Tostedts Samtgemeinde-Bürgermeister-Kandidaten sollten "Klartext" reden
Veranstaltung der Töster Bürgerstiftung mit rund 80 Gästen im Hotel "Zum Meierhof"
bim. Tostedt. "Musik - Kaffee - Klartext" - unter diesem Motto stand am Sonntag die Informationsveranstaltung der Töster Bürgerstiftung mit der Vorstellung der drei Kandidaten für das Amt des Tostedter Samtgemeinde-Bürgermeisters. Obwohl es im Vorfeld Kritik gab, dass die Bürgerstiftung inklusive Kaffee und Kuchen 8,50 Euro Eintritt verlangt, war die Veranstaltung im Hotel "Zum Meierhof" mit rund 80 Interessierten gut besucht. Amtsinhaber Dirk Bostelmann (62, CDU), Reinhard Riepshoff (61, SPD) und Dr. Peter Dörsam (47, unabhängig) stellten sich Fragen zu den Themenkomplexen: Bau und Finanzen, Wirtschaftsförderung, Sport- und Kulturförderung, Jugendarbeit, Bürgerbeteiligung, Schulen, Integration der ausländischen Mitbürger bzw. Flüchtlinge und Tostedts Zukunft. Damit alle gleichermaßen zu Wort kamen, stoppte Moderator Walter Marquardt jeweils die Redezeiten.
"Bleibt die Samtgemeinde handlungsfähig, und können die Pflichtaufgaben erfüllt werden?", wollte Walter Marquardt etwa wissen. "Die Pflichtaufgaben sind gesichert. Die Samtgemeinde steht vernünftig und stabil da. Wir haben pro Jahr auch eine freie Spitze zwischen 900.000 und 1,7 Millionen Euro", so Bostelmann. Peter Dörsam wies auf den Schuldenstand der Samtgemeinde hin. Dieser würde von 2,46 Millionen Euro 2009 auf über 18 Millionen Euro Ende 2016 steigen. Das sei dann schon eine schwierige Situation. "Die Handlungsfähigkeit sehe ich noch gegeben, aber es muss eine Umkehr geben", so Dörsam. Kritisch sieht er nach wie vor die 2,5 Millionen Euro-Investition in eine Kindertagesstätte (60 Plätze) mit Krippe (30 Plätze) in der Dieckhofstraße. Die Krippenplätze an der Kita in Todtglüsingen einzurichten, hätte weniger Geld gekostet und sei die bessere Lösung gewesen. Steigende Tendenzen bei der Verschuldung seien nie gut, so Reinhard Riepshoff. Er wies aber auf die vielen Aufgaben hin, die von der Samtgemeinde umgesetzt werden müssen. Dazu gehört zum Beispiel das Bereitstellen von Krippenplätzen.
Bei der Frage, wie es mit dem Freibad weitergehen soll, lobte Peter Dörsam die Informationen und die Bürgerbeteiligung durch die Verwaltung als vorbildlich. Wie berichtet, stimmte die Mehrheit der Bürger für den Erhalt der Einrichtung. Jetzt müssten Technik und Becken saniert werden, was langfristig billiger sei. Auch Reinhard Riepshoff sprach sich für eine baldige Umsetzung dieser Maßnahmen aus.
Thema Wirtschaftsförderung: Dabei sei es wichtig, dass die Verwaltung ansprechbar sei, unbürokratisch im Rahmen ihrer Möglichkeiten handele und etwa auch mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Landkreis Harburg (WLH) zusammenarbeite, so Dörsam. Vorhandene Betriebe betreuen und im Zusammenwirken mit WLH und Landkreis Flächen für die Ansiedlung von Wirtschaftsbetrieben vermitteln, nannte Riepshoff als Unterstützungsmöglichkeiten. Die Samtgemeinde berate ansiedlungwillige Unternehmen, so Bostelmann. Handlungsbedarf sieht er beim Management von Konfliktsituationen zwischen Wohnbebauung und Gewerbebetrieben.
In der Jugendarbeit sieht Dirk Bostelmann die Schwerpunkte in der Bekämpfung rechtsradikaler Tendenzen bei Jugendlichen. Dass die Stelle des Jugendpflegers in den vergangenen Jahren nicht besetzt war, sei unbefriedigend, so Peter Dörsam. Die jetzt gewählte Lösung, die Aufgaben der Jugendarbeit an die Reso-Fabrik zu übertragen, findet er gut.
In puncto Bürgerbeteiligung müsse die Informationsbasis weiter verbessert werden, so Peter Dörsam. Er regte einen Newsletter an, der per Handy verschickt und im Rathaus ausgelegt werden könnte. Reinhard Riepshoff möchte Tostedt zur Bürgerkommune weiter entwickeln und Bürger über das gesetzliche Maß hinaus zu beteiligen, bevor Entscheidungen im Rat festgezurrt sind. Dirk Bostelmann berichtete, wie schwer es sei, die Bürger zu erreichen: Während das bei der Anwohnerversammlung zur Baumaßnahme Quellner Weg gut geklappt habe, ließ die Beteiligung bei der Vorstellung des Architektenentwurfs zur Sanierung des Freibades zu wünschen übrig. Bostelmann verwies auf den Leitbildprozess, bei dem in den kommenden Jahren alle Ortsentwicklungsmöglichkeiten in Bürgerversammlungen erörtert werden sollen.
Walter Marquardt wollte auch wissen: "Ist die Grundschule Dieckhofstraße ein Auslaufmodell angesichts des vierzügigen Ausbaus der Grundschule Poststraße?" Dabei sprachen sich alle drei Kandidaten für den Erhalt des Standortes Dieckhofstraße aus. Ebenfalls einer Meinung waren sie darin, keinen weiteren Discounter wie den zwischenzeitlich diskutierten Combi-Markt in der Bahnhofstraße/Triftstraße anzusiedeln oder Tostedt zur Einheitsgemeinde zu machen. Die Bemühungen verschiedener Institutionen und Vereine, eine Willkommensstruktur für die zu erwartenden Flüchtlinge aufzubauen, wurde von allen begrüßt.
Danach hatten die Bürger Gelegenheit, ihre Fragen zu stellen. Musikalisch aufgelockert wurden die Fragerunden durch Musik der "Horny Jazz Union".
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