Neues Konzept für Obdachlose in Stade: kein zusätzlicher Neubau an der B73

Baracke am Fredenbecker Weg: Die ersten Bewohner sollen dieses Jahr nach Wiepenkathen umziehen. Die Stadt stellt ihnen Betreuer an die Seite
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Unterbringung und Betreuung nach Verdener Erfolgsmodell?

tp. Stade. Bei dem Dauerthema Obdachlosenunterbringung in Stade werden die Karten neu gemischt. Nachdem die große Lösung mit 42 Übernachtungsplätzen an der Bundesstraße B73 in Wiepenkathen schon als spruchreif galt, wollen Rat und Verwaltung dort nun auf einen weiteren Neubau verzichten und lediglich das bestehende, leere Flüchtlingsheim für maximal rund 20 Bewohner nutzen. Anlass zu den Überlegungen gab ein Bericht der Obdachlosen-Expertin Silke Offermann vom Herbergsverein Stade auf der Sitzung der Ortschaften Haddorf und Wiepenkathen.

Dabei stieß Offermann mit ihren Ausführungen über das Erfolgskonzept in der Stadt Verden auf offene Ohren: Als der Herbergsverein dort vor sieben Jahren die Betreuung der Obdachlosenunterkunft übernahm, gab es Probleme mit Ruhestörung und Vermüllung des Geländes. Die Verhältnisse ähnelten denen bei den Stader Unterkünften am Fredenbecker Weg, die, wie mehrfach berichtet, baufällig sind und abgerissen werden sollen. Wegen nächtlichen Lärms und Unrat gab es wiederholt Beschwerden aus der Nachbarschaft.

In Verden bekam der Herbersgsverein die Probleme in den Griff: In der Obdachlosenunterkunft wachte fortan ein Sicherheitsdienst über Ordnung, und Sozialarbeiter nahmen sich aktiv jedes Einzelschicksals der Bewohner an. Im Rahmen von Fachgesprächen (Clearings) wurden die Ausnahme-Lebenssituationen, die häufig von materiellen Problemen und Suchterkrankungen geprägt sind, analysiert. Teils über Monate und Jahre wurden Klienten intensiv auf dem Weg in ein normales Leben - und auf den ersten Wohnungsmarkt - begleitet. So gelang es, die Zahl der Obdachlosen zu halbieren.

Dem Beispiel folgend, will die Stader Stadtverwaltung in Kürze mit der Betreuung der rund 50 Obdachlosen am Fredenbecker Weg beginnen und dort ebenfalls einen Wachdienst einsetzen. Bereits in diesem Jahr sollen die ersten Bewohner an die Bundesstraße 200 umziehen. Zugleich soll die aufsuchende Sozialarbeit beginnen. Über die Kosten der Betreuung gibt es laut Bürgermeisterin Silvia Nieber noch Klärungsbedarf mit dem eigentlich dafür zuständigen Landkreis Stade.

Ohne eine zusätzliche Unterkunft wird die Stadt angesichts der zur Zeit rund 50 am Fredenbecker Weg lebenden Obdachlosen aber doch nicht auskommen. Die Politik in Wiepenkathen hat sich bereit erklärt, weitere Obdachlose aufzunehmen. Doch an der B73 wurde nicht nur der Neubau verworfen: Die Verwaltung hat zwischenzeitlich aus Kostengründen auch von der Renovierung des benachbarten, älteren Wohnhauses Abstand genommen.

Wiepenkathens Bürgermeister Horst Deede führt als zusätzlichen möglichen Standort ein Grundstück im Dorf ins Feld. Von anderer Seite kommen Vorschläge, das alte Kreiswehrersatzamt des Bundes in Stade zu nutzen. Dieses ist der Stadt allerdings ausschließlich als Flüchtlingsunterkunft zur Verfügung gestellt worden. Ob es tatsächlich keinen weiteren Neubau an der Bundesstraße 200 geben wird, bleibt noch offen. Nach Redaktionsschluss tagte der Verwaltungsausschuss zum Thema. Das WOCHENBLATT berichtet über das Ergebnis in einer kommenden Ausgabe.

Redakteur:

Thorsten Penz aus Stade

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