Obwohl die Nachfrage groß war und die Fachkräfte fehlen, ist Schluss
Hochschule 21 in Buxtehude beendet Hebammen-Studiengang

Schon heute gibt es einen akuten Hebammenmangel. Schwangere müssen sich zum Beispiel sehr früh um die nachgeburtliche Betreuung durch eine
Hebamme kümmern | Foto: AOK Medienservice
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tk. Buxtehude. Die Hochschule 21 (HS21) in Buxtehude hatte alles richtig gemacht und weitsichtig geplant: Schon vor der Akademisierung des Hebammen-Berufs, alle künftigen Geburtsfachkräfte müssen jetzt studieren, hatte die HS21 im Jahr 2015 einen Hebammen-Studiengang angeboten. "Die Nachfrage war größer als das Angebot", sagt Prof. Dr. med. Barbara Zimmermann, Vizepräsidentin der Hochschule und Leiterin der Gesundheitsstudiengänge. Rund 150 Studentinnen haben sich bis heute für das duale Studium Hebamme in der Estestadt eingeschrieben. Dennoch ist jetzt Schluss.

Zum Wintersemester werden keine neuen Hebammen-Studierenden anfangen. Die letzten Studentinnen in diesem Fachbereich werden in Buxtehude ihre akademische Ausbildung in dreieinhalb Jahren beendet haben, dann ist der Studiengang Geschichte. "Das tut weh", sagt Barbara Zimmermann.

Der Grund für das Aus liegt nach Zimmermanns Worten vornehmlich in Hamburg. Das Studium ist, wie alle Angebote der HS21, dual. Das heißt, gleichberechtigt neben der Hochschule steht die Praxis. Die haben die angehenden Hebammen bislang im Bildungszentrum für Gesundheitsberufe (BZG) in Hamburg gelernt. Das BZG hat sein Angebot aber eingestellt, weil es künftig beim großen Nachbarn ein Hebammen-Studium an der Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) gibt, das Praxis und akademische Ausbildung vereint. "Das war eine Entscheidung auf politischer Ebene", sagt Barbara Zimmermann. 
 
Zudem gebe es eine zweite Baustelle, so die Vizepräsidentin der Hochschule. Die Praxisplätze in Hamburger Kliniken, auf die auch die Buxtehuder Studierenden angewiesen sind, gehen erstrangig an die HAW-Studentinnen. Keine praktische Ausbildung, keine Praxisplätze - "die Entscheidung, den Studiengang zu schließen, fiel uns sehr schwer, ist aber unausweichlich gewesen", so Barbara Zimmermann.

Ein Hamburger Solo, wie jetzt bei den Hebammen, findet sie falsch. Denn: "Der Mangel an Hebammen ist ein Problem in ganz Deutschland." Diese Fachkräfte würden fehlen und zudem gehen viele Hebammen aus der Babyboomer-Generation bald in Rente. Schon jetzt werde viel zu wenig ausgebildet. Es wäre also ein Miteinander wichtig und keine Alleingänge. Für die Region von Winsen bis Cuxhaven dürfte es klare Nachteile geben: "Erfahrungsgemäß bleiben einige Hebammen nach Studium und Ausbildung hier", sagt Barbara Zimmermann. Wenn in drei Jahren Schluss ist, wird dieser Fachkräftenachwuchs ausbleiben.

Die SPD-Landtagsabgeordnete Petra Tiemann aus dem Kreis Stade ist in ihrer Fraktion Fachfrau für Gesundheitsthemen. "Ich bin da dran", sagt sie über das erzwungene Ende des Buxtehuder Hebammen-Studiengangs. Es wäre grundsätzlich besser, wenn alle norddeutschen Flächen- und Stadtstaaten eine gemeinsame Strategie entwickeln würden. Petra Tiemann verweist darauf, dass auch in Bremen Studium und Ausbildung der Hebammen primär mit Blick auf die eigenen Bedarfe entwickelt wurden.

Das endgültige Ende des Buxtehuder Angebots sei in der niedersächsischen Gesundheitspolitik nicht intensiver diskutiert worden, "weil in den vergangenen Monaten alles Corona untergeordnet gewesen ist". Das werde sich aber ändern, so die SPD-Landtagsabgeordnete. "Der Fokus muss sich jetzt auch wieder auf die Hebammenausbildung richten." Petra Tiemann geht davon aus, dass sich die zuständigen Minister bzw. Senatoren zusammensetzen werden. Immerhin: Hamburg und Niedersachsen haben es, nach jahrelangem Ärger, geschafft, ihre großen Baustellen miteinander zu koordinieren. Vielleicht klappt das ja auch auf diesem Gebiet der medizinischen Ausbildung und Versorgung.

Die Strukturen, um erneut ein Hebammen-Studium anzubieten, sind an der Buxtehuder Hochschule vorhanden. "Man soll nie nie sagen", findet auch Barbara Zimmermann.

Schon heute gibt es einen akuten Hebammenmangel. Schwangere müssen sich zum Beispiel sehr früh um die nachgeburtliche Betreuung durch eine
Hebamme kümmern | Foto: AOK Medienservice
Prof. Dr. med. Barbara 
Zimmermann: "Die Entscheidung ist uns schwergefallen" | Foto: HS21
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Tom Kreib aus Buxtehude

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