Heidenau - plötzlich unrühmlich berühmt / Wie sich rechtsextreme Übergriffe in Sachsen bis in die Nordheide auswirken

Während im niedersächsischen Heidenau Flüchtlinge willkommen geheißen werden sollen, macht das sächsische Heidenau Negativ-Schlagzeilen wegen rechtsextremer Übergriffe | Foto: archiv / Fotomontagen: MSR
  • Während im niedersächsischen Heidenau Flüchtlinge willkommen geheißen werden sollen, macht das sächsische Heidenau Negativ-Schlagzeilen wegen rechtsextremer Übergriffe
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bim. Heidenau. Heidenau ist nicht gleich Heidenau. Auch wenn der eine oder andere sich in dem 2.200-Seelen-Dorf in der Nordheide vielleicht über den Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel oder Vize-Kanzler Sigmar Gabriel gefreut hätte. Die Bewohner beneiden die Menschen in der gleichnamigen 16.000-Einwohner-Stadt in Sachsen, die derzeit unter ausufernder rechter Gewalt leidet, nicht. Doch anders als im sächsischen Heidenau, das bundesweit Schlagzeilen wegen der Krawalle gegen die Unterbringung von 700 Flüchtlingen in einem leerstehenden Baumarkt als Erstauffanglager macht, stellt man sich im Heidenau in der Nordheide mit einem Unterstützerkreis darauf ein, die voraussichtlich im Oktober ankommenden Asylbewerber willkommen zu heißen. Obwohl beide Orte unterschiedlicher nicht sein könnten, sorgte die Namensgleichheit für Irritationen.

„Am Freitag der Vorwoche ging es los. Ich hatte mehrere Telefongespräche, u.a. mit einem Redakteur vom Fernsehen, der erfreut war, Freitagnachmittag noch einen Offiziellen zu erreichen“, sagt Heidenaus Bürgermeister Reinhard Riepshoff, der so großes mediales Interesse nicht gewohnt ist. Er war zunächst verwundert über die Frage, wie er über die Flüchtlingseinquartierung in einem früheren Baumarkt denke. Hat doch das Nordheide-Heidenau gar keinen Baumarkt. Zudem ist die Unterbringung von Flüchtlingen in einem ehemaligen Altenheim vorgesehen. Schnell dämmerte es Riepshoff, dass das sächsische Heidenau gemeint ist. „Seitdem gibt es immer mal wieder Anrufe oder E-Mails, aber noch keine negativen“, so der Bürgermeister. Im Gegenteil: Ein Verbrauchermarkt erklärte sich bereit, mit Lebensmittelspenden zu helfen. „Auch da gehe ich allerdings davon aus, dass der das Heidenau in Sachsen meinte“, vermutet Riepshoff, der auch noch ein Kurz-Interview für Stern online gab.
Dabei wurde der Bürgermeister gefragt: „Leiden Sie unter dem, was in Heidenau passiert?“ Leiden, so sagt Riepshoff, würde er nicht unter den Negativ-Schlagzeilen im anderen Heidenau. Aber er sei entsetzt über die Geschehnisse dort.

Noch bevor Bundeskanzlerin Angela Merkel am Mittwoch im sächsischen Heidenau eintraf, telefonierte Reinhard Riepshoff mit seinem Amtskollegen Jürgen Opitz. Der berichtete, dass es seit rund zwei Jahren bereits Flüchtlingsunterkünfte in dem Ort südöstlich von Dresden gebe, die - wie in den Landkreisen Harburg und Stade - im Schnitt mit jeweils 50 Asylbewerbern belegt seien. Und die ohne nennenswerte Proteste betrieben würden. Erst am Dienstag habe Opitz erfahren, dass es am Freitag darauf eine Verlagerung von Flüchtlingen aus einer Zeltstadt ins sächsische Heidenau geben sollte. In der kurzen Zeit war eine Bürgerbeteiligung nicht möglich. Das habe sich die NPD zunutze gemacht, die bei den jüngsten Kommunalwahlen 7,5 Prozent und einen Sitz im Heidenauer Rat geholt habe.

Von den Heidenauer Negativ-Schlagzeilen geschockt war auch Tostedts Samtgemeinde-Bürgermeister Dr. Peter Dörsam, der in Heidenau lebt. „Was im sächsischen Heidenau passiert, ist bedrückend“, sagt Dörsam. Er geht davon aus, dass die große Mehrheit der Menschen dort eigentlich nichts mit dem „braunen Mob“ zu tun hat. Die Vorkommnisse würden allerdings auch auf das Ansehen seiner Heimat Auswirkungen haben: „Es wird nicht ausbleiben, dass man woanders komisch angeguckt wird, wenn man sagt, man kommt aus Heidenau“, so Dörsam.

Auch im Hotel „Heidenauer Hof“ war die Verwechslung mit dem sächsischen Heidenau, daraus resultierenden, fragwürdigen Einträgen in den sogenannten sozialen Netzwerken und eine damit verbundene Diskussion um die Zuwanderungspolitik Thema bei Gästen und Mitarbeitern.

Ungeachtet der Tumulte im sächsischen Heidenau laufen die Vorbereitungen für die Ankunft von 41 Flüchtlingen im Nordheide-Heidenau weiter. Ein runder Tisch, bestehend aus Politik- und Vereinsvertretern, macht sich über Intergrationsmöglichkeiten der Flüchtlinge Gedanken. So sollen sie u.a. die Möglichkeit bekommen, in einem internationalen Café Deutsch zu lernen und sich mit Einheimischen auszutauschen sowie Sport zu treiben. Ab sofort werden Fahrrad-Spenden gesammelt.
Der Informationsabend am Donnerstag, 3. September, ab 20 Uhr im „Heidenauer Hof“ soll auch genutzt werden, um eine Unterstützergruppe aufzubauen.

Wer Fahrräder spenden möchte, wendet sich an Reinhard Riepshoff unter Tel. 0177 - 3413915 pder per E-Mail: riepshoff@gmx.eu.

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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