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Marion Wirtky möchte ihren 15 Jahre alten VW Touran weiter fahren
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Foto: Helena GARCIA@AdobeStock.com

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Schreiben aus Flensburg: Kraftfahrt-Bundesamt ruft Dieselfahrer zum Kauf neuer Fahrzeuge auf / Betroffene: "Ich fühle mich durch das Schreiben genötigt"

(os). Vor 15 Jahren kaufte sich Marion Wirtky (80) mit ihrem mittlerweile verstorbenen Ehemann einen VW Touran Diesel. Seitdem leistet das Fahrzeug gute Dienste, die Buchholzerin Marion Wirtky nutzt es zum Einkaufen oder für Fahrten zum Sport. Geht es nach dem Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in Flensburg, sollte die Seniorin ihren alten Diesel abgeben und sich ein neues Auto kaufen. So steht es in einem Schreiben, das in den vergangenen Wochen bundesweit an rund 1,5 Millionen Fahrzeughalter verschickt wurde und in dem für Umtauschaktionen und Rabatte der Autohersteller geworben wird. Namentlich genannt werden nur die Hotlines der Hersteller BMW, Daimler und VW.
"Ich fühle mich durch das Schreiben genötigt", sagt Marion Wirtky. "Wenn das Kraftfahrt-Bundesamt mir noch einen Scheck über 15.000 Euro mitgeschickt hätte, würde ich vielleicht über ein neues Auto nachdenken." Sie betont, dass sie ihren alten VW behalten möchte. "Ich werde das Schreiben ignorieren und gar nichts tun", betont die Buchholzerin.
Der Hinweis auf die Hotlines in dem KBA-Schreiben führte bereits zu zahlreichen Reaktionen bei den Automobilherstellern und den Autoverkäufern vor Ort. "Meistens sind diese positiv", berichtet Philip Leuchtenberger, Mitglied der Geschäftsführung beim BMW-Autohaus STADAC, das an den Standorten Stade, Buxtehude, Buchholz, Norderstedt und Ahrensburg vertreten ist. Jeder bekomme zwar erst einmal einen Schrecken, wenn er Post vom KBA bekommt. "Der Inhalt kann den Leser verwirren", räumt Leuchtenberger ein. Allerdings sei das KBA die einzige Institution, die über die Daten der Dieselbesitzer verfügt. BMW gehe mit den Daten sehr sensibel um und melde sich nur bei den Kunden, die eine telefonische Kontaktaufnahme ausdrücklich erlaubt haben, erklärt Philip Leuchtenberger.
Eine Anfrage der WOCHENBLATT-Redaktion an das KBA in Flensburg blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

Der Brief des KBA im Wortlaut:

Sehr geehrte Frau Wirtky, ausweislich des Zentralen Fahrzeugregisters beim Kraftfahrt-Bundesamt sind Sie am 2. Oktober 2018 als Halter eines Dieselfahrzeugs eingetragen, das der Abgasnorm Euro 5 oder Euro 4 entspricht und in einer Region zugelassen ist, in der ein Stickstoffoxid-Jahresmittelwert von mehr als 50 Mikrogramm/Kubikmeter Luft überschritten wird.
Daher soll dieses Schreiben Sie über das am 24. Oktober 2018 beschlossene Konzept der Bundesregierung für saubere Luft und die Sicherung der individuellen Mobilität in unseren Städten informieren. Dieses Konzept soll zur Verbesserung der Luft in unseren Städten beitragen, die individuelle Mobilität weiter gewährleisten und Fahrverbote in unseren Städten sowie unangemessene Belastungen für Besitzer eines Diesel-Pkw vermeiden. Maßgeblicher Bestandteil des Konzepts ist die Flottenerneuerung, um Fahrzeuge mit moderner Abgasreinigung in den Verkehr zu bringen. Dazu bieten die deutschen Autohersteller in den 15 besonders belasteten Regionen mit einem Stickstoffdioxid-Jahresmittelwert von mehr als 50 Mikrogramm/Kubikmeter Luft Umtauschaktionen an.
Im Rahmen der Umtauschaktionen können betroffene Bürger Umtauschprämien, Leasingangebote oder Rabatte der Fahrzeughersteller in Anspruch nehmen, um im Rahmen einer Flottenerneuerung einen wirksamen und maßgeblichen Beitrag zur Reduzierung der Fahrzeugemissionen und zu einer Verbesserung der Luftqualität in unseren Städten zu leisten. Die Umtauschaktionen der Hersteller können sofort in Anspruch genommen werden.
Über die Angebote der Fahrzeughersteller zur laufenden Umtauschaktion können Sie sich über die Hotline der Hersteller oder deren Internetseite unter o.g. Links informieren.
Es bleibt Ihnen natürlich unbenommen, sich auch bei anderen Herstellern über laufende Umtauschaktionen zu informieren.
Durch Ihr Mitwirken bei der Flottenerneuerung kann die Luft in unseren Städten weiter verbessert werden, ohne dass Sie eine Einschränkung für Ihr Mobilitätsverhalten befürchten müssen.
Mit freundlichen Grüßen, Kraftfahrt-Bundesamt.

Kommentar

Informieren ja, beeinflussen nein

Eigentlich ist das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in Flensburg dafür da, um die Autohersteller zu kontrollieren. In dem Brief an die Halter älterer Dieselfahrzeuge geriert sich die Bundesbehörde allerdings als Werbebotschafter. Für mich ist diese Form der Aufarbeitung der Dieselaffäre eine Bankrotterklärung der Bundesregierung vor der mächtigen Autoindustrie und ein Schlag ins Gesicht der Bürger, die sich in gutem Glauben ein Dieselauto gekauft haben und dieses nun ersetzen sollen.
Nur zur Erinnerung: Auslöser der Misere war der Weltkonzern VW, der Dieselmotoren manipulierte. Anstatt aber die Verursacher zur Verantwortung zu ziehen und sie z.B. zu einer Hardware-Nachrüstung zu verpflichten, sollen jetzt die Käufer und Nutzer des schadhaften Produkts die Folgen tragen. Und ausgerechnet eine Bundesbehörde präsentiert die denkbar einfache Lösung: Schmeiß die alte Dreckschleuder weg und nutze die Rabattaktionen der Autohersteller für die "Flottenerneuerung". Ich dachte bislang immer, dass jeder Bürger selbst entscheiden kann, wann er sich welchen Gebrauchsgegenstand kauft. Mit dem Schreiben des KBA öffnet die Bundesregierung die Büchse der Pandora: Was mit der Zwangs-Erneuerung alter Autos funktioniert, muss doch auch mit anderen Gütern klappen, oder?
Meine Kritik richtet sich ausdrücklich nicht an die Autohändler vor Ort. Diese bekommen Reaktionen auf eine Misere, die sie nicht zu verantworten haben. Und sie wären schlechte Kaufleute, wenn sie nicht die Möglichkeit ergriffen, ihre Waren zu verkaufen.
Dass das KBA in seinem Schreiben nur auf die Hotlines von drei ausgesuchten Autoherstellern - BMW, Mercedes und VW - hinweist, ist für mich schon fast illegale Werbung. Auch Audi, Opel, Ford, Skoda, Renault, Seat, Fiat, Nissan Toyota, Mazda, Kia, Hyundai und Jaguar/Land Rover haben nach einer aktuellen Aufstellung des ADAC Rabattaktionen. Das KBA soll informieren, beeinflussen darf es nicht.
Übrigens: Ob die neuen Fahrzeuge wirklich so viel umweltfreundlicher als die alten Autos sind, muss sich noch weisen. Derzeit bringt die aktuelle Euro-6-Norm erst einmal nur den Vorteil, dass die Halter nicht von möglichen Fahrverboten betroffen wären. ^Oliver Sander

Marion Wirtky möchte ihren 15 Jahre alten VW Touran weiter fahren
Der Brief des Kraftfahrt-Bundesamtes wurde bundesweit an Halter von alten Dieselfahrzeugen verschickt | Foto: Bearbeitung: MSR
Redakteur:

Oliver Sander aus Buchholz

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