Elbvertiefung: "Wir sind belogen worden"

Autoren und Herausgeber wollen mit ihrem Werk ein Ausrufezeichen setzen
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(bc). Jetzt oder nie! Ab Juli wird mit einem Gerichtsurteil zur Elbvertiefung gerechnet. Rechtzeitig davor haben die Altländer Kerstin Hintz und Ernst-Otto Schuldt ein Buch herausgegeben, das sich in einer kritischen Vielfalt mit der Ausbaggerung des Flusses auseinandersetzt, die es in dieser gebündelten Form noch nicht gegeben hat.

"Wahr-Schau" heißt das 264-seitige Kompendium - geschrieben von 18 Autoren, die entlang der Niederelbe zu Hause sind. Warschau steht in der Seemannssprache für Achtung oder Aufgepasst. Am Dienstag stellten die Macher das Werk in Jork der Lokalpresse vor. "Dieses Buch ist der beste Beleg dafür, dass die neunte Elbvertiefung nicht notwendig ist", sagt Kerstin Hintz.

Wie berichtet, ist die Elbvertiefung seit Oktober 2012 planfestgestellt. Weil aber Umweltverbände geklagt haben, verzögert sich der von der Hamburger Hafenwirtschaft so sehnsüchtig erwartete Startschuss. Bund und Hansestadt wollen den großen Strom so weit ausbaggern, dass Schiffe mit einem Tiefgang bis zu 13,50 Metern tideunabhängig in den Hafen einlaufen können, bei Hochwasser bis zu 14,50 Metern. Das Argument der Wirtschaft: Die immer größer werdenden Container-Pötte können Hamburg gar nicht mehr oder nur noch teilweise beladen anlaufen.

Genau dieser Punkt wird in dem neuen Buch, in dem u.a. Umweltexperten, Wasserbauingenieure, Nautiker, Fischer, Wassersportler sowie Obstbauern und Zeitzeugen zu Wort kommen, bestritten. So schreibt Exportkaufmann Dirk Weber: "Die großen Schiffe kommen heute und morgen - so oder so." Er hat recherchiert: "Nur fünf von 841 Schiffen nutzten 2013 den von der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung für die Elbe maximal genehmigten Tiefgang aus."

Das wahre nautische Hindernis sei vielmehr die Breite des Fahrwassers, so Weber. Die Begegnung von Containerschiffen sei aus Sicherheitsgründen auf 90 Meter als Summe der Schiffsbreiten beschränkt. Diese Situation werde sich auch durch eine Vertiefung der Fahrrinne nicht verbessern. Weber: "Die gesamte Planung zur Vertiefung geht am tatsächlichen Bedarf vorbei. Nur wagt das keiner auszusprechen, weil sonst völlig neu geplant werden müsste."

Dr. Olaf Specht, von 1984 bis 2000 Professor für Volkswirtschaft an der FH Wedel, kritisiert bei der Seehafenplanung für Hamburg die Nicht-Berücksichtigung des neuen Tiefwasserhafens Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven. Die Kosten einer Elbvertiefung würden wahrscheinlich den Nutzen übersteigen, wenn man die Mehrkosten für Unterhaltungs- und Umweltausgleichsmaßnahmen sowie die Mindereinnahmen des Jade-Weser-Ports einbeziehen würde. Specht: "Die jetzige Planung verstößt massiv gegen das nationale Gebot sparsamer Haushaltsführung."

Es sei ein Dilemma, dass Hamburg aus dem Jade-Weser-Port ausgestiegen sei.
Ins gleiche Horn stößt die von der Umweltschutzorganisation WWF in Auftrag gegebene Studie zur Hafenkooperation in Norddeutschland, die jetzt vorgestellt wurde. Zusammengefasst heißt es darin: Würden die Häfen Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven zusammenarbeiten, wäre eine Vertiefung von Elbe und Weser verzichtbar.

Mitautor Herbert Nix, seit mehr als 30 Jahren im Förderkreis "Rettet die Elbe", dazu: "Hamburg lässt eine gesamtwirtschaftliche Betrachtung außer Acht." Und Dr. Walter Feldt, ehemaliger Referatsleiter Umweltverträglichkeitsprüfung im Niedersächsischen Umweltministerium, gewinnt die Erkenntnis: "Dieses Buch kommt zu krass anderen Ergebnissen, als in den Planunterlagen festgestellt wurden." Der wohl bekannteste Elbvertiefungsgegner Walter Rademacher wird noch deutlicher: "Wir sind derbe am Fließband belogen worden."

Nach dem Willen der Herausgeber und Autoren soll das Werk "Wahr-Schau" für Furore sorgen, vielleicht sogar die Richter ihre Entscheidung überdenken lassen. Weitere PR-Aktionen, das Buch bekannter zu machen, sind laut Kerstin Hintz geplant.

• Erhältlich ist das Buch ab sofort im Buchhandel (ISBN 978-3-7357-2084-9) zum Preis von 15,70 Euro und als E-Book (ISBN 978-3-7357-4472-2) - in den ersten acht Wochen nach Erscheinen zum Preis von 5,99 Euro.

Redakteur:

Björn Carstens aus Buxtehude

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