Ein Schuss im Maisfeld: Jäger zielten versehentlich auf Menschen - Wie gefährlich ist ein Spaziergang?

Bevor ein Jäger abdrückt, muss er genau hinsehen, auf was er zielt | Foto: Fotolia / BillionPhotos
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(jd). In den vergangenen Tagen häuften sich die Schlagzeilen: Wiederholt schossen Jäger versehentlich Passanten an. So wurde in Lübeck eine Radfahrerin von den Kugeln aus einer Jagdflinte in den Oberschenkel getroffen. Der Waidmann gab an, auf eine Ente gezielt zu haben. In dieser Woche hielt ein Jäger aus Sachsen-Anhalt zwei Bauern, die ein Maisfeld abernteten, für Wildschweine. Sie erlitten Schussverletzungen an den Beinen. Und Anfang September endete für einen Mann aus Brandenburg die Verwechslung mit einem Wildschwein tödlich. Das WOCHENBLATT fragte den Stader Kreisjägermeister Günther Bube: Müssen die Spaziergänger auch in unserer Region um ihr Leben bangen?

"Die rund 1.800 Jäger im Kreis Stade stellen keine Gefahr für Leib und Leben ihrer Mitbürger dar", sagt Bube. In den vergangenen Jahren habe es keinerlei Vorfälle gegeben. Schließlich werde bei der Jagdscheinprüfung auch das Thema Sicherheit groß geschrieben. "Dabei gilt es, zwei Grundregeln zu beachten", so der Jagd-Experte: Erstens ist es Pflicht, das Wild "anzusprechen", wie es in der Jägersprache heißt: Ein Jäger darf nur schießen, wenn er sein Ziel selbst im Dunkeln deutlich erkennt und er weiß, um welches Tier es sich handelt.

Zweitens darf nur geschossen werden, wenn ein Kugelfang vorhanden ist. Das bedeutet, die Kugeln müssen so abgefeuert werden, dass sie im Boden, an einem Hang oder im dichten Gehölz aufprallen, sofern sie das Wild durchschlagen. "Hinter einer Büchsenkugel steckt eine ziemliche Wucht", so Bube: "Die ist selbst nach sechs Kilometern Entfernung noch gefährlich."

Was es heißt, "einen auf den Pelz gebrannt" zu bekommen, hat der Kreisjägermeister am eigenen Leib erfahren: Vor 16 Jahren nahm er im Kreis Rotenburg als Treiber an einer Treibjagd teil. Mit seinem Hund war er im Maisfeld unterwegs. "Dort hielt mich einer der Schützen für eine Taube und jagte mir eine Ladung Schrot in den Schädel", berichtet Bube. Die Sache sei ziemlich schmerzhaft gewesen, aber dennoch glimpflich ausgegangen: "14 Kugeln trafen mich, doch zum Glück erlitt ich keine schweren Verletzungen."

"Spätestens seit diesem Vorfall habe ich keinerlei Verständnis für Jäger, die einfach in ein Maisfeld hineinballern", meint Bube. Er ist sich aber sicher, dass sich die Waidmänner im Kreis Stade korrekt verhalten, wenn in diesen Tagen die Maisernte ansteht. Zwischen den mannshohen Pflanzen halten sich mit Vorliebe die Wildschweine auf. Daher rücken mit den Maishäckslern auch die Jäger an, um die Borstenviecher zu erlegen. "Da weiß jeder, dass nur nach außen auf die flüchtenden Tiere geschossen werden darf", meint Bube. Die bestehenden Regeln hält er für ausreichend: Es müssen sich nur alle daran halten."

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Kreisjägermeister Günther Bube
Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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