Interview mit Kreistagsmitglied Martin Gerdau
Die Mehrheit der SPD ist für die Ortsumfahrung in Buchholz

Martin Gerdau: "Positive Rendite für Buchholz" | Foto: Studio Gleis 11 / Jens Schierenbeck
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os. Buchholz. Er war von März 2018 bis vor wenigen Wochen Ortsvereinsvorsitzender der SPD Buchholz. Dieses Amt hat der Sozialdemokrat Martin Gerdau (43) aufgegeben, um sich mehr auf seine Mandate im Kreistag des Landkreises Harburg und im Stadtrat Buchholz zu konzentrieren. Im Interview mit WOCHENBLATT-Redaktionsleiter Oliver Sander spricht Martin Gerdau über das Projekt "Buchholz 2025plus", die Kontroverse in der SPD und seine Wünsche für die Zukunft.
WOCHENBLATT: In der jüngsten Sitzung des Kreistages wollte die Gruppe CDU/WG erreichen, dass über die Ortsumfahrung in Buchholz und den Kreisel beraten wird. Eine Stimme fehlte, um die Tagesordnung entsprechend zu ändern. Auch Teile der SPD sahen keine Dringlichkeit. Was haben Sie gedacht, als das Thema vertagt wurde?
Martin Gerdau: Ich habe innerlich in den Tisch gebissen, weil ich gehofft hatte, dass der Kreistag über die Ortsumfahrung debattiert. Allerdings bleibt festzuhalten, dass 14 von 16 Mitgliedern der SPD dem Dringlichkeitsantrag zugestimmt haben. Wir haben also zur Behandlung des Tagesordnungspunkts unseren Beitrag geleistet. Mir gefällt das Projekt "Buchholz 2025plus" (dieses sieht den Bau der Ortsumfahrung und ein Wohnquartier mit bis zu 1.500 Wohneinheiten vor, d. Red.), weil es unsere dringlichsten Wohnungsprobleme löst und sowohl der Landkreis Harburg als auch die Stadt Buchholz davon profitieren.
WOCHENBLATT: Dabei hat die SPD - auch in Buchholz - die Ortsumfahrung über lange Zeit bekämpft ...
Gerdau: Das ist richtig, es gab aber auch gute Gründe dafür. Der alte Ostring war als Luxusstraße konzipiert, die für die damaligen Verhältnisse deutlich überdimensioniert war. Mittlerweile hat sich die Lage aber geändert. Buchholz hat inzwischen mehr Einwohner, der Verkehr hat deutlich zugenommen. Ich wohne in der Innenstadt und bekomme täglich mit, dass mitunter nichts mehr geht. Als ich damals die Fahrschule in Buchholz besucht habe, ist mir kaum ein anderes Auto entgegengekommen. Heute beobachte ich zu Stoßzeiten ein verstopftes Buchholz. Ich kann die Diskussionen über die Ostumfahrung nicht mehr hören. Wir müssen zu einer Entscheidung kommen. Ich bin der Meinung, dass wir die östliche Umfahrung und Erschließung brauchen und diese auch kommen wird.
WOCHENBLATT: Das sieht Ihr Parteikollege Norbert Stein (Buchholz' Ex-Bürgermeister, d. Red.), der ebenfalls Mitglied im Kreistag ist, aber deutlich anders. Er opponiert gegen die Ortsumfahrung, wo es nur geht.
Gerdau: Seine kritische Haltung ist bekannt, aber die Mehrheit sowohl in der Stadt Buchholz als auch in der Kreis-SPD stimmt für das Projekt "Buchholz 2025plus". Wir haben viel Arbeit und Diskussionen in der Partei hinter uns, um zu dieser Position zu kommen. Ich bin stolz auf meine SPD, dass wir das geschafft haben.
WOCHENBLATT: In der öffentlichen Wahrnehmung ist die SPD aber gespalten, in die Ostumfahrungsbefürworter auf der einen und die -gegner auf der anderen Seite.
Gerdau: Nochmal, die Mehrheit ist für "Buchholz 2025plus", kritische und ablehnende Stimmen kommen aber nicht nur aus der SPD. Ja, es gibt konträre Meinungen in der SPD. Aber wir tun gut daran, jetzt gemeinsam in eine Richtung zu marschieren. Das habe ich intern auch mehrfach gesagt. Norbert Stein ist ein einzelnes Mitglied des Kreistages, spricht aber nicht für die gesamte Partei. Das ist ihm auch bewusst, andere versuchen, es bewusst anders zu interpretieren.
WOCHENBLATT: Sie sagten, dass der Landkreis Harburg und die Stadt Buchholz von "Buchholz 2025plus" profitieren können. Wie meinen Sie das?
Gerdau: Der Landkreis Harburg könnte mit der Umfahrung seine Aufgabe wieder erfüllen, einen fließenden überörtlichen Verkehr zu gewährleisten. Die Buchholzer Innenstadt wird entlastet und wir als Stadt bekämen die Möglichkeit, die Innenstadt selbstständig neu zu entwickeln. Mir schwebt ein Mischverkehr vor, in dem alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sind. Damit werden die Geschäfte und die Aufenthaltsqualität gestärkt. Ich nenne das eine positive Stadtrendite, also einen sozialen, ökologischen und gesellschaftlichen Mehrwert für eine Stadt.
WOCHENBLATT: Was wünschen Sie sich für die nächste Sitzung des Kreistages im Juni, wenn über die nächsten Schritte von "Buchholz 2025plus" entschieden wird?
Gerdau: Wir werden den Verwaltungsvorlagen zustimmen und die weitere Planung vorantreiben. Wir wollen den Prozess weiterhin kritisch und konstruktiv begleiten. Natürlich wollen wir regelmäßig über den Kostenrahmen informiert werden. Ich sehe kein Problem darin, die Notbremse zu ziehen, wenn die Ortsumfahrung zu teuer wird. Großprojekte dürfen nicht zum Millionengrab werden, aber die Chancen für "Buchholz 2025plus" dürfen wir nicht verstreichen lassen. Es gilt das Primat der Politik, das heißt, wir Abgeordneten haben im Kreistag und im Stadtrat bei allen Entscheidungen das letzte Wort. Ich habe noch einen anderen Wunsch ...
WOCHENBLATT: Und zwar?
Gerdau: Ich wünsche mir, dass die Ostumfahrung kein großes Thema im Kommunal-Wahlkampf wird. Das hatten wir schon so viele Male. Ich würde mich freuen, wenn wir das Thema Ostumfahrung und Kreisverkehr am Nordring abräumen und andere Projekte wieder in den Vordergrund rücken. Als Beispiel sei die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum genannt.
WOCHENBLATT: Herr Gerdau, vielen Dank für das Gespräch.

Buchholz: Schlagabtausch um Kreisel am Nordring
Redakteur:

Oliver Sander aus Buchholz

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