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Millionenschaden im Buchholzer Freibad

Landkreise Stade / Harburg
Immer noch zu wenig männliche Erzieher in Kitas

Andreas Gubernatis, Einrichtungsleiter der Kita Inne Beek in Buxtehude | Foto: sv
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JOBS und KARRIERE

Seid ihr Schülerinnen oder Schüler und steckt noch mitten in der Phase der beruflichen Orientierung? Oder seid ihr bereits mittendrin in eurer Ausbildung? Egal, in welcher Phase ihr euch befindet, eines ist sicher: In Deutschland gibt es über 300 anerkannte Ausbildungsberufe, die nur darauf warten, von euch entdeckt zu werden! Egal, welchen Schulabschluss ihr habt, es gibt garantiert einen passenden Beruf für euch. Eine Ausbildung bietet nicht nur die Möglichkeit, frühzeitig Geld zu verdienen,...

(sv). Erzieher begleiten Kinder von klein auf, sind ihnen Vorbild und Vertraute zugleich und bereiten sie auf das Leben vor. So wichtig ihr Beruf auch ist, die Branche leidet seit Jahren am Fachkräftemangel - und an der katastrophal niedrigen Männerquote: 2010 waren laut dem Statistischen Bundesamt gerade einmal 3,6 Prozent der pädagogischen Fachkräfte in deutschen Kindertageseinrichtungen Männer, 2020 waren es immerhin schon 7,1 Prozent.
Andreas Gubernatis ist seit rund zehn Jahren Erzieher und seit vergangenem Jahr Einrichtungsleiter der AWO-Kita Inne Beek in Buxtehude. In der Kita arbeiten insgesamt 16 pädagogische Fachkräfte, davon sind drei Männer - Gubernatis inbegriffen. In Buxtehude kennt der 30-Jährige noch vier weitere männliche Erzieher. Dass viele Männer den Beruf immer noch nicht in Betracht ziehen, macht Gubernatis an den Arbeitszeiten, dem Gehalt, den generell fehlenden Aufstiegschancen und den meist nur befristeten Stellen fest.

Einrichtungsleiter Andreas Gubernatis legt großen Wert auf Transparenz und Zusammenarbeit mit den Eltern | Foto: sv
  • Einrichtungsleiter Andreas Gubernatis legt großen Wert auf Transparenz und Zusammenarbeit mit den Eltern
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"Außerdem scheint die Arbeit mit Jugendlichen für die meisten greifbarer zu sein. Nur wenige Männer bleiben nach der Ausbildung im Elementarbereich. Viele unterschätzen einfach, wie wichtig und umfangreich die frühkindliche Erziehung und Bildung ist. Wir sitzen hier nicht mit Arbeitszetteln und bereiten die Kinder auf die Schule vor, unser Ziel ist es, die Interessen der einzelnen Kinder zu fördern, ihren Sinn für Solidarität zu festigen und den Kindern möglichst viele positive und bestärkende Erinnerungen mit auf den Weg zu geben."
Während von den insgesamt 178 Mitarbeitenden der AWO-Kitas im Landkreis Stade sieben Prozent Männer sind, liegt die Quote der männlichen pädagogischen Mitarbeiter im Kitaverband Hittfeld (Landkreis Harburg) gerade mal bei vier Prozent und im Kitaverband Winsen bei fünf Prozent - von insgesamt 450 Mitarbeitenden.

Tobias Faße, pädagogischer Leiter des Kitaverbands Winsen, 2. von rechts | Foto: Wilfried Staake
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"Wir bemerken in den Kitas dasselbe Rollenkonstrukt wie in den Grundschulen", sagt Tobias Faße, pädagogischer Leiter des Kitaverbands Winsen. "Früher nahmen Männer nur Stellen in der Betreuung von Jugendlichen an und der Elementarbereich war ein reiner Frauenberuf. Aber mittlerweile übernehmen wir zunehmend mehr Männer im Elementarbereich."
Doch selbst wer sich als Erzieher verwirklicht, begegnet als Mann oftmals Vorurteilen und Misstrauen. Ein bekanntes Beispiel dafür ist der Missbrauchsskandal in der AWO-Kita in Nenndorf, 2020 (das WOCHENBLATT berichtete). Zehn Strafanzeigen wurden von Eltern wegen mutmaßlichen Missbrauchs gegen einen Erzieher ausgesprochen - am Ende stellte das Gericht das Verfahren ein, weil es keine Anhaltspunkte gab, dass der Erzieher die Taten begangen hatte. Weiterarbeiten konnte der Erzieher dennoch nicht in der Kita, er war für den Beruf verbrannt.

Andreas Gubernatis, Einrichtungsleiter der Kita Inne Beek in Buxtehude | Foto: sv
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"Das Wichtigste für einen Erzieher, unabhängig vom Geschlecht, ist, Vertrauen und Transparenz gegenüber den Kindern und Eltern zu schaffen", weiß Gubernatis. "Deshalb haben wir auch ein ausführliches Kinderschutzkonzept. Beispielsweise achten wir darauf, dass niemand, egal ob Mann oder Frau, über einen längeren Zeitraum mit einem Kind alleine ist. In einer Schlafsituation wie in der Krippe sind wir immer zu zweit und beim Wickeln wird grundsätzlich die Tür aufgelassen."
Gubernatis sieht das System Kita als ein Dreieck aus Kindern, Eltern und Fachkräften an, deren aller Sichtweisen gleichermaßen geachtet werden müssen. Die Pandemie habe das transparente Arbeiten jedoch erschwert. "Die Eltern haben inzwischen seit über einem Jahr nicht mehr den geschützten Kitabereich betreten." Um sie dennoch mit einzubinden, arbeite die Kita mit Aushängen und Gruppenbüchern. Außerdem wurde von den Eltern vor kurzem ein Förderverein gegründet.

Redakteur:

Svenja Adamski aus Buchholz

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