"Azubis nicht hinhalten"

Die Mitglieder der Tischler-Innung des Landkreises Harburg trafen sich zur Betriebsbesichtigung im Unternehmen von Axel Scharfenberg (li.) in Hanstedt | Foto: mum
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JOBS und KARRIERE

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Tischler-Innung diskutiert richtigen Umgang mit angehenden Auszubildenden.

(jab/mum). "Wir müssen wieder fairer miteinander umgehen", appellierte jetzt Frank Matthies, Chef der gleichnamigen Tischlerei in Seevetal, an seine Innungskollegen. Die Frühjahrs-Versammlung der Tischler nahm Matthies zum Anlass, ein Thema anzusprechen, das ihm offensichtlich sehr unter den Nägeln brennt. "Es gibt Betriebe, die mehreren Bewerbern einen Ausbildungsplatz in Aussicht stellen und sich dann kurzfristig für den besten Schüler entscheiden", so Matthies. Die anderen würden dann ohne einen Betrieb dastehen.
Dazu muss man wissen, dass der Ausbildung im Tischler-Handwerk ein Jahr an der Berufsfachschule vorausgeht. Im Laufe dieser Schulzeit absolvieren die angehenden Azubis zwei Praktika - zum einen, um selbst sicherzugehen, dass ihre Berufswahl richtig ist. Zum anderen, um Betriebe kennen zu lernen. Nicht selten führen diese Praktika zu einem Ausbildungsvertrag.
Im Gegensatz zu vielen anderen Handwerksbranchen können sich die Tischler nicht über Nachwuchssorgen beklagen. Allein im Landkreis Harburg besuchen aktuell 33 junge Leute das vorbereitende Jahr. Doch finden sie alle einen Ausbildungsplatz? Daran zweifelt zumindest Matthies. "Wenn die jungen Leute erst im Mai oder Juni eine Absage bekommen, dann haben die meisten Betriebe ihre Lehrstellen bereits vergeben", sagt der Seevetaler. "Wir sollten uns daran erinnern, dass im Handwerk ein Handschlag so gut wie ein Vertrag ist."
Während manche Betriebe Matthies zustimmten, warb Axel Scharfenberg aus Hanstedt um Verständnis für seinen Standpunkt. "Die Auswahl der Auszubildenden ist für einen kleinen Betrieb wichtig. Der junge Mensch muss ins Team passen, sonst droht eine schlechte Atmosphäre. Von daher nehme ich mir schon das Recht heraus, den besten Kandidaten zu nehmen."
Im Landkreis Stade sieht man das Verhalten der Nachbarn kritisch. Jörg Klintworth, Kreishandwerksmeister und Obermeister der Tischler-Innung im Landkreis Stade, ärgert sich über das Verhalten mancher Kollegen. "Das ist unmenschlich, das macht man nicht", so Klintworth. Betriebe dürften sich nicht die Bewerber "heiß halten", wenn am Ende die Gefahr bestehe, dass die abgelehnten Kandidaten keinen Platz mehr finden.
In der Stader Region gebe es wie im Landkreis Stade ausreichend viele Bewerber, sagt Klintworth, "aber zu wenig ausbildende Innungsbetriebe". Aktuell befinden sich 43 Schüler an der Berufsfachschule, davon werden aber nur rund 25 bis 30 Bewerber eine Ausbildungsstelle finden. Es sei normal, dass die Betriebe sich mehrere Bewerber anschauen und kennen lernen möchten, um sich die besten auszusuchen, aber von einer Hinhaltetaktik halte er nichts.
Einig waren sich die Tischler darin, dass die beiden Praktika möglichst früh im Jahr stattfinden sollten. Das könnte frühzeitig für Klarheit sorgen - für den Auszubildenden und den Betrieb.
Nach der Ausbildung stellt sich für die Tischler eine andere Situation da. Nur wenige Gesellen bleiben tatsächlich in ihren Betrieben. "Die jungen Leute zieht es ins Ausland, sie studieren oder lernen einen anderen Beruf", so Lehrlingswart Bernd Hintze. Zudem gäbe es Betriebe, die die frischen Gesellen mit mehr Lohn und besseren Arbeitsbedingungen abwerben würden.

Tischler-Azubis in Zahlen
Zurzeit zählt die Innung im Landkreis Harburg 42 Betriebe, dazu kommen je sechs Gast- und Ehrenmitglieder. Aktuell werden 28 Jugendliche im zweiten und 19 im dritten Lehrjahr ausgebildet. Acht Auszubildende lernen direkt im ersten Ausbildungsjahr in den Betrieben. Die Berufsfachschule (BFS) in Buchholz besuchen 33 Schüler in zwei Klassen. Davon hätten zwölf bereits einen Ausbildungsplatz ab Sommer gefunden.
Im Landkreis Stade bildet ungefähr die Hälfte der 49 Betriebe der Tischler-Innung aus. Die Ausbildung sieht das Jahr in der BFS als erstes Lehrjahr, wenn auch ohne festen Ausbildungsbetrieb, vor. Zurzeit befinden sich 43 Schüler in zwei Klassen an der BFS in Stade. Im zweiten Lehrjahr befinden sich 34 und im dritten derzeit 31 Azubis in den Betrieben.

Die Mitglieder der Tischler-Innung des Landkreises Harburg trafen sich zur Betriebsbesichtigung im Unternehmen von Axel Scharfenberg (li.) in Hanstedt | Foto: mum
Obermeister in Stade:
Jörg Klintworth
Redakteur:

Sascha Mummenhoff aus Jesteburg

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