"Jugendherberge Inzmühlen darf nicht sterben"

Rund 100 Kinder und Erwachsene sprachen sich für den Erhalt der Jugendherberge Inzmühlen aus
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bim. Handeloh. Rund 100 Kinder, Jugendliche und Erwachsene fuhren am Samstag in einer Sternfahrt von Tostedt und Scheeßel (Kreis Rotenburg) zur Jugendherberge Inzmühlen, um gegen die vom Träger, dem Deutschen Jugendherbergswerk (DJH), Landesverband Nordmark, angekündigte Schließung der Herberge zu protestieren. "Inzmühlen darf nicht sterben" - so die Forderung aller Beteiligten.
In einer flammenden Rede verdeutlichte John Köhler, Lehrer der Eichenschule Scheeßel und Initiator der Sternfahrt, die Notwendigkeit des Erhalts der Einrichtung.
Der DJH-Landesverband Nordmark hatte den Teilnehmern untersagt, das Gelände der Jugendherberge zu betreten mit der Begründung, dass die Gäste dort ein Recht auf angemessene Nutzung der Herberge hätten. Auch die Herbergseltern hätten einen "Maulkorb" bekommen, berichteten die Organisatoren der Sternfahrt.
John Köhler, der seit 1998 mit jeweils 120 Schülern jährlich pädagogische Freizeiten in Inzmühlen durchführt, begrüßte die Teilnehmer mit einem Lied, das seine Schüler auf die Jugendherberge gedichtet hatten: "In Inzmühlen sind wir wieder, in Inzmühlen sind wir gern. Denn das ist 'ne tolle Hütte, unser Action-Zauberstern", so der Refrain.
Doch warum soll eine bei jungen Menschen derart beliebte Einrichtung geschlossen werden? "Der heute Reisende hat im 21. Jahrhundert verständliche Erwartungen an den Komfort der Unterkunft", so Köhler. Hier sei in den vergangenen 50 Jahren mehr als lieblos, nachlässig oder gar vorsätzlich geschlafen und der Herberge geschadet worden, weil notwendige Renovierungen und zeitgemäße Anpassungen nahezu völlig unterlassen worden seien, sagte Köhler. Da hätten auch alle Bemühungen der Herbergseltern gegen den Gästeschwund nichts genutzt. Ein Hauptkritikpunkt heutiger Besucher seien die sanitären Anlagen, denn die Gäste müssen heute noch dieselben Duschen nutzen wie bei der Einweihung der Herberge im Jahr 1961.
"So entwickelte sich eine Abwärtsspirale: Fehlende Investition führt zu minderer Qualität, das zu weniger Nachfrage, also weniger Einnahmen. Diese wiederum lassen weitere Investitionen nicht sinnvoll erscheinen, was wiederum die Standards und die Besucherzahlen sinken lassen", so Köhler.
Er ließ den Wertewandel im Laufe der Jahrzehnte Revue passieren: In den 1960er Jahren zählten Eigenheim und Auto für ein gewisses Ansehen, in den 1970ern Fernseher und Jahresurlaub im Süden, in den 1980ern Luxus und Party, bis der Arzt kommt, in den 1990ern Markenklamotten und Styling und seit den 2000ern Computer, Handys, Internet und eine immer schnellere IT-Technologie.
Die inmitten der Natur gelegene Jugendherberge habe hier sozusagen einen Gegenpol gegen die Kälte einer zunehmend technologisierten, von Vereinzelung und Anspruchsdenken geprägten Gesellschaft gesetzt. Sie biete u.a. die Möglichkeit, Gemeinschaft zu erleben, Freundschaften zu schließen und Ideen zum Leben zu erwecken. Außerdem ein klarer Standortvorteil: die direkte Anbindung an den Naturpark Lüneburger Heide sowie die Bahnhofsnähe.
"Wieso muss Inzmühlen geschlossen werden?", fragte Köhler. Die Erklärung des DJH: Der Standort sei nicht kostendeckend zu führen, die Defizite des Hauses dürften nicht zu Lasten des Gesamtnetzes gehen. "Da kommen einem der Bund-Länder-Finanzausgleich in den Sinn oder auch die diversen europäischen Rettungsschirme. Daseinsberechtigte, wertgeschätzte 'Partner' werden von den erfolgreicheren 'Partnern' mitgetragen", so Köhler. Er beantwortete die Frage, ob ein Erhalt der Jugendherberge Inzmühlen sinnvoll und die Einrichtung es wert sei, von anderen mitgetragen zu werden, mit einem klaren "Ja" unter dem Beifall der Anwesenden.
Der DJH-Landesverband zeigt sich nicht gesprächsbereit. Ihm könne aber auch nicht allein die Rettung aufgebürdet werden, sagte Köhler. Auf Kreistag, Landkreis und Kommunen ruhen daher jetzt die Hoffnungen der "Inzmühlianer", die sich auch mit Unterschriften für den Erhalt der Herberge einsetzen.
Von Tostedter Seite hatte die engagierte Mutter Simone Meyer Teilnehmer mobilisiert. An der Kundgebung vor dem Herbergsgelände nahmen u.a. auch Otters Bürgermeister Herbert Busch (CDU), Mitglieder der Töster Bürgerstiftung, Bürgerpreisträger Uwe Rosenow und CDU-Kreistagsmitglied Anette Randt teil.

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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