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Millionenschaden im Buchholzer Freibad

"Das Mindestlohngesetz ist ein bürokratisches Monster"

Lothar Hillmann: Bürokratische Hürden erschweren die ehrenamtliche Arbeit" | Foto: archiv / os
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Interview mit Lothar Hillmann, Vorsitzender des TSV Buchholz 08, über die Auswirkungen auf Sportvereine

os. Buchholz. Seit dem 1. Januar gilt der Mindestlohn in Deutschland. Bei manchen Arbeitnehmern sorgt er für Freude, weil am Ende des Monats mehr Geld im Portemonnaie übrig bleibt. Andere sehen den Mindestlohn mit Sorgenfalten. Im Interview mit WOCHENBLATT-Redakteur Oliver Sander erklärt Lothar Hillmann (66), Vorsitzender des TSV Buchholz 08 (rund 3.500 Mitglieder), die Auswirkungen für Sportvereine.
WOCHENBLATT: Ein Steuer-Experte hat einmal gesagt, dass die Buchhführung in Sportvereinen mittlerweile schwieriger ist als die eines gewerblichen Betriebes. Wie wirkt sich das beim TSV Buchholz 08 aus?
Lothar Hillmann: Alle Buchführungsarbeiten des Vereins, die steuerrechtlich und/oder sozialversicherungsrechtlich relevant sind, führt für uns ein Steuerberatungsbüro durch. Wegen der Kompliziertheit der Materie wäre eine fehlerfreie Bearbeitung nicht sicherzustellen. Das ist ein nicht unerheblicher finanzieller Aufwand.
WOCHENBLATT: Seit dem 1. Januar gilt der Mindestlohn. Welche bedeutet das für Ihren Verein?
Hillmann: Der Verein hat festzustellen, ob Tätigkeiten im Verein ehrenamtlich, als Arbeitnehmer oder als Selbständiger durchgeführt werden. Daraus ergeben sich unter Umständen Aufzeichnungspflichten der geleisteten Arbeitszeiten, die sind zu prüfen und aufzubewahren und werden mit Sicherheit später Gegenstand einer Prüfung. Sollten die Vorschriften des Mindestlohngesetzes (MiLoG) nicht eingehalten werden, kann das zu Nachzahlungsverpflichtungen mit ggf. erheblichen steuerlichen und sozialversicherungsrechtlichen Auswirkungen führen. Darüber hinaus drohen Bußgelder.
WOCHENBLATT: Wie bewerten Sie das Mindestlohngesetz aus Sicht von Sportvereinen?
Hillmann: Das Mindestlohngesetz (MiLoG) ist für die Vereine ein ausgesprochen bürokratisches Monster und noch dazu ein technisch schlecht gemachtes Gesetz mit nicht durchdachten Folgewirkungen. Es drängt sich mir der Eindruck auf, dass hier die schnelle Einlösung eines Wahlversprechens Vorrang vor der notwendigen Qualität hatte.
WOCHENBLATT: Ihre erste Fußball-Mannschaft spielt in der Oberliga. Welche Auswirkungen hätte ein Aufstieg in die Regionalliga?
Hillmann: Ein Aufstieg unserer Ligamannschaft in die Regionalliga wäre aufgrund der „Grauzonen“ und der ungeklärten Punkte des MiLoG ein nicht zu kalkulierendes finanzielles Risiko. Dies hat unter anderem seine Ursachen in der Regelung, die Vereine verpflichtet, in der Regionalliga mit den Spielern sog. Vertragsamateurspieler-Verträge zu schließen. Auch hier ist das Gesetz schwammig und es ist bezeichnend, dass alle Sportverbände und Vereine auf die erste arbeitsrechtliche Auseinandersetzung als Folge des MiLoG warten.
WOCHENBLATT: Drohen auch hier Probleme?
Hillmann: Ja. Wenn der erste Spieler, der u.U. im Streit bei seinem Verein ausscheidet, unter Berufung auf das Gesetz Nachzahlungen einklagt, würde das für Vereine zu nicht kalkulierten Aufwendungen führen. Es wird schon davon gesprochen, dass ein solches Urteil für den Amateursport die Dimension des Bosmann-Urteils erreichen könnte.
WOCHENBLATT: Es gibt nun Pläne, die Mitgliedsbeiträge mit weiteren Steuern zu belegen. Wie können Sie sich als Verein darauf vorbereiten?
Hillmann: Ein Urteil des Bundesfinanzhofs aus 2014 könnte dazu führen, dass Mitgliedsbeiträge der Sportvereine zukünftig der Umsatzsteuer unterliegen. Das wäre für Sportvereine der GAU, denn es wäre sicher nicht möglich diese Steuer auf die Mitgliedsbeiträge umzulegen. Zurzeit versuchen wir alle Informationen zu diesem Thema zu sammeln, um hier die entsprechenden Maßnahmen zu überlegen.
WOCHENBLATT: Was bedeuten die bürokratischen Hürden für das Ehrenamt in Sportvereinen?
Hillmann: Die bürokratischen Hürden sind sicher für das Ehrenamt zunehmend demotivierend und erschweren die tägliche Arbeit. Die abnehmende Bereitschaft, ein Ehrenamt zu übernehmen, hat eine ihrer Ursachen in der Notwendigkeit sich mit Bürokratie auseinandersetzen zu müssen. Leider wird diese Bürokratie nicht nur von Außen den Vereinen aufgezwungen, sondern wird vielfach auch innerhalb der Verbände erzeugt. Bürokratie bedeutet Mehraufwand und letztlich birgt sie auch persönliche Risiken für die Verantwortlichen.
WOCHENBLATT: Herr Hillmann, vielen Dank für das Gespräch.

Redakteur:

Oliver Sander aus Buchholz

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