Wenn Notenstress die Ferien vermiest

Lehrer Ulrich Stahl macht Schüler fit für technische Berufe. Außerdem unterrichtet der neue Seelsorger der BBS Buxtehude Religion und Deutsch
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JOBS und KARRIERE

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jd. Buxtehude. Endlich Ferien! Auf die Schüler warten jetzt sechs Wochen Sommer, Sonnenschein und jede Menge Spaß. Doch längst nicht alle fieberten dem letzten Schultag entgegen. Schließlich gibt es heute auch Zeugnisse. Und die sind für manche Pennäler kein Grund zur Freude: Einige müssen wegen schlechter Zensuren eine "Ehrenrunde" drehen oder haben sich sogar den Abschluss versaut.
Wenn sich ein Schüler mit seinen miesen Noten kaum nach Hause traut, könnte das ein Fall für Ulrich Stahl sein. Der Pädagoge, der an den Berufsbildenden Schulen (BBS) in Buxtehude unterrichtet, ist der erste Religionslehrer im Landkreis Stade, der von der evangelische Kirche zum Schulseelsorger bestellt worden ist.

An Stahl können sich nicht nur Schüler mit Zeugniskummer wenden: Er ist auch Ansprechpartner bei allen anderen Problemen - egal, ob es sich um schulischen Stress oder familiäre Schwierigkeiten handelt. Wer seine Sorgen Stahl anvertraut, kann sich darauf verlassen, dass kein anderer etwas davon erfährt. "Der Inhalt meiner Gespräche als Schulseelsorger unterliegt der Schweigepflicht", erklärt Stahl. "Das ist genau das gleiche wie beim Beichtgeheimnis." Dass außer Schulpastoren oder -diakonen auch Religionslehrer seelsorgerisch an Schulen tätig sein dürfen, ist ein Novum in Niedersachsen. Die Lehrkräfte müssen dafür eine Zusatzausbildung absolvieren, die von der Landeskirche angeboten wird.

"Manche Zensurenbesprechung ist wie ein seelsorgerisches Gespräch", sagt Lehrer Ulrich Stahl (57) aus Stade. Er hat schon so manches Drama erlebt, wenn es um Schulnoten ging. Manchmal entscheidet eine Fünf zuviel über die weitere schulische Laufbahn. Besonders wenn der Druck seitens der Eltern extrem groß ist, fließen bei Schülern auch schon mal die Tränen. Da hilft es Stahl, dass er die spezielle Fortbildung als Schulseelsorger absolviert hat.

Was er beim Schulseelsorge-Seminar am "Religionspädagogischen Institut" der Hannoverschen Landeskirche in Loccum vermittelt bekommen habe, könne er auch ohne theologischen Hintergrund anwenden, meint Stahl. So sei er geschult worden, beratende Kurzgespräche zu führen. "Diese Geprächsform ist nicht nur in Krisensituationen hilfreich, sondern nützt in allen Lebenslagen", meint der Lehrer, der außer Religion die Fächer Technik und Deutsch unterrichtet. Er betrachtet seine neue Aufgabe als Ergänzung zum bestehenden Angebot der Schule: "Manchmal braucht ein Schüler nur jemanden, der ihm zuhört. Dann muss nicht gleich ein Termin mit dem Beratungslehrer oder dem Schulsozialarbeiter vereinbart werden."

Der frischgebackene Schulseelsorger hat aber auch gelernt, mit Notfällen umzugehen: Wenn etwa ein Mitschüler bei einem Unfall verstirbt oder Suizid begeht, ist Stahls Einsatz gefragt. Seine Worte können bei unvorhergesehenen Todesfällen Trost spenden. Außerdem ist er mit einem sogenannten Trauerkoffer ausgerüstet, dessen Inhalt dazu dienen soll, der Trauer an einer Schule einen würdigen Rahmen zu geben. So verfügt der Koffer über ein Kondolenzbuch, eine Kerze sowie einen Bilderrahmen, um damit einen Trauertisch zu gestalten. Zu Stahls weiteren Aufgaben gehört es, Schulgottesdienste oder -andachten auszurichten oder an der Schule kirchliche Projekte anzubieten. "Durch das Engagement der Schulseelsorger wird Religion an dem Ort erfahrbar, an dem Kinder und Jugendliche einen Großteil ihres Lebens verbringen", heißt es in einer Erklärung der Landeskirche.

Auch wenn Stahl im Auftrag der Kirche handelt, will er als Schulseelsorger niemanden bekehren: "Ich bin schließlich kein Missionar." Auch in seinem Religionsunterricht stehe nicht die Bibel im Vordergrund. Wenn er mit den Schülern über "Gott und die Welt" spreche, gehe es überwiegend um Fragen der Ethik. Der Vermittlung ethischer Werte halte er in der heutigen Ellenbogengesellschaft für wichtig. "Dieses Thema kommt später im Berufsleben meist viel zu kurz", meint Stahl.

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Ein Kind hat Zeugniskummer
Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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