks haben Bernschein schon oft gefragt: "Wie kannst du zu diesem Preis überhaupt produzieren?"

Mit Beharrlichkeit und tiefem Bekenntnis zu seinem Handwerk hat sich Christian Bernschein in den 44 Jahren seiner Berufstätigkeit einen treuen Kundenstamm aufgebaut: Viele Fans hat der Könner in Dänemark.

Die Produkte vom gläsernen Apfel bis zum bunten Deko-Vogel kommen ausschließlich über Messen und das Ladengeschäft auf den Markt. Verkaufsversuche im Internet scheiterten: "Meine Produkte muss man anfassen und ansehen, um den Wert zu erkennen."
www.glasblaeserei-bernschein.de

Redakteur:

Thorsten Penz aus Stade

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