Weidemilch bleibt vorerst ein Nischenprodukt

Kreis-Landwirt Johann Knabbe, Stade

Haltungsform in den Kreisen Stade und Harburg kaum praktikabel


tp. Harsefeld.
Verbraucher honorieren das Tierwohl mit der Bereitschaft, entsprechende landwirtschaftliche Erzeugnisse teurer zu bezahlen, zum Beispiel für Quark, Käse und Co. aus sogenannter Weidemilch. Mit den Perspektiven für das Nischenprodukt befassten sich Experten und 150 Gäste kürzlich auf dem Grünlandtag der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in der Festhalle in Harsefeld.

Seit 2016 gibt es das Siegel für Weidemilch, bei der die Kühe an mindestens 120 Tagen im Jahr, sechs Stunden am Tag zum Grasen auf die Weide gelassen werden. Weidehaltung ist eine kostengünstige Form, um Fleisch und Milch zu produzieren. Andererseits gehen immer mehr Landwirt dazu über, ihre Kühe das ganze Jahr im Stall zu halten. Um diesen scheinbaren Widerspruch zu erörtern, stellte die Kammer ihren Grünlandtag  unter das Motto „Weidehaltung im Fokus“.

Kammervizepräsident Heinrich Grupe erläuterte das Für und Wider der beiden Haltungsformen. „Weidehaltung entspricht dem Bewegungsdrang der Rinder und trägt damit zum Tierwohl bei“, so der Vizepräsident. Weidende Kühe prägten das Bild in Norddeutschland und seien damit Sinnbild einer flächengebundenen Haltung. Sie habe kulturhistorische Wurzeln und mache die Milcherzeugung für die Bevölkerung sichtbar. Deshalb sei sie ein wichtiger Imagefaktor der gesamten Landwirtschaft.

Andererseits sieht Grupe einen Trend hin zur ganzjährigen Milcherzeugung im Stall. „Diesen Schritt kann man unseren Milchviehhaltern nicht verübeln, denn er ist oft wirtschaftlich begründet.“ Das Ziel der Milchviehhalter, hohe Milchleistungen der Tiere zu erreichen, nannte er „wichtig und legitim“. Die Weidehaltung komme für Hochleistungstiere nur bedingt in Frage.

Der Stader Kreis-Landwirt Johann Knabbe hält die Weidelandhaltung in den Kreisen Stade und Harburg wegen geographischer und wirtschaftlicher Gegebenheiten für nur bedingt praktikabel: Lediglich an sehr wenigen Höfen in der Region lägen die Weiden - wie für diese Haltungsform notwendig - direkt um die Ställe arrondiert. Überdies gibt Knabbe die niedrigere Effizienz bei der Futterverwertung zu Bedenken, die mit 60 Prozent bei der Weidehaltung deutlich unter der bei 100 Prozent liegenden Energie-Ausbeute von Mäh-Gras liege.

Besonders schlecht sei die Futtereffizienz auf den in der Region verbreiteten nassen Standorten. Nach einer Bauernregel heiße es: "Auf einer nassen Weide frisst die Kuh mit fünf Mäulern."

Die Nahrungsmittelqualität sei bei beiden Haltungsformen übrigens  geschmacklich etwa gleichwertig, wobei Weidemilch, bei der sich die Kuh das Futter selbst suche, beinahe Bio-Güte habe.

Redakteur:

Thorsten Penz aus Stade

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