Pferdehalter wollen wissen: "Warum läuft der Pferdeschänder noch frei herum?"

Der perverse Pferdeschänder griff die Tiere vorwiegend nachts auf den Weiden an | Foto: Repro: MSR
  • Der perverse Pferdeschänder griff die Tiere vorwiegend nachts auf den Weiden an
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(bim). Ein perverser Pferdeschänder versetzte Ende 2014 die Pferdehalter der Region in Angst und Panik. Obwohl die Polizei den damals 20-jährigen Täter bereits vor einem Jahr gefasst hat, wurde er bislang nicht zur Rechenschaft gezogen. Das ändert sich jetzt: Die Staatsanwaltschaft Stade hat Mitte Dezember 2015 Anklage erhoben. Sieben Verstöße gegen das Tierschutzgesetz, verübt zwischen dem 14. August 2011 und dem 7. Dezember 2014, werden dem Heranwachsenden vorgeworfen. Geahndet wird das laut Oberstaatsanwalt Kai Thomas Breas, Sprecher der Staatsanwaltschaft Stade, mit einer Geld- oder Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren.

„Wir haben keine Angst mehr vor ihm. Denn wir wissen, wie er heißt und wo er wohnt. Aber wir können nicht verstehen, warum dieser kranke Typ wieder frei herum läuft“, sagen zwei Pferdehalterinnen aus der Samtgemeinde Tostedt. Sie meinen damit den perversen Pferdeschänder, der Ende 2014 mehrere Stuten im Genitalbereich angriff und zum Teil schwer verletzte und Wallache verprügelte (das WOCHENBLATT berichtete). Der damals 20-jährige Täter war vor einem Jahr von Mitgliedern einer eigens dafür von der Polizei ins Leben gerufenen Ermittlungsgruppe auf frischer Tat ertappt und gefasst worden.
Problematisch war damals zunächst, dem Täter auf die Spur zu kommen. Denn manche offensichtlichen Blessuren hätten sich die Pferde auch selbst zufügen können. Bei den inneren Verletzungen habe man zunächst Koliken angenommen. Eine Stute überlebte ihre schweren Verletzungen im Genitalbereich nur knapp. Doch auch Wallache soll der Pferdeschänder vergewaltigt haben. Eines der Tiere soll wegen eines Darm- oder Blasenrisses unter großen Schmerzen verendet sein, berichtet eine Pferdebesitzerin. Letztlich konnte eine Pferdehalterin mit einer Wildkamera nachweisen, was sich nachts auf den Pferdeweiden abspielte.
Der Pferdeschänder, der mehrfach gegen das Tierschutzgesetz verstoßen hat, hatte ein umfassendes Geständnis abgelegt, bezeichnete sich selbst als „Zoophilist“ und befand sich zwischenzeitlich in therapeutischer Behandlung. Gründe für eine Untersuchungshaft lagen laut Polizei nicht vor.
Zwar hatte der gefasste Pferdeschänder sein Unwesen erwiesenermaßen im Raum Tostedt getrieben. Doch gab es auch auf unerklärliche Weise verstorbene Pferde in Salzhausen und Hanstedt. „Dieser Typ hat die Gewalt stetig gesteigert. Diese Krankheit ist nicht heilbar“, sind sich die beiden Pferdehalterinnen sicher und gehen davon aus, dass der Täter sich weiter an Pferden vergreifen wird, eventuell an anderen Orten.
Mehrfach haben Pferdehalter dem WOCHENBLATT in den vergangenen Monaten berichtet, den Mann wieder an Weiden in der Region gesehen zu haben. Sie halten sich auch untereinander stets auf dem Laufenden, wo sich der Pferdeschänder gerade aufhält.
Weil die Anklageerhebung bislang auf sich warten ließ, hatten Pferdefreunde bereits befürchtet, dass der Täter womöglich straffrei davon kommen könnte. „Pferde sind nach dem Gesetz nur eine Sache. Würde es sich um Menschen handeln, wäre der Typ längst weggesperrt“, ereifert sich eine Pferdehalterin. „Diese Vorfälle beweisen, dass eine Änderung des Tierschutzgesetzes dringend nötig ist und Tiere auch als Lebewesen anerkannt werden müssen“, sagt eine andere.
Wann das Gerichtsverfahren gegen den Pferdeschänder eröffnet wird und ein Hauptverhandlungstermin ansteht, hängt jetzt am Amtsgericht Tostedt. Ob dem Pferdeschänder öffentlich der Prozess gemacht wird, ist fraglich. Da es sich um einen Heranwachsenden handele, sei das Verfahren grundsätzlich öffentlich, so Breas. Allerdings war der Täter bei seiner ersten angeklagten Tat erst 17 Jahre und damit jugendlich.

Übergriffe rechtzeitig erkennen

Die beiden Pferdehalterinnen geben folgende Tipps, wie andere Halter ihre Pferde schützen oder Übergriffe rechtzeitig erkennen können:
• die Weiden mit Kameras überwachen;
• täglich nachschauen, ob die Tiere Verletzungen haben;
• keine Halfter hängen lassen;
• Zäune regelmäßig kontrollieren;
• Wasserbottiche überprüfen oder andere Gegenstände, die zum Draufsteigen verwendet werden können;
• wenn möglich, die Pferde nachts in den Stall holen.

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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