Bewohner wehren sich
Heftiger Zoff im Buxtehuder Seniorenheim

Rechtsanwalt Dr. Florian Kolbinger und Dorea-Geschäftsführerin Monika Füller bei der Informationsveranstaltung in Buxtehude | Foto: sla
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sla. Buxtehude. "Die Informationsveranstaltung hat rein gar nichts gebracht", resümierte einer der Senioren des betreuten Wohnens im Seniorenheim Dorea Familie Buxtehude, ehemals Este-Wohnpark, in der Kottmeierstraße. Wie berichtet, wehren sich die betreffenden Senioren schon länger gegen eine geplante Vertragsänderung zur nächtlichen Betreuung durch eine externe Firma, die laut den Senioren Nachteile für sie bringen würde. Die Dorea Familie hatte die Bewohner daher zu einer Informationsveranstaltung am vergangenen Donnerstag eingeladen, bei der Monika Füller, Geschäftsführerin für den ambulanten Bereich, und Dr. Florian Kolbinger, Anwalt für die Dorea, den Senioren die neuen Rahmenbedingungen erläutern wollten.

Begründung für die geplante Vertragsänderung: Heimaufsicht und Pflegekassen lehnen die bisherige nächtliche Betreuung durch die stationäre Pflege aus gesetzlichen Gründen ab.
Über 50 Senioren nahmen an der Informationsveranstaltung teil, die jedoch durch fehlendes Mikrophon und Lautsprecher und ohne den angekündigten Vertreter des künftigen Notruf-Anbieters, der aufgrund eines Corona-Falls nicht teilnehmen konnte, für noch schlechtere Stimmung bei den Senioren sorgte.
Nach wie vor bestehen die Bewohner weiterhin auf Erfüllung ihres bisherigen Vertrages inklusive nächtlicher Betreuung vor Ort, die bislang durch die stationäre Pflege in der Buxtehuder Einrichtung zufriedenstellend erfüllt wurde. Durch die künftige externe Versorgung sehen die Senioren eine Gefahr für Leib und Leben. "Wer kümmert sich um die Tante, wenn sie sich nachts verläuft oder im Badezimmer umkippt?", fragte eine der Angehörigen, die befürchten, dass die externe Betreuung von 21.30 bis 6 Uhr womöglich zu spät an Ort und Stelle sein würde.

Hintergrund

Wie berichtet, hatten die Bewohner bereits mehrfach an die Dorea in Berlin geschrieben - und keine Antwort erhalten. Allein das sorgt bei den betroffenen Bewohnern für Ärger und Verdruss. Sie schalteten inzwischen einen Anwalt ein, um zu ihrem Recht zu kommen.
Hintergrund: Bislang war eine nächtliche Betreuung vor Ort im Haus inklusive, künftig soll lediglich per Notknopf Hilfe von einem externen Pflegedienst angefordert werden können, die 30 Euro pro Einsatz kosten sollte. Diese Kostenforderung wurde inzwischen von der Dorea wieder zurückgenommen.
Die Unzufriedenheit der Bewohner ist geblieben und zeigte sich während der Informationsveranstaltung auch bei anderen Themen wie der neuen WLAN-Nutzung über Dorea-Entertain, die mit einem Vertrag und zusätzlichen Kosten für die Senioren verbunden ist. "Weil ich den neuen Vertrag nicht unterschreiben wollte, bekam ich einen Drohbrief, dass ich alles illegal nutzen würde", berichtete einer der Bewohner, was auch andere Bewohner und Angehörige kritisierten.
"Es geht immer nur um Geld - der Mensch ist Nebensache", sagte der Sprecher der Interessengruppe des betreuten Wohnens, der dafür von den anwesenden Seniorinnen und Senioren großen Beifall erhielt. Die Mitarbeiter und die Heimleitung treffe keine Schuld an dem, was bei Dorea in Berlin passiere, betonten die betroffenen Senioren.

Nach rund anderthalb Stunden wurde die Veranstaltung beendet. Sie soll zu einem späteren Zeitpunkt unter besseren Bedingungen hinsichtlich Akustik und Teilnahme eines Vertreters des externen Notrufdienstes fortgesetzt werden.
Hintergrund: Kurz vor Weihnachten 2021 wurde die Veränderung der nächtlichen Rufbereitschaft den Senioren mitgeteilt. Die neue Lösung ist für die Senioren nicht akzeptabel. Vor allem für die pflegebedürftigen Bewohner, die teilweise von Demenz betroffen seien, sei diese Änderung äußerst dramatisch und womöglich lebensbedrohlich. Mit Schreiben vom 31. März wurde den Bewohnern von der Dorea ein neuer Vertrag angeboten: "Man habe zum Ende des vergangenen Jahres bestehende Strukturen im Konzern aufgelöst. Besonders deutlich werde dieses in Buxtehude. Dort hat vormals eine GmbH & Co. KG die stationäre Pflege und eine weitere GmbH & Co. KG die ambulante Pflege erbracht. Beide Betriebe sind infolge des Ausscheidens des persönlich haftenden Gesellschafters bei der Agitalis GmbH angewachsen. Mit dem Einsatz von Kräften, die in der Nacht stationäre Betreuung erbringen, verstoße man gegen ein behördliches Verbot - und schlage daher einen ambulanten Dienst vor. Nach dem Vertrag sei man lediglich zum Vorhalten des Notrufservices verpflichtet, nicht aber zu bestimmten Reaktionszeiten", heißt es darin.

Es geht auch anders

sla. Buxtehude. Das WOCHENBLATT informierte sich über die Möglichkeiten der nächtlichen Betreuung bei einem Leiter einer Senioreneinrichtung in der Region. Er habe die WOCHENBLATT-Berichterstattung verfolgt und könne den Unmut der Bewohner gut verstehen. Seine Meinung: Es gäbe durchaus auch andere Lösungen, etwa in Kooperation mit dem Malteser Hilfsdienst, die sich in nächster Nähe befinden und mit dem die Bewohner Einzelverträge schließen müssten. Als weitere Möglichkeit könnte die Buxtehuder Dorea-Einrichtung sich auch selber für zertifizieren lassen und die nächtliche Betreuung übernehmen - ohne gegen gesetzliche Regeln zu verstoßen.

Weniger Service und mehr Kosten für den Notdienst
Redakteur:

Susanne Laudien aus Buxtehude

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