Für die Gleichstellung wird ein gemischter Chor zum Frauenchor
tk. Buxtehude. Damit gesetzlichen Vorgaben Genüge getan wird, wird aus einem gemischten Chor ein Frauenchor. Ein Scherz? Mitnichten! Im Gleichstellungsbericht der Buxtehuder Stadtverwaltung für die Jahre 2010 bis 2013 muss jeder Fachbereich angeben, was zur Gleichstellung von Frauen und Männern unternommen wurde. Das Kulturbüro der Stadt berichtet, dass Künstlerinnen die Möglichkeit gegeben wurde, sich zu präsentieren. Ein Beispiel fürs Jahr 2010: der Auftritt des Frauenchors "Camerata Rossinyol". Der ist allerdings seit seiner Gründung ein gemischter Chor und hat damit die Gleichstellung von Frau und Mann vollzogen. Auch mit der Aufführung von Bizets Oper "Carmen" wurde "der Blick auf künstlerische Leistungen von Frauen gerichtet".
Ich sehe förmlich manche Fachgruppenleiterinnen und -leiter der Stadtverwaltung vor dem leeren Blatt Papier, das aus dem Büro der Gleichstellungsbeauftragten Gabi Schnackenberg kommt: "Was trage ich da bloß ein?" Ein männlicher Vorgesetzter aus einer offenbar technikorientierten Abteilung hat es so formuliert: "Schritte zur Verhinderung oder Beseitigung evtl. bestehender Benachteiligungen erscheinen nicht erforderlich, da hier Benachteiligungen nicht bekannt sind." Des Rätsels Lösung: Es gibt in diesem Bereich keine Mitarbeiterinnen.
Gleichstellung als ganzheitliche Aufgabe hat vor allem die Stadtbibliothek beispielhaft erkannt. Es nutzen unverhältnismäßig wenig Männer den Lesetempel. Und das, obwohl Männer samstags die Bilbliothek. Allerdings meist als Begleiter von Frau und Kindern. Das Gleichstellungsziel: effizientere Nutzung der für Männer gedachten Angebote.
Auch wenn jetzt Verwaltungsmitarbeiterinnen und Leserinnen zu dem Schluss kommen, dass der Verfasser des Artikels ein Riesen-Chauvi sein muss: Ein solcher Gleichstellungsbericht bringt für die Gleichstellung herzlich wenig. Dinge wie ungleiche Bezahlung für gleiche Jobs, zu wenig Frauen als Vorstandsvorsitzende oder Aufsichtsräte sind Probleme, die angepackt werden müssen. "Dieser Bericht ist eine Farce", ein Satz, der nicht von mir, sondern von einer Frau kommt. Tom Kreib
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