Neustart in Norwegen
Pastor Lutz Tietje zieht nach Oslo: Abschied nach 18 Jahren
tk. Buxtehude. Zwischen Buxtehude und Oslo liegen rund 850 Kilometer. Die deutsche Gemeinde in Norwegens Hauptstadt, die Pastor Lutz Tietje dort ab September betreut, hat 600 Mitglieder. Die Buxtehuder St.-Paulus-Kirchengemeinde, in der er seit 18 Jahren als Seelsorger arbeitet, hat rund 6.000 Mitglieder. Diese großen Unterschiede, der fast radikale Bruch, ist gewollt: "Etwas ganz anderes, neue Horizonte entdecken", sagt Lutz Tietje über seinen Weggang aus Buxtehude, der gleichzeitig ein Aufbruch ist. Dass er nicht einfach irgendwo in der Landeskirche Hannover eine neue Pfarrstelle gesucht hat, habe auch damit zu tun, was St. Paulus ist: "Mutig und innovativ", sagt der scheidende Pastor über seine Gemeinde. "Die Menschen und Freundschaften werde ich vermissen."
Norwegisch lernen er und seine Frau, die Ärztin ist, schon jetzt. "So schwierig ist das nicht", meint Lutz Tietje. Ob noch ein Intensivkursus vor Dienstantritt in Oslo kommt, sei aber ungewiss. "Corona wirbelt vieles durcheinander." Auch die Bewerbung in Oslo verlief alles andere als normal. "Alles nur über Zoom", berichtet Lutz Tietje. Obwohl Oslo mit einer halben Million Einwohner eine sehr lebendige Metropole ist, ist seine deutsche Gemeinde nur klein - dafür aber übers ganze Land verstreut. Bisweilen wird Lutz Tietje also eine Art Pastor "on the road" sein. Predigen wird er auf Deutsch, wenn es zum Beispiel Trauungen von binationalen Paaren gibt, ist der Gottesdienst mehrsprachig.
Lutz Tietje ist gespannt auf seine neue Gemeinde und ihre Menschen. Doch vorher kommt ein Prozess, der schmerzhaft ist: Ade in Buxtehude zu sagen, die Koffer zu packen. Der Pastor betont, dass es nichts, aber auch gar nichts gebe, was ihn von Paulus weggedrängt habe. "Einer Gemeinde tut ein Wechsel nach so langer Zeit allerdings auch gut."
Wenn er auf 18 Jahre in Buxtehude zurückschaut, dann mit dem Gefühl, etwas geschafft zu haben. "Für Paulus ist es typisch, nicht nur neu, sondern auch groß zu denken", sagt er. Die gut bestückte "Paulz"-Stiftung etwa oder andere Gottesdienstformen, wie den "GoSpecial". "Dann wollen wir damit nicht 20 Leute erreichen, sondern 250 in der Kirche sehen", so Lutz Tietje. Um die Zukunft von St. Paulus ist ihm nicht bange und in den Chor der Pessimisten, die das Ende der Evangelischen Kirche beklagen, stimmt er nicht ein. "Wir gehen nicht unter." Man müsse akzeptieren, das Kirche kleiner werde. Trotz sinkender Mittel werde es eine lebendige Kirche geben. Wo Lutz Tietje mit Blick in die Zukunft sehr direkt wird: "Wir müssen noch mehr Neues wagen, wir müssen niedrigschwelliger werden und wir müssen vor allen Dingen so mit den Menschen reden, dass sie uns verstehen." Also kein abgehobenes, geschliffenes Theologen-Deutsch. Wenn er im Konfirmationsgottesdienst jemanden sitzen habe, der seit 20 Jahren nicht mehr in der Kirche war und jetzt ein familiäres Pflichtprogramm absolviere, dann solle auch der nach seiner Predigt sagen können: "Da war ein Stück für mich dabei."
Lutz Tietje freut sich auf Oslo und seine Gemeinde kann sich auf ihren neuen Pastor freuen. Sie sei vom Alter eine junge Gemeinde. Da passen innovative Ansätze vermutlich hervorragend. Und: Abwarten, wie viele Buxtehuder den Weg nach Oslo finden. Lutz Tietje und seine Frau wohnen mitten in der Hauptstadt. "Norwegen, das habe ich in vielen Gesprächen festgestellt, ist für viele ein Sehnsuchtsort."
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