KZ-Überlebende Ester Bejarano erinnert sich: "Stabsarzt Mengele entschied über Gaskammer oder Galgenfrist?"

Esther Bejarano las aus ihrem Buch "Erinnerungen"
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bim. Hollenstedt. Sie hat das Nazi-Regime überlebt und reist heute durch die Welt, um nachfolgenden Generationen von dessen schrecklichen Greueltaten zu berichten: Esther Bejarano (89), eine der letzten bekannten Überlebenden des Mädchenorchesters von Auschwitz. Sie war jetzt in der Hollenstedter Estetalschule zu Gast und las vor 180 Neunt- und Zehntklässlern aus ihrem Buch „Erinnerungen“. Begleitet wurde sie von einer Journalistin der New York Times, die die berühmte Zeitzeugin portraitieren wird.
Wovon Esther Bejarano berichtete, darf nie wieder geschehen. „Wohin bringt man uns?“, fragten sich die Menschen, die im April 1943 aus ihrem gewohnten Leben gerissen und zusammengefercht in überfüllten Viehwaggons nach Auschwitz gefahren wurden. Im Arbeitslager angekommen, sollten u.a. Kranke, Gehbehinderte und Frauen über 45 Jahre auf Wagen steigen, die sie, wie sich später herausstellte, zur Gaskammer brachten.
Die davon verschont Gebliebenen wurden kahlgeschoren und tätowiert. „Namen waren abgeschafft. Fortan waren wir nur noch Nummern“, so Esther Bejarano. Sie musste wie viele andere Schwerstarbeit in Auschwitz-Birkenau leisten und Hunger leiden, denn zu Essen bekamen die Nazi-Gefangenen fast nichts.
„Hätte ich nicht das Glück gehabt, aus dieser Kolonne zu kommen, wäre ich wohl zugrunde gegangen“, erinnerte sie sich. Dank ihrer Musikalität durfte sie im Mädchenorchester, das auf Befehl der SS aufgestellt wurde, das Akkordeon spielen. „Wir spielten Märsche und kleine Musikstücke und sahen gleichzeitig täglich abgemagerte Leichen auf den Straßen oder Frauen, die aus Verzweiflung an den geladenen Stacheldraht liefen, um ihrem Leben ein Ende zu bereiten.“ Die psychische Belastung war noch größer, wenn das Orchester am Tor bei der Ankunft von Zügen spielen musste, in denen unzählige jüdische Menschen aus allen Teilen Europas zu den Gaskammern transportiert wurden. „Die Menschen winkten uns zu. Sie dachten sicher, wo die Musik spielt, kann es ja nicht so schlimm sein“, so Esther Bejarano. Auch den Stabsarzt Mengele lernte sie kennen: „Bewegte er seine Hand nach rechts, hieß das: Gaskammer, nach links: Galgenfrist.“
Nach mehreren Krankheiten und der ständigen Angst, selbst „ins Gas“ geschickt zu werden, ergab sich für Esther Bejarano eine glückliche Fügung: Wer arisches Blut hatte, sollte sich beim Blockältesten melden. Durch ihre christliche Großmutter war sie zu einem Viertel arisch und wurde ins Frauenstraflager Ravensbrück verlegt.
Mit viel Glück überlebte Esther Bejarano das Nazi-Regime. Als die Amerikaner nach dem Einmarsch von Esther Bejaranos Musikalität erfuhren, schenkten sie ihr ein Akkordeon. Darauf spielte sie, während ein großes Hitler-Bild verbrannt wurde. „Das war nicht nur meine Befreiung, das war mein Geburtstag“, so Esther Bejarano.
• Die Lesung fand im Rahmen des Projektes „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ statt. Der Kontakt zu Esther Bejarano war über den früheren Schulleiter Horst Fuhrmann, der sich im Präventionsrat Seevetal engagiert, zustande gekommen.

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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