Wie erkläre ich einem Kind Terror?

Wie erkläre ich kindgerecht, dass Menschen sich im Namen Gottes in die Luft sprengen? Das Thema Terror ist in den Grundschulen angekommen | Foto: Fotolia/DocRabeMedia
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bc. Assel. Nach den Terror-Anschlägen von Paris standen viele Eltern vor der Herausforderung: Wie erkläre ich einem Kind, dass sich Menschen im Namen Gottes in die Luft sprengen und hunderte Zufallsopfer mit in den Tod reißen? Ohne das Kind noch mehr zu verängstigen.

Jochen Müller (62), kommissarischer Leiter der Grundschule Assel (Gemeinde Drochtersen), stand vor der gleichen Frage. Er entschied, die schrecklichen Ereignisse nicht zu verschweigen und gemeinsam mit allen Schülern den Opfern zu gedenken. Dafür erntete er viel Lob - und ein wenig Kritik.

Am Montag versammelte er alle etwa 350 Kinder von der ersten bis zur vierten Klasse sowie das gesamte Lehrer-Kollegium in der Aula. In einer Rede versuchte Müller einen Bogen zu spannen von den Attentaten über ein latentes Unsicherheitsgefühl bis hin zu einem Appell für Toleranz und Mitmenschlichkeit.

„Wir können nicht so tun, als ginge dieser Terror uns nichts an, wie wir auch nicht daran vorbeikommen wahrzunehmen, dass immer mehr Menschen genau vor diesem Terror fliehen“, sagte Jochen Müller zu den Kindern.

Man müsse sich die Frage stellen, ob man in Deutschland noch sicher lebe. Es gebe keine beruhigende Antwort darauf, denn der Terror sei heimtückisch und gemein, hieß es unter anderem in seiner Ansprache.

Müllers Rede endete mit einem Aufruf: „Wir sind nicht machtlos gegenüber diesen Terroristen, die sich als ‚Gottes Krieger‘ bezeichnen und sich benehmen, als wären sie der Teufel selbst. Wir können und wir müssen ihnen zeigen, dass wir Menschen achten, die anders denken, die anders aussehen, die anders sind.“ Dass man die Menschen begrüße, anstatt sie dem Terror zu überlassen. „Weil wir lieber Freunde haben als Feinde, werden wir auch stärker sein als diese Mörder.“

Das WOCHENBLATT sprach mit Jochen Müller über die Aktion, die zuvor mit der Lehrerschaft abgesprochen gewesen sei. Er sagt: Schule könne keine Insel sein, die unberührt von Tagesereignissen den alltäglichen Unterricht durchführe. „Ich wollte, dass die Kinder das Gefühl einer großen Gemeinschaft spüren“, so Müller. Die Aktion sollte verhindern, dass Gerüchte aufkommen, die möglicherweise tatsächlich Ängste geschürt hätten.

Für Schulelternratsvorsitzende Corinna Elfers sind das nachvollziehbare Gründe: „Der Schulleiter ist den richtigen Weg gegangen. Man muss ehrlich zu Kindern sein.“ Wichtig sei die Botschaft gewesen, dass Flüchtlinge nicht mit Terroristen gleichzusetzen seien.

Anders sahen es offensichtlich drei Elternteile, die um ein Gespräch bei Müller baten, um sich zu beschweren. Das WOCHENBLATT sprach mit einem Vater: „Meine Tochter kam völlig verängstigt nach Hause.“ Auch weil eine Lehrerin in einer dritten Klasse einen Film gezeigt habe, der die Situation in Syrien erklären sollte. „Kinder müssen noch nicht alles wissen“, so der Vater.

Was ist nun richtig? Offenbar eine schmale Gratwanderung. So oder so. Das WOCHENBLATT fragte andere Grundschulleiter, wie sie mit dem Thema umgegangen sind.

Wie sind andere Grundschulleiter mit dem Thema umgegangen?

Ulrich Mayntz, Grundschule Buxtehude-Altkloster: „Wir haben das Thema bewusst nicht angesprochen und uns auch nicht an der Schweigeminute beteiligt. Ich wollte die Kinder nicht verunsichern. Das Thema gehört in die Elternhäuser.“

Niels Gramkow, Grundschule Stade-Wiepenkathen: „Wir haben in den Klassen am Montag ohnehin einen Morgenkreis. Falls Kinder dort über die Attentate gesprochen haben, haben Lehrer das Thema aufgegriffen. Zudem haben wir die Schweigeminute um 12 Uhr eingehalten.“

Kirsten Fuhrmann, Waldschule in Buchholz: „Mir war wichtig, das Thema nicht totzuschweigen. Wir haben uns an der Schweigeminute beteiligt. In einer kurzen Ansprache habe ich über die Geschehnisse in Paris gesprochen, ohne konkret zu werden.“

Redakteur:

Björn Carstens aus Buxtehude

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