Nachlassverwalter ist Blutsverwandten auf der Spur
Nachlassverwalter Bernd Clasen recherchiert weltweit in Archiven, um die Erben großer Vermögen zu finden
mi. Landkreis. Mit ihrer Arbeit haben sie schon manch armem Tropf zu unverhofftem Geldsegen verholfen: Nachlassverwalter Bernd Clasen und sein Team suchen im Auftrag der Gerichte Stade, Tostedt, Lüneburg, Winsen und Buxtehude oder für private Klienten weltweit nach Erben.
Stirbt ein Mensch, der über ein nennenswertes Erbe verfügt, gibt es kein Testament und lassen sich keine Angehörigen feststellen, versuchen Bernd Clasen und sein Team die rechtmäßigen Erben zu ermitteln - immer dem Grundsatz folgend „Gut fließt wie das Blut“.
Die Nachforschungen verlangen oft kreatives Vorgehen. „Einmal mussten wir über einen verstorbenen Diplomaten aus Kuba recherchieren, der in den 1950er Jahren eine Hamburgerin geheiratet hatte“, erklärt Klaus Schellin, der studierte Kulturwissenschaftler leitet für Clasen die Erbenermittlung. Eine schwierige Suche, denn für Diplomaten gelten keine Meldeauflagen. Aufschluss brachte erst die Durchsicht von Konsulatsakten, an die nicht einfach zu kommen war. Und so fanden Clasen und Schellin tatsächlich einen Erben. Der lebt heute in den USA und konnte dann mit Hilfe von Facebook ausfindig gemacht werden.
Manchmal gehen die Recherchen bis weit ins 19. Jahrhundert zurück. Bernd Clasen: „Wir müssen dann bei den Urgroßeltern mit unserer Suche beginnen.“ Die Erbensucher durchforsten Archive nach Urkunden, die Aufschluss über Verwandtschaftsbeziehungen geben können und suchen in Kirchenbüchern nach Einträgen von Geburten, Taufen, Beerdigungen und Hochzeiten. Damals schrieb man alles mit der Hand. Deswegen gehört das Entziffern von Dokumenten, die in der alten deutschen Sütterlinschrift verfasst wurden, zum täglich Brot der Erbenermittler. „Nicht jeder Beamte hat beim Ausfüllen seine Sonntagsschrift benutzt, manches Dokument muss ich regelrecht dechiffrieren“, erklärt Klaus Schellin.
Häufig ermitteln die Nachlassverwalter in den ehemaligen deutschen Ostgebieten, reisen u. a. nach Polen, Tschechien und Russland. „Gute Sprachkenntnisse sind dort für unsere Arbeit unerlässlich, erklärt Bernd Clasen.
Ein Erbenermittler erlebt auch Situationen, die nachdenklich machen: Da ist zum Beispiel der bitterarme 80-Jährige, der 100.000 Euro mit den Worten ausschlägt: „Ich bin mein ganzes Leben lang arm gewesen und klargekommen, das will ich nun nicht mehr ändern.“
Und was, wenn sich partout kein Erbe auftreiben lässt? „Jeder Nachlassverwalter weiß, Erben gibt es immer“, so Bernd Clasen. Dann schmunzelt er: „Und wenn wirklich alle Stricke reißen, dann kommt unser Bürohund „Willy“ zum Einsatz, den haben wir zum ‚Erbensuchhund‘ ausbilden lassen.“
Testamentsvollstreckung gemeinsam besprechen
Bernd Clasen arbeitet auch als Testamentsvollstrecker, sorgt dafür, dass der Wille eines Verstorbenen korrekt umgesetzt wird. „Viele Menschen, die ein Testament aufsetzen, wenden sich an mich, gemeinsam besprechen wir dann, wie das Testament umgesetzt werden soll“, erklärt Bernd Clasen. Er ist studierter Verwaltungsfachwirt und hat sich zum Nachlasspfleger fortgebildet. Mittlerweile ist Bernd Clasen seit 20 Jahren dabei und bildet auch selber aus. Weitere Infos unter: www.bernd-clasen.de.
Redakteur:Mitja Schrader |
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