Das letzte Schiff der Sietas-Werft?
bc. Neuenfelde. Das war zentimetergenaue Präzisionsarbeit: Am Samstag wurde das erste in Deutschland gebaute Offshore-Errichterschiff auf der Sietas-Werft ausgedockt. Dabei musste der 38 Meter breite Pott durch das nur 40 Meter breite Estesperrwerk manövriert werden - eine spektakuläre Leistung der Schlepper-Crews.
Das Installationsschiff "Aeolus" könnte der letzte Sietas-Neubau in Neuenfelde sein. Wie berichtet, gehen auf der insolventen Werft die Lichter aus, wenn bis Sommer kein neuer Auftrag an Land gezogen wird. 390 Mitarbeiter bangen um ihre Jobs. Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch kritisiert die Bundesregierung, durch ihr Zögern bei der Energiewende die Zukunft der Sietas-Werft zu gefährden: „Die schwierige Lage des Hamburger Unternehmens hätte entschärft werden können, wenn die Bundesregierung bei der Energiewende ihre Hausaufgaben gemacht hätte."
Baustart der "Aeolus" war im April 2012, die Übergabe des Schiffes an den Auftraggeber, das niederländische Wasserbauunternehmen "Van Oord", ist für Juli dieses Jahres geplant. Der Rumpf des Schiffes ist komplett, die Stahlarbeiten sind abgeschlossen, der Aufbau des Deckshauses hat begonnen. Damit war die Tragfähigkeit der Bauplattform mit rund 12.500 Tonnen erreicht. Für die Endmontage muss das 140 Meter lange Schiff schwimmend im Wasser des Dockhafens der Werft liegen - darum jetzt der aufwändige Positionswechsel.
Bei der sogenannten Rochade wurde zunächst die Plattform abgesenkt. Mit der einsetzenden Flut schwamm das Schiff auf. Im nächsten Schritt wurde es aus der Dockgrube heraus- und durch das Estesperrwerk geschleppt, um danach die Plattform ebenfalls aus dem Dockhafen zu schleppen.
Sietas Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann: „Das Errichterschiff zeigt die hervorragende Leistungsstärke der Werft und ihrer Mannschaft." Sietas habe dieses Schiff selbst entwickelt. Das sei für eine deutsche Werft einmalig und unterstreiche das weltweit wettbewerbsfähige Know-how von Ingenieurs-, Konstruktions- und Bauleistung, das die Werft biete.
- Das Sietas „Jack-up Vessel“, so lautet der Branchenbegriff für das Offshore-Windanlagen-Errichterschiff, ist für den küstenfernen Einsatz in Offshore-Windfeldern entwickelt. Es besitzt eine Transportkapazität von bis zu 6.500 Tonnen und kann in Wassertiefen von bis zu 45 Metern sicher arbeiten. Es kann sich selbst beladen, verfügt über ein "Jacking-System" mit vier Stelzen, die 84 Meter lang sind, jeweils rund 900 Tonnen wiegen und einen Durchmesser von 4,50 Metern haben. Damit kann es sich weit über die Wasseroberfläche erheben und gewährleistet eine sichere Arbeitsposition für Installationsaufgaben. Das Spezialschiff ist 140 Meter lang und 38 Meter breit, seine Seitenhöhe beträgt 9,12 Meter, sein Tiefgang 5,70 Meter.
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Redakteur:Björn Carstens aus Buxtehude |
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